Pandoras Tochter
Zustand bessert sich.«
»Das hat Darnell mitbekommen, als er versuchte, Sie ausfindig zu machen. Ich hatte ihn gebeten, Gardners Telefon von dem Moment an, in dem Sie nach Schweden abgeflogen sind, abzuhören.«
»Stimmt es, was Gardner gesagt hat? Geht es Phillip besser?«
»O ja, und Gardner war hin- und hergerissen. Aber letzten Endes wollte er doch nicht auf das Geld verzichten, weil er sonst sein kleines Reich verloren hätte. Sienna und ich haben überlegt, ob Sie das Risiko eingehen würden. Obwohl keiner von uns beiden Ihre Gründe versteht, dachten wir, dass Sie herkommen würden, wenn Sie hören, dass Ihr Onkel Fortschritte macht. Wir wären niemals so dämlich, das versteht sich von selbst.«
»Weil Sie beide eiskalt sind.«
»Meinem Sohn gegenüber war ich nie kalt. Und auch an meinem Hass auf Sie ist nichts kalt. Er ist glühend heiß, und er frisst mich auf. Als ich hörte, dass Sie nach Bellehaven kommen würden, hätte ich Darnell und ein paar andere Männer beauftragen können, Sie zu erledigen. Aber mir ist klar geworden, dass es so nicht ablaufen sollte. Der Ausgang wäre unsicher gewesen, weil Sie Grady und Harley an Ihrer Seite haben – doch das war nicht der einzige Grund. Ich will zusehen, wenn Sie langsam sterben.« Sein Tonfall wurde immer bösartiger. »Ich möchte Sie quälen, wie ich es mit Edmund Gillem getan habe. Ich möchte das selbst übernehmen. Ich will Ihr Gesicht sehen und wissen, dass Sie leiden.«
»Das wird nicht passieren.«
»O doch. Weil ich diesen ekelhaften Zombie, an dem Sie sehr zu hängen scheinen, in meiner Gewalt habe. Natürlich wird man nicht so gut für ihn sorgen wie Dr. Gardner und seine Krankenschwestern. Es gibt kein warmes Bett. Ich stecke ihn in den Keller, dort ist es ein bisschen kalt und feucht.«
»Das könnte ihn umbringen. Sein Immunsystem ist nicht …«
»Dann holen Sie ihn.«
»Würden Sie ihn freilassen, wenn Sie mich haben?«
Grady stieß einen Fluch aus.
»Möglich. Ich habe keine Verwendung für ihn.«
Ihre Hand umklammerte den Hörer fester. »Wo?«
»Redwing, Tennessee. Ist das nicht ein hübscher Name für eine Stadt?«
»Halten Sie sich dort auf?«
»Selbstverständlich nicht. Kommen Sie zum Friedhof auf dem Hügel, dann reden wir über einen Austausch.«
»Reden? Ich bin nicht dumm, Molino.«
»Aber Sie haben eine eigenartige Einstellung, wenn es um hilflose Wesen geht. Kommen Sie morgen Abend um elf Uhr auf den Friedhof. Wenn Sie Glück haben, dann wird Phillip Blair nicht zu den Toten dort gehören.« Damit legte er auf.
»Ein Austausch?«, fragte Grady nach.
Sie nickte knapp. »Redwing, Tennessee. Ein Friedhof auf einem Hügel. Er möchte über die Bedingungen reden. Morgen Abend um elf.«
»Das ist eine Falle. Er wird Phillip nicht aus der Hand geben. Er möchte dich leiden sehen und weiß, wie es dich schmerzt, wenn er Phillip tötet.«
»Das weiß ich.« Ihr Blick wanderte zu dem blutgetränkten Bett. »Gardner war ein Judas. Molino hat ihn umgebracht, um ihn nicht bezahlen zu müssen. Jordan und die Schwester mussten sterben, nur weil sie anwesend waren.«
»Wir müssen weg von hier, Megan«, drängte Grady sanft. »Wenn die Schwestern Schichtwechsel haben, wollen wir nicht hier erwischt werden. Wir müssten zu viel erklären, und das würde uns nur aufhalten.«
Megan wollte noch nicht weg. Gardner hatte Phillip in Gefahr gebracht – das Schicksal des Arztes ließ sie kalt. Ihr war egal, wie idealistisch seine Gründe für den Verrat gewesen sein mochten. Ausnahmsweise konnte sie diesmal den Schmerz eines Mitmenschen nicht nachempfinden. Gardner hätte eine andere Möglichkeit finden können, an Spendengelder zu kommen. Aber Jordan und die Oberschwester waren auch in diesem Raum gestorben. Ihr Los unbeachtet zu lassen erschien ihr gefühllos.
»Megan.«
»Okay, okay.« Sie erhob sich und bewegte sich zur Tür. »Ich weiß, was du sagen willst. Mir gefällt es nur nicht.« Auf dem Korridor ging sie in Richtung Ausgang. Hier war alles noch so still und schwach beleuchtet wie vorhin.
Tödlich still.
Genau wie die drei Menschen, die nur wenige Stunden zuvor noch gesund und munter gewesen waren.
Sie holte ihr Handy aus der Tasche, als sie zu ihrem Wagen kamen. »Ich rufe neun eins eins an und melde einen Notfall im Nebengebäude. Ich kann das Ganze nicht einfach so belassen. In der Abteilung liegen weitere komatöse Patienten, die möglicherweise medizinische Hilfe brauchen.«
»Ruf an.« Grady startete
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