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Pangea - Der achte Tag

Pangea - Der achte Tag

Titel: Pangea - Der achte Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlüter
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Milliarde Menschen auf Lichtgeschwindigkeit zu beschleunigen. Das schafften auch die Sari nicht. Es gelang aber, das Problem gewissermaßen mit einem Trick zu lösen. Ich erspare dir auch hier die physikalischen Details. Du würdest sie - nimm mir das bitte nicht übel - ohnehin nicht verstehen. So viel nur sei gesagt, dass es den Sari gelang, für einige Nanosekunden eine Art künstlicher Raum-Zeit-Blase zu erzeugen. In dieser Blase konnten Dinge in die Zukunft geschickt werden. Die Energiemengen, die zur Erzeugung dieser RaumZeit-Blase nötig waren, waren gigantisch. Zu Anfang gelang es mit sämtlichen Energiereserven nur, kleine Metallwürfel für Sekunden in die Zukunft zu transportieren. Doch die Ergebnisse machten Hoffnung und die Sari setzten jetzt alles auf die Zeitreisekarte. Die Zeitsprungtechnologie wurde zur obersten Priorität erklärt und weiter vorangetrieben. Innerhalb weniger Jahrzehnte gelang es, auch zunehmend größere Gegenstände zu transportieren. Selbst kleine Tiere, die den Zeitsprung inzwischen überlebten. Und das über Zeiträume von bald mehreren Tagen hinweg. Doch auch das war immer noch weit von der eigentlichen Aufgabe entfernt. Was die Sari wollten, war ein Zeitsprung für die Masse von über einer Milliarde Menschen inklusive ihrer Städte. Und das über eine Zeitkluft von mehreren hunderttausend Jahren hinweg. Ein geradezu biblisches Vorhaben, das sogar den Turmbau zu Babel in den Schatten stellte.
    Es schien unmöglich. Aber es gelang. Im Jahre 3679, sechs Jahre vor dem erwarteten Einschlag, war die Technologie so weit, einen ziemlich exakt berechenbaren Zeitsprung von einigen Millionen Jahren durchzuführen. Nicht nur das - die Sari hatten auch entdeckt, dass für die Raum-Zeit-Blase keine Richtung in der Zeit existierte. Das bedeutete, dass die Sari sowohl in die Zukunft als auch in die Vergangenheit reisen konnten. Doch warnten die Philosophen und schärfsten Denker unter den Sari vor Reisen in die Vergangenheit, da es dabei zu unkalkulierbaren Auswirkungen auf die Gegenwart hätte kommen können. Ein falscher Schritt in der Vergangenheit konnte die Welt der Gegenwart radikal verändern und möglicherweise die Existenz der Sari bedrohen. Also wurden Reisen in die Vergangenheit strengstens verboten.
    Das zweite Problem blieb immer noch die Masse, die man in die Zukunft transportieren wollte. Mehr als die Biomasse von zehn Millionen Menschen beziehungsweise fünf komplette Sari-Städte mit Einwohnern, Gebäuden und allem Drum und Dran war nicht möglich. Nicht in den kommenden sechs Jahren. Das bedeutete, dass nicht alle Sari gerettet werden konnten. Weniger als das. Nur knappe zehn Prozent. Kannst du dir vorstellen, welch ein Schock das für die Sari war? Für viele schien es, als ob all die Mühen der Generationen vor ihnen, ihrer Eltern, Großeltern, Urureltern, umsonst gewesen waren. Aber wir Sari sind pragmatische Menschen. Wir suchen immer nach Lösungen. Und die Lösung hieß: Nur die Besten werden gehen. Keine leichte Aufgabe, denn Sari sind einander so ähnlich, dass Unterschiede kaum auffallen. Man entwickelte ein kompliziertes Test- und Auswahlverfahren, das genetische Daten, Fähigkeiten, Alter und sozialen Status berücksichtigte. Die Auswahl traf ein Computer. Kein Sari aus dem Regierungskomitee hätte die Verantwortung tragen mögen, den Großteil des eigenen Volkes zum Untergang zu verurteilen. Ich weiß, wovon ich rede.
    Als die Auswahl feststand, tauchte allerdings ein neues Problem auf, ein gänzlich unerwartetes: die Ori.
    Im Jahr 3864 konnte man Varell-Xieu mit bloßem Auge am Nachthimmel sehen. Auch die Ori lebten nicht gänzlich ohne Technologie. Ihre Astronomen hatten mit einfachen Instrumenten die Flugbahn des Kometen berechnet und dann die vergessenen alten Aufzeichnungen aus der Zeit herausgekramt, als die paradoxe Schlingerbewegung entdeckt worden war. Sie kamen dabei auf ähnliche Resultate wie die Sari: Varell-Xieu würde die Erde mit über achtzigprozentiger Wahrscheinlichkeit seitlich streifen, etwa bei Madagaskar. Falls die Erdkruste diesen Aufprall überhaupt überstand, wäre das mit Sicherheit das Ende allen Lebens auf der Erde.
    Das wurde nun auch den Ori klar. Und daher versammelte sich ein Jahr vor der Katastrophe eine Ori-Delegation vor Sar-Khor, der größten Sari-Stadt, etwa dort, wo zu deiner Zeit Warschau lag.«
    »Ich dachte, es gab keinen Kontakt mehr zwischen Ori und Sari«, wandte Huan ein.
    Lin-Ran nickte. »Wenig Kontakt. Die

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