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Pangea - Der achte Tag

Pangea - Der achte Tag

Titel: Pangea - Der achte Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlüter
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mehr benötigt wurden.«
    »Aber dann müsste es für Sie doch ein Leichtes sein, ein Gegenmittel zu finden. Mit Ihrem Wissen über Genetik.«
    »Leider nicht. Selbst wir Sari haben eine Weile gebraucht, bis wir das verstanden hatten. Es war ein Schock, sich eingestehen zu müssen, dass das Virus uns ausgerechnet auf unserem stärksten Gebiet schlägt. Da wir in Sar-Han eingeschlossen sind, sind wir in unseren Möglichkeiten sehr eingeschränkt. Unsere Ressourcen gehen zur Neige. Wir müssen alles recyceln, um die Existenz unseres Volkes zu sichern. Trotzdem geht uns bald das Wasser aus. Das Virus belagert uns und wir kommen nur langsam mit unseren Forschungen voran. Außerdem mutiert das Virus sehr schnell, als ob es wisse, dass wir ihm auf der Spur sind. Der Mensch denkt aus Gewohnheit, er sei die Krone der Schöpfung. Aber nur weil der Mensch vom Antlitz dieser Erde verschwunden ist, bedeutet das nicht automatisch, dass es kein intelligentes Leben mehr gibt.«
    »Soviel weiß ich aber auch noch aus Bio, dass ein Virus keine Intelligenz hat. Das ist doch Blödsinn!«
    »Ich will dich nicht beleidigen oder herabsetzen, Sariel«, sagte Lin-Ran leise. »Aber was du einst im Biologieunterricht gelernt hast oder immer noch für Blödsinn hältst - nach fast zweitausendjähriger Genforschung wissen wir es einfach besser. Ich sage nicht, dass GON intelligent ist - aber es verhält sich so. Was wir wissen, ist: Bei dem >schlafenden Gen< in der menschlichen DNS handelt es sich um einen uralten Genrest, der vor Jahrmillionen durch die Vermischung des Menschen mit dem Neandertaler entstanden ist.«
    »Der Mensch hat Neandertalergene?«, rief Huan verblüfft.
    »Nur ein einziges. Du dagegen hast zwei. Deswegen bist du hier.«
    »Waaas? Wollen Sie damit sagen, ich sei im Prinzip ein Neandertaler?«
    Lin-Ran schmunzelte. »Jedenfalls mehr als die meisten anderen Menschen. Aber keine Sorge, es ist kein Nachteil. Im Gegenteil macht es dich gegen das Virus immun. Wir schicken ständig Zeitvögel in die Vergangenheit, um nach Menschen wie dir zu suchen. Diese besonderen Menschen nennen wir den Sariel. Aber es gibt nur sehr wenige Sariel, nur einen in einer Milliarde. Die sprichwörtliche Suche nach der Stecknadel im Heuhaufen.«
    »Was ist mit den Ori? Warum sterben sie nicht auch?«
    »Sie sterben«, erklärte Lin-Ran. »Solange sie nicht regelmäßig eine bestimmte Pilzart verzehren, die sie eine Weile gegen das Virus schützt. Aber auch so werden sie selten älter als fünfzig.«
    »Und warum essen Sie dann nicht auch diesen Pilz?«
    Lin-Ran seufzte. »Weil uns auch dieser Pilz vergiften würden. Nach jahrhunderterlanger genetischer Manipulation sind wir Sari zwar immun gegen alle Krankheiten der Alten Welt, nicht aber der Neuen Welt. Unser Immunsystem ist leider sehr anfällig. Wir könnten natürlich die Gene des Pilzes verändern, aber dann würde er seine Schutzwirkung verlieren. Wie man es dreht und wendet, es läuft immer aufs Gleiche hinaus: Wir können die Stadt nicht verlassen, solange das Virus auf Pangea existiert.« Lin-Ran blickte Huan jetzt eindringlich an. Huan ahnte schon, warum.
    »Und was hat das jetzt mit mir zu tun?«, fragte er zögernd.
    »Wir müssen das Virus vernichten. Ein für alle Mal. Und du sollst uns dabei helfen.«
    Hatte er befürchtet. Huan schluckte und schwieg.
    »Willst du das Virus sehen?«, fragte Lin-Ran.
    Lin-Ran führte Huan in eine Art Labor. Wie Huan vermutet hatte, lag hinter seiner Zelle ein schlichter Korridor mit weiteren Türen. Das Licht kam aus den Wänden und der Decke, die eine gleichmäßige, angenehme Helligkeit verbreiteten. Von irgendwo hörte Huan Musik.
    Lin-Ran ging zügig vor. Huan hatte Mühe, Schritt zu halten. Die Sari, denen sie zwischendurch begegneten, Frauen und Männer in hellblauer Kleidung, erkannten ihn offenbar. Sie reagierten geradezu begeistert, verbeugten sich, kreuzten die Hände über der Stirn und riefen: »Gruß Sariel!« Als Huan sich einmal umdrehte, sah er, dass sie ihm noch lange nachblickten.
    In dem Labor voller rätselhafter Geräte arbeiteten zwei Sari, die sich sofort verbeugten, als Lin-Ran und Huan eintraten. »Gruß Sariel!«, riefen auch sie. Huan bemerkte mit leichtem Unbehagen, dass jeder ihn bereits kannte.
    Die beiden Sari im Labor führten ihn und Huan zu einer Glasscheibe am Ende des Raumes. Hinter der Scheibe lag ein weiterer Raum, der wie ein großes Terrarium gestaltet war. Lin-Ran trat an die Scheibe und winkte Huan

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