Panik im Park
tun. Ich jedenfalls schraube jetzt dieses Regal noch an die Wand und dann verschwinde ich. Meine Muskeln schlabbern mir schon um die Knochen, weil ich seit drei Tagen nicht mehr richtig trainiert habe.«
Justus starrte immer noch auf das Foto, starrte auf das Halsband, starrte auf den Plan und sagte nichts.
Und Peter begann, nachdem er sich aus ihrer Freiluftwerkstatt einen Akkubohrer geholt hatte, die alten Schrauben auszubrechen und neue Löcher für das Regalbrett in die Wohnwagenwand zu bohren.
Und Justus starrte auf den Plan, das Foto, das Halsband.
Und Peter bohrte.
Und Justus starrte.
Und Peter –
»Verdammt, Peter, hör mit dem Krach auf!«, schrie Justus auf einmal. »Wie soll man hier denken können? Warte wenigstens, bis du alleine bist, dann störst du mit deinem Krach –«
Justus brach mitten im Satz ab und schluckte. Dann drehte er sich in Zeitlupe zu Peter um. Langsam öffneten sich seine Augen, Millimeter für Millimeter, und seine Mundwinkel hoben sich unmerklich. Schließlich strahlte er Peter aus untertellergroßen Glubschaugen an und zeigte ihm fast dämlich lächelnd alle seine Zähne. »Das ist es!«, lallte er glückselig.
Der Witz mit dem Schubkarren
»Jetzt schnappt er über!«, stieß Peter Bob an. »Dieser Fall war einfach zu viel für ihn. Er dreht durch!«
»Justus? Ist alles in Ordnung?«, erkundigte sich Bob besorgt.
»Vielleicht haben die kosmischen Keime diese Auswirkungen beim Menschen«, vermutete Peter. »Hunde werden aggressiv und Menschen blöde.«
Justus sah tatsächlich immer noch reichlich dämlich aus, wie er so glückstrahlend lächelte. Aber in der nächsten Sekunde fiel das Lächeln wie eine Maske von seinem Gesicht und der Erste Detektiv stürzte aufgewühlt zum Telefon.
»Hallo? Hier Justus Jonas. Verbinden Sie mich bitte schnell mit Inspektor Cotta!«, rief Justus in den Hörer und trommelte nervös mit den Fingern auf den Tisch, während er auf das Gespräch wartete.
»Was heißt, Sie kommen nicht durch? Es ist wichtig! Versuchen Sie’s noch mal!«, brüllte Justus in den Hörer. »Leitungen überlastet! Es geht um Leben und Tod! … Aber ich bin nicht alle! … Nein, ich kann nachher nicht noch einmal anrufen, weil es dann vielleicht schon zu spät ist! … Dann richten Sie ihm wenigstens aus, dass er so schnell wie möglich zur Bank of America am Palisades Park kommen soll! … Aber ganz sicher!«
Justus knallte den Hörer auf und schnaubte durch die Nase. »So ein Mist! Ganz Rocky Beach scheint am Telefon zu hängen in diesen Tagen. Und vor allem im Polizeidepartment glühen die Drähte! Ich erreiche Cotta nicht!«
»Würdest du uns mal verraten, welche Show du hier abziehst, Erster?« Peter verschränkte die Arme vor der Brust und sah Justus erwartungsvoll an.
»Nachher! Jeder schnappt sich eine Taschenlampe! Peter, wir nehmen deinen MG! Los jetzt!«
»Erst wollen wir wissen –«
»Im Auto! Wir haben keine Zeit mehr!«, schnitt Justus Bob das Wort ab.
Justus griff sich die Kopien des Plans und eine Taschenlampe und rannte aus dem Campinganhänger. Peter und Bob zögerten noch einen Moment, nahmen dann aber auch achselzuckend ihre Taschenlampen und folgten Justus ins Freie. Wenn sich Justus so benahm, konnte ihn sowieso keiner bremsen.
Draußen hatte es mittlerweile leicht zu nieseln begonnen. Dicke, graue Regenwolken zogen vom Pazifik her ins Land und raubten dem sonst so sonnenverwöhnten Rocky Beach einen großen Teil des Tageslichts. Auch empfindlich kalt war es für die Jahreszeit geworden, und Peter zog fröstelnd den Kragen seiner Windjacke hoch.
»Los, zum Auto!«, trieb Justus seine beiden Freunde an und lief voraus.
Kaum hatte Peter den Motor angelassen, sprudelte Justus los, ohne dass ihn seine beiden Kollegen noch einmal eigens dazu hätten auffordern müssen.
»Kennt ihr den Witz mit den Schubkarren?«
Peter und Bob schüttelten langsam die Köpfe. Offensichtlich stand es um Justus schlimmer, als sie befürchtet hatten.
»Also, ein Mann schiebt einen Schubkarren voller Stroh aus einem Laden. Der Verkäufer glaubt, dass er irgendetwas klauen will und die Beute im Stroh versteckt hat. Aber da ist nichts! Am nächsten Tag das gleiche Spiel. Aber wieder findet der Verkäufer nichts in dem Stroh. Am dritten Tag wird es ihm endlich zu dumm und er sagt zu dem Mann: ›Zum Teufel! Ich weiß nicht, was es ist, aber irgendwas klauen Sie doch!‹ Darauf schiebt der Mann seinen Schubkarren an der Kasse vorbei, lädt ihn samt dem Stroh
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