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Pangea - Der achte Tag

Pangea - Der achte Tag

Titel: Pangea - Der achte Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlüter
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Bitte!«
    »Warum wolltest du mich töten, Liya?«, wiederholte der Sariel jetzt.
    »Was ist das für eine blöde Frage! Weil du der Sariel bist, natürlich. Du bist der Feind!«
    »Warum?«
    Das machte Liya sprachlos. Das fasste sie nicht. Das konnte doch nicht nur Taktik sein! Liya schloss erneut die Augen und lehnte sich wieder zurück.
    »Ich werde nichts mehr sagen, auch wenn du mich folterst. Ich habe schon so viel Schmerzen aushalten müssen, da kommt es jetzt nicht mehr darauf an.«
    Sariel hatte keine Ahnung, wie er sich dem Mädchen gegenüber verhalten sollte. Sie hatte ihn töten wollen, und wie es schien, wollte sie es noch immer. Gleichzeitig war sie verletzt und brauchte Hilfe. Trotz ihrer offensichtlichen Schmerzen verweigerte sie jedoch Sariels letzten Rest Nglirr-Konzentrat, den er ihr hilflos anbot, weil er nichts anderes bei sich trug, was irgendeine medizinische Wirkung hatte. Liya beobachtete ihn die ganze Zeit, ließ ihn nicht aus den Augen und stellte ihm irgendwelche völlig belanglosen Fragen. Woher er so gut Mandarin spreche? Wie alt er sei? Wie es in SarHan aussehe? Ob er schon einmal das Meer gesehen habe? Sariel verstand, dass die Fragen ihn ablenken und sein Vertrauen gewinnen sollten. Er hatte es schließlich mit Lin-Ran genauso gemacht nach seiner Zeitreise. Vertrauen schaffen, Zeit gewinnen, herausfinden, welche Fluchtmöglichkeiten es gibt. Genauso verhielt sich Liya nun.
    Doch ihre Neugier schien echt zu sein. Offenbar hatte sie sich den Sariel bislang als eine Art Monster vorgestellt und war überrascht, auf einen Jungen in ihrem Alter zu treffen.
    Umgekehrt versuchte Sariel, Liya das Misstrauen zu nehmen, indem er ihre Fragen geduldig und ausführlich beantwortete und ihr seinerseits Fragen über das Leben bei den Ori stellte. So erfuhr er, dass Liya in der Savanne aufgewachsen war, die sich um den Ngongoni herum erstreckte, und sie die Gegend gut kannte. Ihr Vater war ein berühmter Karawanenführer, den sie oft auf langen Reisen durch die Wüste begleitet hatte. Überhaupt erinnerte ihn das Leben der Ori sehr an bestimmte Wüstenvölker seiner Zeit. Gefiel ihm. Jedenfalls kamen ihm die Ori ganz und gar nicht wie die Wilden vor, als die Lin-Ran und Eyla sie beschrieben hatten. Überhaupt hatte er zunehmend den Eindruck, dass die Sari nichts über die Ori wussten - wie zum Beispiel, dass sie Mandarin sprachen.
    Zu stimmen schien, dass die Ori eine Kriegerkaste hatten, die nur dem einen Zweck diente, den Sariel zu töten. Liya gehörte offensichtlich dieser Kaste an, das machte sie gefährlich. Sariel nahm sich vor, sehr sparsam mit seinem Vertrauen umzugehen. Auch wenn er das Mädchen bereits irgendwie mochte.
    »Was schaust du mich so an?«, fragte Liya.
    »Nichts. Ich hab nur gerade an was gedacht.«
    Sofort wieder dieses Misstrauen in ihrem Blick. »An was?«
    »Wie wir hier wegkommen. Ich hab keinen Plan und du bist verletzt. Wir geben nicht gerade das beste Gespann ab.«
    »Wir sind auch kein Gespann!«
    Sariel verdrehte die Augen. »Hast du vielleicht einen Vorschlag?«
    »Ich habe Durst«, sagte Liya.
    Sariel nickte. »Ich habe aber nur Nglirr. Das Zeug ist wirklich nicht schlecht. Eigentlich müsste man es mit Wasser verdünnen, dann schmeckt es auch besser.«
    Liya blickte ihn prüfend an. »In der Satteltasche«, sagte sie plötzlich.
    Sariel verstand nicht.
    Liya zeigte mit einem Kopfnicken auf Biao. »Oben in der Satteltasche ist Wasser.«
    Sie will nur, dass ich ihr den Rücken zuwende, dachte Sariel und achtete darauf, Liya immer im Blick zu behalten, während er zu dem Kalmar trat. Die Tasche, von der Liya gesprochen hatte, war an einer Art Sattel festgebunden, der mehr wie eine geflochtene Ledermatte aussah. Um an die Tasche zu gelangen, musste man auf den Koloss hinaufklettern, was Sariel gern vermieden hätte. Er wollte sich vor Liya nicht blamieren.
    Sariel stand vor Biao und wunderte sich, wie vertraut ihm dieses monströse Tier bereits war. Lag vielleicht daran, dass es ihn verstanden hatte.
    Ich muss da hoch, dachte Sariel. Keine Reaktion des Kalmars.
    »Er heißt übrigens Biao!«, rief Liya.
    Bitte hilf mir, Biao!
    Die Reaktion kam sofort. Einer der beiden dünneren und längeren Tentakel glitt langsam vor und stupste Sariel an. Sariel wich sofort zurück, stolperte und fiel rücklings auf den Hintern. Hinter sich hörte er Liya lachen. Ehe Sariel jedoch reagieren konnte, umfasste ihn der Kalmar mit seinem Tentakel, hob ihn geschickt hoch und auf seinen

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