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Pangea - Der achte Tag

Pangea - Der achte Tag

Titel: Pangea - Der achte Tag Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Schlüter
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presste und ihm erst rot vor Augen wurde und dann schwarz.
    Vollkommen schwarz.
    Das Erste, was er sah, als sich das Dunkel vor seinen Augen wieder lichtete, war gleißendes Licht. Sie hatten ihn in einem flachen Winkel in den Himmel geschossen, direkt auf die Sonne zu, die so früh am Morgen noch nicht sehr hoch stand. Das Flugzeug beschrieb eine leichte Kurve und senkte die Nase etwas ab. Allmählich konnte Sariel schon mehr erkennen. Unter ihm lag die Regenschattenwüste, eine ockerfarbene, trostlose Unendlichkeit, nur unterbrochen von flachen Hügelketten, die einst riesige Gebirge gewesen waren und nun von den täglichen Sandstürmen in Jahrmillionen Jahren kurz und klein geschliffen worden waren. Die Regenschattenwüste war der trockenste Ort von Pangea, noch trockener als die Atacamawüste in Sariels Zeit. Das einzige Wasser, das die wenigen Oasen speiste, kam unterirdisch aus dem Regenschattengebirge. In ihrem Zentrum aber fiel niemals ein Tropfen Wasser und die Luftfeuchtigkeit betrug weniger als zwei Prozent. Leben war hier unmöglich.
    Sariels Finger bewegten sich sanft in den Kontrollmulden und das Flugzeug beschrieb eine Linkskurve. Sariel war überrascht, wie leicht ihm das fiel. Er bewegte seine Finger erneut und das Fluggerät legte sich in eine Rechtskurve und hob ein wenig die Nase. Das beruhigte Sariel, und es begann sogar, ihm Spaß zu machen. Ein Blick auf das holografische Instrument vor ihm verriet, dass er mit annähernder Schallgeschwindigkeit flog. Sariel richtete das Flugzeug wieder auf und steuerte es mit einer weiten Linkskurve auf den vorbestimmten Kurs, der durch zwei Symbole angezeigt wurde, die irgendwann deckungsgleich übereinanderlagen und die Farbe wechselten. Das orangefarbene Symbol etwas weiter unterhalb blinkte zwar immer noch, aber das beunruhigte Sariel nicht mehr, denn das Flugzeug flog ohne Probleme und stieg stetig höher. Als das Flugzeug eine Höhe von fast dreizehntausend Metern erreicht hatte, senkte sich die Nase wieder ein wenig, und das Flugzeug wurde jetzt noch schneller. Sariel bemerkte kaum, wie er die Schallmauer durchbrach. Fast gleichzeitig wurde der Flug ruhiger, da in dieser Höhe keinerlei Wettergeschehen herrschte und er sich in einer ruhigen Luftströmung befand. Sariel hatte Zeit, sich ein wenig zu lockern. Ging doch alles gut bisher. Das Flugzeug machte fast keine Motorengeräusche, sirrte nur leise hinter ihm.
    Die Regenschattenwüste umspannte fast die halbe Erde und er flog vom einen Ende zum anderen, über elftausend Kilometer. Trotz der zweifachen Schallgeschwindigkeit, die das Flugzeug erreichte, würde es ein langer Flug werden. Sariel stellte die Steuerung mit einer Handbewegung auf Automatik und löste die Hände aus den Mulden. Er gab noch eine Positionsmeldung an Lin-Ran durch und machte es sich dann in dem engen Pilotensitz so bequem wie möglich. Tief unter ihm zog die Wüste vorbei, ewig gleich und gleißend. Sariel musste irgendwann die Augen schließen, so sehr blendete ihn der Wüstenboden. Und da es ohnehin nichts zu sehen gab und das Flugzeug automatisch seinen Kurs hielt, ließ er die Augen geschlossen. Das leise Sirren hinter ihm, der ruhige Flug und eine Substanz, die von der Steuerungsautomatik durch den Sitz in seinen Körper geleitet wurde, taten ein Übriges. Nach wenigen Minuten war Sariel tief und fest eingeschlafen.
    Daher bekam er nicht mit, wie am Horizont das Regenschattengebirge auftauchte, dessen höchste Gipfel über zehn Kilometer in den Himmel ragten. Eine monströse, unüberwindliche Bergkette, die sich in weitem Bogen von Nordwesten bis Süden entlangzog und den ganzen Horizont ausfüllte, als bilde sie die Grenze der Welt. Und dahinter lag die Savanne und noch weiter dahinter irgendwo der Ngongoni. Sariel sah auch die Oase nicht, die querab von seinem Kurs in der Wüste auftauchte und von wo aus zur gleichen Zeit Krieger aufbrachen, um ihn zu töten.
    Sariel hatte noch gute drei Stunden Flug vor sich, bis die Steuerungsautomatik ihn wecken würde. Das Flugzeug erreichte eben die ersten Ausläufer des Regenschattengebirges. Direkt auf Kurs erstreckte sich ein breiter Taleinschnitt, der fast das gesamte Gebirge durchschnitt. Das Chui-Riff. Eine geologisch aktive Nahtstelle, an der Afrika und Asien einst miteinander verbunden gewesen waren und an der Pangea II in ferner Zukunft wieder auseinanderbrechen und neue Kontinente bilden würde, immer wieder, bis die Erdkruste irgendwann endgültig erkaltet war.
    Das alles

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