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Pangea - Der achte Tag

Pangea - Der achte Tag

Titel: Pangea - Der achte Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlüter
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sie verschwunden und die Luft ringsum strömte mit einem gewaltigen Donnerschlag in das Vakuum, verwüstete alles im Umkreis von zehn Kilometern. Was von den Städten übrig blieb, war nur ein etliche Kilometer großer, exakt halbkreisförmiger Krater.«
    »Wow«, sagte Huan nur. Der Graue beachtete es nicht.
    »Dabei befanden sich die Städte immer noch an exakt der gleichen Position. Nur eben in der Zukunft. Zunächst nur wenige Momente weit in der Zukunft, aber die Blase beschleunigte und katapultierte die Städte immer schneller durch die Zeit.«
    »Aber dann hätte man die Städte doch wenige Momente später wieder sehen müssen!«, wandte Huan ein.
    »Nein«, korrigierte ihn Lin-Ran. »Wir reisen zwar auch ständig in die Zukunft, aber für uns ist subjektiv immer Gegenwart. Für die Städte dagegen, die in einer Raum-ZeitBlase durch die Zukunft trudelten, existierte keine Gegenwart mehr. Wenn du so willst, befanden sich die Städte zwar immer noch an der gleichen Position - aber immer einen Tick später als du. Und sehr bald schon Stunden, Tage, Jahre später als du. Und dann - Jahrmillionen.«
    Huan verstand nur sehr vage, was der Graue meinte.
    »Wie war es überhaupt möglich, die Blasen an der richtigen Stelle zu stoppen?«, hakte er nach.
    »Eine Frage der Berechnung. Wie warme Luft sich irgendwann abkühlt und wieder absinkt, fielen auch Raum-ZeitBlasen irgendwann in sich zusammen und sanken durch die Zeit wieder zurück. Wenn das eintrat, wurde die Blase zu schwach, Materie zu transportieren. Die Materie >kondensierte< praktisch aus und blieb einfach dort in der Zeit zurück, wo sie sich gerade befand. Der Trick war also, fünf Blasen zu erzeugen, die jeweils zum exakt gleichen Zeitpunkt in zweihundert Millionen Jahren kollabieren und fünf SariStädte unbeschädigt zurücklassen würden.«
    »Alle Achtung«, meinte Huan.
    »Ich habe nicht gesagt, dass es gelungen ist.«
    Huan war irritiert. »Was? Sie haben doch gesagt, dass ...«
    »Ich habe gesagt, dass fünf Städte durch die Zeit reisten. Ich habe nicht gesagt, dass auch fünf Städte ihr Ziel erreichten.« Er seufzte leise auf, als laste ihm die Tragödie seines Volkes schwer auf der Seele. »Nur eine Stadt erschien zum geplanten Zeitpunkt wieder unversehrt auf der Erde: Sar-Han. Fast alle Einwohner und auch die Ori davor hatten überlebt. Die übrigen vier Städte blieben verschollen. Sie sind bis heute nicht aufgetaucht.«
    »Weiß man, was mit ihnen passiert ist?«
    »Das ist jetzt eine sehr törichte Frage für einen Sariel«, seufzte der Graue. »Wie soll man das wissen? Wir haben keine Möglichkeit, in Kontakt zu treten. Wir können nicht einfach durch die Zeit reisen und nachsehen! Es gibt drei Möglichkeiten: Entweder reisen die Städte immer noch durch die Zeit und werden irgendwann in einer unbestimmten Zukunft auch wieder erscheinen. Oder sie sind einige Millionen Jahre zu früh gelandet und inzwischen untergegangen. Wir haben an den geografischen Positionen der vier Städte mit Robotern nach Spuren und Überresten gesucht -ohne den geringsten Erfolg. Die dritte Möglichkeit ist, dass sie durch Raum-Zeit-Prozesse, die wir auch noch nicht kennen, zerstört wurden. Wenn du dir die fünf Städte als Flotte vorstellst, dann sind vier Schiffe möglicherweise mit Mann und Maus im Sturm gesunken.«
    Was sollte man dazu sagen? Der Graue hatte viel erzählt, aber nichts von alledem ergab für Huan irgendeinen Sinn oder enthielt irgendeine nützliche Information über seine Lage.
    »Bist du müde?«, fragte Lin-Ran.
    Huan schüttelte den Kopf. »Wie spät ist es?«
    »Fast Mittag.«
    »Wann darf ich hier raus?«
    »Bald. Sehr bald schon. Du bist kein Gefangener, Sariel. Du bist ein Gast.«
    Huan fragte sich, wo der Unterschied war. Wenn man entführt und in einer Zelle festgehalten wurde. Wenn man aus seiner Zeit gerissen wurde. Wenn alle Menschen, die man kannte und liebte, tot waren. Wenn man einen neuen Namen verpasst bekam.
    »Weiß man, ob der Komet die Erde wirklich getroffen hat?«
    Der Graue hatte die Frage offenbar erwartet. »Ja. Unsere Bodenanalysen und alle Daten bestätigen einen gewaltigen Einschlag bei Madagaskar. Es ist gekommen, wie die Sari immer vorhergesagt haben. Die Menschheit wurde ausgelöscht und mit ihr neunzig Prozent allen Lebens auf der Erde. Direkte Folge des Einschlags war eine neue Eiszeit, die zweihunderttausend Jahre dauerte. Danach musste die Natur beinahe von vorne anfangen.«
    »Aber bei Ihnen war ja zum

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