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Panic

Panic

Titel: Panic Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mark T. Sullivan
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denk mal eine Sekunde nicht an Mitchell. Du bist Mediziner. Du hast einen Eid abgelegt. Du kannst sie nicht einfach umbringen oder ihr helfen, sich selbst umzubringen. Sie werden dir die Approbation entziehen. Dann bist du erledigt.«
    Die Miene meines Vaters verfinsterte sich, und er herrschte mich an: »Ich hab ihr ein viel wichtigeres Versprechen gegeben, als ich sie heiratete. Du musst verstehen, Little Crow …«
    »Nein, muss ich nicht! Und ich bin nicht mehr deine Little Crow. Ich bin Diana Jackman. Und sie ist meine Mutter. Und wenn du das tust, dann sorge ich dafür, dass du wegen Mordes ins Gefängnis kommst!«
    Ich weinte jetzt im dunklen Fluss der Halluzination, doch plötzlich tauchte ein Gesicht auf, Mitchells Gesicht. Er erzählte mir vom Wald und den Gestalten, die andauernd ihre Gestalt verändern, und der Notwendigkeit, der Großen Kraft zu vertrauen, damit ich keinen Schaden nähme. Seine Stimme verebbte, und ich schrie, weil ich einen Druck in der Brust, um mein Herz spürte, eine noch viel schlimmere Tortur als die quälenden eineinhalb Stunden bis zu Patricks Geburt.
    Ich spürte mich nicht mehr, als ich so in der Dunkelheit dahintrieb. Das heißt, ich war zwar immer noch ich, aber auch jemand anders. Ein zweites Herz schlug in mir, eine zweite Lunge holte Luft, und ich hatte Dinge vor Augen, von denen ich wusste, dass sie Erinnerungen waren, aber es waren nicht die meinen.
    Ich sah ein kleines Haus, voll gestopft mit mexikanischer Kunst: Skulpturen von Bogenschützen und riesige Garnbilder wie das eine, das ich schon gesehen und in meine Halluzination eingebaut hatte. Ich suchte nach jemandem und lief eilig von einem Raum zum anderen: ein Schlafzimmer mit weißen Möbeln, ein Nähzimmer, ein Zimmer mit Hirschköpfen an der Wand. Doch die Zimmer waren leer. Und dann hörte ich Lärm draußen, hinter dem Haus.
    Ich ging durch eine Küche, öffnete die Tür in den Garten und sah, wie ein Polizist zwei Männer zu einem Streifenwagen führte. Ein zweiter Polizist kam auf mich zu. Sein Blick bedeutete nichts Gutes.
    Mein Körper wurde völlig leer. Ich folgte dem Polizisten zu zwei Sanitätern, die mit dem Rücken zu mir arbeiteten. Ich trat zu ihnen und blickte in das Gesicht der Frau auf dem Foto des Killers. Sie lag auf dem Rücken inmitten von welkem Laub. Kleine Blutblasen glänzten auf ihren Lippen. Ihre Augen wanderten träge von den Männern, die sich über sie beugten, hinauf zum Himmel und dann zu mir.
    Plötzlich war ich wieder in der Dunkelheit und raufte mir die Haare, um den entsetzlichen Schmerz loszuwerden, der mich innerlich verzehrte. Ich wurde durch die Dunkelheit geschleudert. Nur war aus der Dunkelheit inzwischen das erste Morgenlicht über einer weiten Wüste geworden, mit dunklen Bergen in der Ferne. Ich landete in einem Hain aus Pflanzen mit purpurnen Blättern und seltsamen lindgrünen Kakteen, deren Triebe dornigen Geweihstangen glichen. Eine Pflanze hatte keine Dornen, und ich ließ mich im Schneidersitz darauf nieder, als mir auffiel, dass ich nackt war, aber keine Geschlechtsmerkmale besaß, nur glatte Haut.
    Die Sonne glühte über den Berggipfeln, und die Kakteen warfen ihre Schatten über die Landschaft vor mir. Ein gewaltiger Hirsch tauchte auf und lief im Zickzackkurs zwischen den Kakteen hindurch. Blassblaue Blumen blühten in seinen Spuren. Und dann hatte ich die Blätter der Pflanze in Händen, auf der ich saß. Ich zerdrückte sie, und sie sonderten schwarzes Blut ab, das mir durch die Finger tropfte und im Staub zu meinen Füßen gerann. In der Ferne kam ein Wolf von den Bergen herab.
    Ich hielt ihm die blutigen Blätter entgegen, und eine unbeschreibliche Wut, die aus dem schwarzen Blut strömte, tropfte mir auf den Bauch, fraß sich ins Innere, strömte heiß durch meine Adern und zerrte an allem, was von mir übrig war, und ich schwor ein ums andere Mal schreiend Rache.
    Ich riss die Augen auf und hörte entsetzliche, erstickte Schreie. Der Killer saß noch immer vor seiner Trommel, von Krämpfen geschüttelt, schweißgebadet, die Nüstern gebläht, die Augen halb nach hinten verdreht. Ich bin sein Spiegelbild, war mein letzter Gedanke, ehe ich die Besinnung verlor.
     
    Ich glaube, dass die Halluzination etwa einen Zeitraum von fünf Stunden umfasste. Seltsamerweise fühlte ich mich hinterher weder lethargisch noch geschwächt, nur ein wenig benommen, so als hätte der Reiz der visionären Welt die Wucht der Realität gedämpft.
    Er schaffte seine

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