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Pangea - Der achte Tag

Pangea - Der achte Tag

Titel: Pangea - Der achte Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlüter
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kümmern. Aber auch das gefiel Sariel nicht. Er wollte kein
    Blutvergießen zwischen Wald-Ori und Zhan Shi. Zu viele Menschen waren bereits gestorben und er wollte nicht verantwortlich sein für noch mehr Leid. Doch die Häuptlingsfrau schnitt ihm mit einer Handbewegung wieder das Wort ab.
    »Wir haben nicht vor, zu sterben, und wir haben auch nicht vor, andere Ori zu töten«, sagte sie plötzlich in einwandfreiem Mandarin.
    »Wwwas ...«, stammelte Sariel völlig perplex. Die alte Wald-Ori lächelte ihn an, voller Würde und Stolz.
    »Ja, ich spreche deine Sprache. Die alte Sprache. Hast du wirklich geglaubt, dass wir so verwildert sind, wie wir aussehen? Natürlich hast du. Ich bin übrigens Samahani.«
    »Aber dann habt ihr mich ja die ganze Zeit verstanden!«, rief Sariel erschüttert.
    »Ich zumindest. Und natürlich wissen wir inzwischen, dass du den kleinen Han nicht angeschossen hast. Ich musste
    dich prüfen. Ich weiß auch, dass in dir kein Fieber ist. Aber dafür viel Gutes. Obwohl du der Sariel bist.« Sariel schluckte und nickte.
    »Aber du bist nicht hier, um uns zu vernichten, das hast du bewiesen. Und die Kalmare haben es bestätigt. Wir vertrauen dir. Deswegen werden wir dir helfen. Und es wird kein Blutvergießen geben. Dies ist unser Wald, niemand kommt hier durch ohne unseren Willen. Und wir sind viele, viel mehr, als du glaubst.«
    »Aber die Zhan Shi sind zu Tausenden! Wie wollt ihr die aufhalten?« Samahani lächelte Sariel milde an, wie ein Kind, dem man gerade vergeblich versucht, die einfachsten Naturgesetze zu erklären.
    »Die Kalmare sind bei uns«, sagte sie nur geheimnisvoll. »Ohne den Willen der Kalmare öffnet sich der Wald nicht.«
    Mehr verriet sie allerdings nicht, denn sie fand, dass Sariel keine Zeit mehr zu verlieren hatte. Samahani gab ihrem Stamm einige Anweisungen, und sofort begannen die Wald-Ori damit, ihre wichtigste Habe zusammenzupacken. Bald hatte sich die ganze Lichtung geleert und nach und nach verschwanden sie im Wald. Die Mutter des geretteten Jungen brachte Sariel Vorräte und warme Decken aus Pflanzenfasern, da es in Kraterhöhe empfindlich kalt werden würde.
    »Über den Weg brauchst du dir keine Gedanken zu machen«, sagte Samahani. »Die Kalmare kennen ihn.«
    »Aber Biao und Shan waren doch noch gar nicht dort!«
    »Glaub mir, sie kennen den Weg. Jeder Kalmar kennt ihn. Sie träumen ihn jede Nacht.«
    Dann verabschiedete sie sich von ihm, indem sie ihm die Hand auf den Kopf legte, und folgte den Letzten ihres Stammes eilig in den Wald. Mit einem Mal war Sariel allein. Nur Biao und Shan standen noch auf der Lichtung, turtelten nach wie vor mit ihren Tentakeln und fütterten sich gegenseitig mit Mondtränen.
    Einen Moment wusste Sariel nicht recht, was er nun tun sollte. Dann jedoch spürte er plötzlich eine massive Anwesenheit von Kalmaren, die sich von unten langsam näherten. Es mussten Hunderte sein, dem Gefühl nach, und wenn Sariel inzwischen eines gelernt hatte, dann, seinen Vorahnungen zu vertrauen. Die Zhan Shi waren längst im Wald und kamen stetig näher. Es wurde Zeit, den Aufstieg zu beginnen.
    »Also los, ihr Turteltäubchen!«, rief er den beiden Kalmaren zu. »Schluss mit dem Geschmuse, der Krater ruft!«
     

Der Große Plan
    Die Zeit hielt nicht an. Die Zeit war ein Fluss ohne Richtung, der alles umgab und durchdrang und mit sich fortspülte. Ungerichtet, aber nicht völlig unbegreifbar. Es gab Wesen, die Zeit fühlen und sich in ihrem gewaltigen Strudel frei bewegen konnten. Wesen, die wie alle Lebewesen nur ein Interesse hatten: das Überleben ihrer Art zu sichern. Diesen Wesen, die so leicht auf der Zeit schwimmen konnten wie Wassermücken auf einem Tümpel, bedeuteten Jahrhunderte oder Jahrtausende nichts. Diese Wesen führten einen verzweifelten Kampf gegen einen unterirdischen Feind, der mit Macht an die Oberfläche drängte. Ein monströser Parasit, der sich durch alle Zeiten hindurch ausbreiten und alles Leben auf der Welt auslöschen würde. Die Wesen erkannten, dass sie Hilfe brauchten, und entwickelten einen Großen Plan, um den Parasit ein für alle Mal zu vernichten. Ein Plan, der viel weiter durch die Zeit reichte, als Menschen begreifen konnten. Und weil die Menschen keine Vorstellung davon hatten, nannten sie alles, was diesem Plan folgte, Schicksal. Dieser Große Plan, dicht und komplex gewoben, hatte viele Rückschläge überwinden müssen und war schließlich doch allmählich aufgegangen.
    Und stand nun kurz davor,

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