Pandoras Tochter
Renata?«
Sie erwiderte seinen Blick. »Nein, ich habe sie bereits ein bisschen durchgeschüttelt. Ich musste sofort handeln, sonst hätte es wahrscheinlich Stunden oder Tage gedauert, bis ich etwas aus ihr herauskriege. Und Mark hätte das als ›ineffizient‹ bezeichnet.« Sie wandte sich an Megan. »Ich habe ihr keine bleibenden Schäden zugefügt und gerade so viel getan, dass sie begreift, wie ernst es mir ist. Sie hat ihnen geholfen, Phillip aus der Klinik zu holen. Wäre es dir lieber, ich ließe sie ihre Lügen und Storys erzählen, bis es zu spät ist und wir ihm nicht mehr helfen können?«
Megan schüttelte matt den Kopf. »Nein, aber es passt mir nicht, dass du das gemacht hast. Du musst auch einen Schaden davongetragen haben.«
»Was haben Sie noch herausgefunden?«, wollte Grady wissen.
»Sie hat für Molino in den letzten zehn Jahren in Paris, Athen und Miami gearbeitet. Sie hat alles gemacht, angefangen vom Drogentransport über Geldwäsche bis hin zu solchen Jobs wie heute Abend. Sie denkt, er hat ein Versteck in Tennessee, aber sie selbst war nie dort.«
»Mist!«
»Aber sie war in dem Apartment, das er in Miami bewohnt, 1230 Ocean View. Im letzten Monat hat sie ein Päckchen aus Zentralafrika dort abgeliefert.«
»Im Moment ist er nicht in Miami, verdammt.«
»Nein, aber Sie können Leute von der CIA in die Wohnung schicken, damit sie einen persönlichen Gegenstand von Molino holen und mir zukommen lassen. Woanders scheinen sie bisher kein Glück gehabt zu haben.«
»Bist du sicher, dass du etwas aus dieser Wohnung benutzen kannst, um ihn zu finden?«, fragte Megan.
Renata verzog die Lippen. »O ja. Hedda Kipler sagt, dass er die Dinge, die sie ihm gebracht hat, in der zweiten Schublade der Kommode neben der Badezimmertür aufbewahrt. Sagen Sie den CIA-Männern, dass sie mir etwas aus dieser Schublade schicken sollen, dann kann ich Molino ausfindig machen.«
»Du scheinst davon überzeugt zu sein.«
Renata schaute in die bösartigen Augen von Hedda Kipler. »Absolut.«
»Megan soll sich morgen Abend mit Molino in Redwing, Tennessee treffen. Redwing könnte ein Anfangspunkt für Sie sein.« Grady zuckte mit den Schultern. »Oder auch nicht. Vielleicht hat er sich einen Treffpunkt ausgesucht, der ewig weit weg von seiner derzeitigen Zentrale liegt.«
»Ich versuch’s mit Redwing. Wenn Sie den Leuten von der CIA Beine machen können, mache ich mich gleich morgen früh auf den Weg.«
»Ich rufe Venable sofort an«, sagte Grady. »Wir brauchen hier jemanden, der Hedda Kipler abholt, und zudem soll er jemanden in Molinos Miami-Apartment schicken. Erwartet Molino, etwas von ihr zu hören?«
Renata schüttelte den Kopf. »Sie hat mit Sienna telefoniert, als sie die Klinik verlassen hat. Darnell ist eine Stunde vor ihr mit Phillip in einem Krankenwagen losgefahren. Er hat vorgegeben, einen neuen Patienten ins Nebengebäude transportieren zu müssen; dann sind er und ein anderer von Molinos Männern in Phillips Zimmer gegangen, um Gardner dort zu treffen. Kurz darauf war alles vorbei.« Sie warf Megan einen Blick zu. »Wusstest du, dass Gardner auf Molinos Gehaltsliste stand?«
Megan nickte. »Molino hat es mir erzählt.«
»Gardner hat die ganze Sache inszeniert. Abends haben nur zwei Schwestern Dienst. Bei Komapatienten gibt es nicht viel zu tun, nachdem sie für die Nacht hergerichtet worden sind. Gardner sagte den Schwestern, dass er sie nicht mehr brauchte, und schickte sie, um Geld zu sparen, ins Schwesternheim. Heddas Job war, am Empfang zu bleiben, bis Megan in Phillips Zimmer war und Molino Kontakt mit ihr aufnehmen konnte.«
»Eiskaltes Dreckstück.«
»Sie ist abscheulich. Ich hatte fast gehofft, sie würde mir einen Grund geben, sie kaltzumachen«, sagte Renata. »Aber sie hat Mumm. Jeder hätte in die Klinik kommen und ihr Recht, dort zu sein, anzweifeln können. Aber sie hat ihre Befehle befolgt und ist geblieben, solange sie musste.«
»Und sie hat keine weiteren Anrufe getätigt?«
»Wenn ja, dann hätte sie es mir gesagt.« Renata setzte sich. »Und jetzt flick mich zusammen, Megan. Die verdammte Wunde blutet wieder.«
K APITEL 18
H
arley traf im Motel ein, als Megan noch die Wunde nähte.
Er schnalzte missbilligend mit der Zunge und schüttelte den Kopf. »Meine ganze Erste Hilfe war für die Katz, nur weil Sie so achtlos mit sich umgehen.« Er rümpfte die Nase, als er sich die klaffende Wunde ansah. »Das sieht ja schlimmer aus als vorher. Ich hoffe nur, Sie
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