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Panic

Panic

Titel: Panic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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Trophäen aus?«, fragte Kurant.
    Griff schüttelte den Kopf. »Ich jage große Hirsche, keine Trophäen. Um so einen erfahrenen Bock zu erlegen, muss ich mein gesamtes Können einsetzen. Ich muss mich konzentrieren, mir alles abfordern, was in mir steckt. Es ist ein Weg der Selbstvervollkommnung, wie das Zen-Bogenschießen.«
    »Das klingt ja, als wär die Jagd ein spiritueller Akt.«
    Mir war schwindelig. »Diese Denkweise kann zu weit führen.«
    »Wirklich? Warum denn?«, fragte Griff.
    Ich zuckte die Schultern, wollte diese Tür nicht öffnen. »Ist nur ein Gefühl.«
    Kurant überlegte kurz und wandte sich dann an Griff. »Wenn die Jagd für Sie das Wichtigste ist, wie stehen Sie dann zum Fall Ryan?«
    Phil stöhnte. »Das ist doch schon sechs Jahre her. Ein alter Hut.«
    Cantrell verließ abrupt den Tisch. »Genug gequasselt. Ich kümmere mich mal um eure Lunch-Pakete.«
    Als der Pächter in der Küche verschwunden war, sagte Kurant: »Für mich ist das kein alter Hut. Lizzy Ryan wurde von einem Typen getötet, der auf Trophäen aus war, so wie ihr.«
    Lenore redete mit schwerer Zunge. »Ryan … war das nicht die Frau, die während der Jagdsaison in ihrem Garten …?«
    »… weiße Fäustlinge anhatte!«, beendete Earl den Satz. »Muss ausgesehen haben, als ob ein Hirsch den Wedel hochstellt.«
    »Dieser Jagdführer … wie hieß er doch gleich?«, fragte Arnie und schnippte mit den Fingern.
    »Teague«, entgegnete Kurant. »Er und der Todesschütze, J. Wright Dilton, haben vor Gericht bezeugt, sie hätten einen riesigen Weißwedelhirsch über den Hügel verschwinden sehen. Sie hätten seine Spur verfolgt, und als sie auf der Anhöhe standen, den vermeintlichen Hirschschwanz gesichtet. ›Schieß!‹, hatte Teague gerufen, und Dilton schoss. Lizzy starb in ihrem eigenen Garten. Und beide Männer wurden freigesprochen.«
    »Stimmt, da stand was in der Zeitung«, sagte Patterson und strich sich über den Bart. »Schuld hat der Staat. Damals gab’s in Michigan kein Gesetz gegen so was.«
    »Sie war leichtsinnig«, sagte Lenore. »Ich meine, war Lizzys Mann nicht auch Jäger?«
    Kurant nickte. »Devlin galt als einer der Besten.«
    »Muss schwer für ihn gewesen sein, als die beiden ohne Strafe davonkamen«, sagte Arnie.
    Kurant rückte ungemütlich auf dem Stuhl hin und her. »Ja, es ging ihm schlecht, wie ich hörte.«
    »Ist das nicht verständlich?«, fragte Griff. »Ich hab als Erstes gelernt, dass man als Jäger auf keinen Fall schießen darf, wenn man die Beute nicht sicher im Visier hat. Hätte man verantwortungsvolle Jäger auf die Geschworenenliste gesetzt, wäre keiner der Männer frei aus dem Gerichtssaal marschiert.«
    »Soll das heißen, wir sind verantwortungslos, nur weil wir glauben, dass Lizzy Ryan eine gewisse Mitschuld trifft?«, fragte Earl.
    Ich meldete mich zu Wort: »Falls Sie glauben, der Tod dieser Frau sei irgendwie entschuldbar, nur weil sie während der Jagdsaison in ihrem eigenen Garten weiße Fäustlinge anhatte, dann sollten Sie in den kommenden Tagen besser in Ihrer Ecke des Reviers bleiben. Ich bleib in der anderen.«
    Cantrell kam aus der Küche und warf Kurant einen wütenden Blick zu. »Schluss jetzt! Ihr Leute habt einen langen Tag vor euch. Gefrühstückt wird um fünf Uhr. Geht mal lieber ins Bett, ihr braucht euren Schlaf.«
    Ich ging hinaus in die Dunkelheit und stapfte durch den frisch gefallenen Schnee zu meiner Hütte. Hinter mir hörte ich Earl und Lenore leise schimpfen. Mein Name fiel und gleich darauf »… wahrscheinlich ’ne Lesbe!«
    Die Wellen schwappten ans Ufer, und ich ging darauf zu. Ich blickte über das dunkle Wasser und fragte mich, was Metcalfe sich wohl gedacht haben mochte, als er aufs Eis gegangen war. Hatte er geahnt, dass der See ihn zu sich nehmen wollte? Vielleicht, spekulierte ich, hatte er Grovers Mutter ja so sehr geliebt, dass er nicht ohne sie leben wollte. Meine Gedanken schweiften zu meiner Mutter, aber ich war noch nicht bereit dafür.
    Ich wollte gerade zurückgehen, als mir zu Bewusstsein kam, dass es zu schneien aufgehört hatte und die Wolkendecke aufgerissen war. Ich sah die Sterne blinken und einen zunehmenden Mond. Ideal für die Jagd. Mein Vater hätte gejubelt. Doch mir kam der Mond vor wie etwas, vor dem es kein Entrinnen gab. Ich lief zu meiner Hütte und schlug die Tür hinter mir zu. Auf dem Tisch lag noch immer der Brief. Ich nahm ihn in die Hand und zog das Schreiben meines Vaters heraus.
    Meine geliebte Little

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