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Pangea - Der achte Tag

Pangea - Der achte Tag

Titel: Pangea - Der achte Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlüter
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gewaltiges Gebirge gesehen hatte, das fast senkrecht aus der Regenschattenwüste emporragte, höher als jedes Gebirge, das er kannte. Dahinter hatte sich eine grüne Savanne erstreckt, bevölkert von bizarren Tieren. Er hatte das Meer erblickt und den Vulkan. Einen einzelnen, rauchenden, fast perfekten Kegelstumpf, der sich mitten in der Savanne erhob, an den Flanken überwuchert von dichtem Regenwald.
    Sein Ziel.
    »Sind Sie sicher, dass der Lehrtraum gewirkt hat?«, hatte Sariel den Arzt vor einer Stunde gefragt, als er aufwachte. »Ich meine, mein Gehirn ist doch ganz anders, bestimmt weniger aufnahmefähig oder so. Ich kann mich kaum an irgendwas erinnern!«
    Der Arzt hatte ihn beruhigt. Das werde ganz automatisch kommen, selbst Bewegungen und Handgriffe. Er werde sich wundern, was er alles könne. Danach hatten sie ihm einen bequemen, leichten Thermoanzug verpasst und ihn ohne weitere Anweisungen in dieses Flugding gesteckt, in dem er nun festklemmte wie ein Stück Salami in einer Zahnlücke und vor Angst fast kotzen musste.
    Etwas drückte in seinem Rücken. Die Zeitmaschine, die sich in dem Rucksack befand, den er fest umgeschnallt trug. Er hatte sich die Zeitmaschine als eine Art großer Bombe vorgestellt, mit blinkenden Dioden und einem digitalen Zählwerk. Tatsächlich sah sie aus wie ein flach gedrückter versteinerter Schwamm aus einem unbekannten Material, grauschwarz und wie aus einem Guss. Man hätte das Ding für einen Lava- oder Tuffsteinbrocken halten können, wäre es nicht so schwer gewesen, doppelt so schwer wie ein Goldbarren gleicher Größe. Lin-Ran hatte ihm erklärt, dass er die »Bombe«, wie Sariel die Zeitmaschine inzwischen nannte, nur im Krater des Ngongoni abzulegen und dann so schnell wie möglich von dort zu verschwinden brauche. Der Rest werde ferngesteuert ablaufen. Allerdings sei es von größter Wichtigkeit, dass die Bombe auch wirklich ins Zentrum des Vulkans gelange. Am meisten hatte Sariel dabei der Teil »so schnell wie möglich verschwinden« beunruhigt. Es klang nicht wirklich so, als ob er es schaffen könnte. Doch auch das war noch nichts gegen die Vorstellung, in wenigen Augenblicken mit einer Höllenmaschine in die Luft katapultiert zu werden, ohne wirklich sicher sein zu können, ob man etwas von Flugphysik verstand.
    Die halb liegende Position war nicht unbequem, nur die Bombe im Rücken störte, offenbar war es nicht vorgesehen, diese Flugzeuge mit gepackten Rucksäcken zu fliegen. Die Kapsel, in der er sich befand, bildete die Spitze dieses Fluggeräts und war zu allen Seiten durchsichtig. Sariel kam es vor, als schwebe er mit seinem Sitz im Freien. Seine schweißnassen Hände ruhten in zwei Mulden, in die seine Hände exakt hineinpassten. In der Luft vor ihm flirrte eine gestochen scharfe holografische Darstellung der Wüste vor der Stadt, umrahmt von farbigen Symbolen und Balken. Das einzige Kontrollinstrument, das er im Cockpit erkennen konnte. Das Flugzeug selbst steckte in einer Startvorrichtung, von der Sariel nur einen Teil sah. Etwas beunruhigte ihn plötzlich. Irgendeine Kleinigkeit, die irgendwo in seinem Bewusstsein ein Alarmglöckchen klingeln ließ. Es hing mit einem der farbigen Symbole am Rand des holografischen Instruments zusammen. Es blinkte orange und hätte eigentlich in einer anderen Farbe leuchten sollen. Sariel wollte sich gerade deswegen melden, als er Lin-Rans Stimme in der Kapsel hörte, so deutlich, als säße er neben ihm.
    »Alles in Ordnung?«
    »Nein«, antwortete Sariel. »Ich scheiß mir in die Hosen und muss gleich kotzen.«
    »Keine Sorge. Der Start verläuft automatisch. Danach wirst du wissen, was du tun musst. Es wird dir ganz natürlich vorkommen, als wenn du nie etwas anderes getan hättest.«
    Sie wiederholten sich, fand Sariel. Sie gingen ihm auf die Nerven mit ihrer Ruhe. Und langsam, fand er, konnte es endlich losgehen. Zum Teufel mit ihnen. Wenn er schon ein unbekanntes Fluggerät fliegen, eine fremdartige Welt durchqueren und ein tödliches Virus ins Raumzeit-Nichts sprengen musste, um Eyla wiederzusehen und nach Hause zu kommen - dann sollte es verdammt noch mal endlich losgehen!
    Scheiß auf das orangefarbene Symbol.
    »Ich bin startklar.«
    »Verstanden. Start in fünf Sekunden. Du wirst Glück brauchen. Aber das Glück wird dich finden.«
    Seltsamer Spruch, dachte Sariel noch verwundert, ungewöhnlich salbungsvoll für Lin-Ran - als eine gewaltige Faust ihm schlagartig die Brust zusammenquetschte und in den Sitz

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