Pandoras Tochter
Jagd auf Molino machen. Sie war für Phillip verantwortlich und auch der Grund dafür, dass er in diese Situation geraten war, weil Molino ihre Achillesferse gefunden und sie genau dort getroffen hatte.
Sie begann, die Sachen in ihre Arzttasche zu räumen. Erstaunlich, dass es Renata mit der Verletzung an der Schulter gelungen war, Hedda Kipler zu bezwingen.
Nein, eigentlich war das keine Überraschung. Renata besaß eine außergewöhnliche Entschlossenheit und ein bewundernswertes Durchhaltevermögen. Sie würde niemals aufgeben und meisterte alle Hindernisse, die sich ihr in den Weg stellten.
»So nachdenklich?« Grady war hereingekommen. »Was ist los?«
»Es scheint«, antwortete sie unsicher, »als wäre ich nicht qualifiziert, Molino zu verfolgen. Renata und Harley sind nach Tennessee aufgebrochen, und mir haben sie aufgetragen, hier zu sitzen und ihnen nicht im Weg zu stehen.«
»Was dich prompt reizt, das Gegenteil zu tun.«
»Ja. Aber ich mache es nicht, weil sie recht haben. Ich bin weder eine Finderin noch eine Kontrolleurin oder ein grandioser Kämpfer wie Harley. Ich habe ein Talent, das Phillip kein bisschen helfen kann.« Sie ließ die Arzttasche zuschnappen. »Also trete ich beiseite und lasse alle ihr Ding machen, bis ich eine Möglichkeit sehe zu helfen.«
»Eine kluge Entscheidung.«
»Klug – zum Teufel damit.« Sie wirbelte zu ihm herum. »Es ist die einzig mögliche. Ich hab den Mund aufgemacht und dafür gesorgt, dass Molino schäumend vor Wut und Gift hinter mir her ist. Weißt du, was passieren kann, wenn Molino Phillips Versorgungsschläuche kappt?«
»Es ist nicht deine Schuld. Du hast getan, was du für richtig hieltest.«
»Ich dachte, er würde sich dann auf uns, auf mich konzentrieren. Wer, um alles in der Welt, hätte geglaubt, dass Molino Phillip aus der Klinik entführen kann? Aber viele Menschen mussten sterben, weil ich Molino unterschätzt habe. Ich lasse nicht zu, dass das noch mal geschieht. Daran setze ich alles. Was hat Venable gesagt?«
»Er schickt einen Mann in Molinos Apartment in Miami. Der persönliche Gegenstand, den Renata braucht, wird uns bis morgen früh um acht Uhr geliefert.« Er schaute auf seine Uhr. »Du hast also noch sechs Stunden Zeit zu schlafen. Ich nehme an, wir mieten uns für heute Nacht hier ein?«
»Meinetwegen«, erwiderte sie müde. »Mir ist alles recht.«
»Ich schlafe heute Nacht bei dir.« Er schüttelte den Kopf, als sie den Mund aufmachte. »Schlafen. Du hast mir schon einmal mangelnde Einfühlsamkeit vorgeworfen, aber selbst ich habe meine Grenzen.« Er ging auf sie zu und zog sie in die Arme. »Du bist angespannt und so zerbrechlich«, sagte er heiser. »Traurigkeit, Sorge und Schuldgefühle machen dir zu schaffen, und ich spüre jede einzelne Nuance davon. Mich macht es wahnsinnig. Wenn du es mir erlauben würdest, könnte ich dir das alles nehmen und dich vergessen lassen. Aber das tust du nicht, stimmt’s?«
Sie schüttelte den Kopf. »Nein, das will ich nicht.« Aber er schenkte ihr ein wenig Ruhe, indem er sie einfach nur hielt und sie spüren ließ, dass sie nicht allein war. Sie schlang die Arme um ihn und schmiegte das Gesicht an seine Brust. Ihre Stimme war gedämpft: »Danke. Das fühlt sich gut an. Ich bin nicht … zerbrechlich. Das weißt du, Grady.«
»Ja.« Seine Lippen streiften ihre Schläfe. »Aber wir geben es vor – nur für heute Nacht. Das gibt mir das Gefühl, etwas Sinnvolles zu tun. Lass mich dich in den Armen halten, Megan.«
Lass mich dich in den Armen halten. Lass mich deine Bürde mittragen. Lass mich ein Teil von dir sein. Süße Gedanken, eine noch süßere Realität.
»Okay«, flüsterte sie. »Heute Nacht.«
»Hier ist es.« Grady kam am nächsten Morgen ins Motelzimmer und warf ein Köfferchen aufs Bett. »Venables Agent hat das vor fünfzehn Minuten abgegeben.« Und nach einem Moment fuhr er fort: »Er schien es eilig gehabt zu haben, es loszuwerden.«
Megan schwang die Beine über die Bettkante. »Ich rufe Renata an und sag ihr, dass wir auf dem Weg sind. Wie spät ist es?«
»Zwanzig nach sieben.« Er ging ins Bad. »Wir sollten in einer Viertelstunde losfahren.«
»Gut.« Sie wählte bereits Renatas Nummer. »Wir haben es«, sagte sie, als sie sie erreichte. »Wir sind in ein paar Stunden da.«
Schweigen, dann: »Ihr habt es?«
»Ja, das hab ich gerade gesagt. Venable hat es uns zukommen lassen. Konntest du etwas mit Darnells Etui anfangen?«
»Nein, die Schwingungen sind
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