Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Panik: Thriller (German Edition)

Panik: Thriller (German Edition)

Titel: Panik: Thriller (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexander Gordon Smith
Vom Netzwerk:
wusste– oder vermutete zumindest–, dass sie unter Schock stand. Obwohl es sich nicht so anfühlte, als hätte sie einen Schreck bekommen oder mit der Hand in die Steckdose gefasst. So war es überhaupt nicht. Es war nur eine große Leere.
    Daisy sah auf, als Wellen aus blauem Licht über das Fenster huschten. Es sah aus, als wäre sie unter Wasser. Sie wollte ihre Mutter noch auf die Wange küssen, überlegte es sich aber anders, als sie an die feuchte, wachsähnliche Haut dachte. Stattdessen warf sie ihr einen Luftkuss zu, stieg vom Bett und sah aus dem Fenster, wobei sie versuchte, sich ihr schlechtes Gewissen nicht anmerken zu lassen.
    » Die werden sich um euch kümmern«, sagte sie und zog die Gardine vor dem Fenster zur Seite. Ein Rettungswagen hatte direkt hinter dem Auto ihrer Eltern halb auf dem Bürgersteig angehalten. Ein Mann in einem grünen Overall stieg aus und streckte sich. Der andere saß noch im Wagen. Die Sonne schien auf die Windschutzscheibe, sodass Daisy sein Gesicht nicht sehen konnte. Das Blaulicht drehte sich. Plötzlich wurde Daisy klar, dass diese fremden Männer ihre Eltern in den Wagen stecken würden, um sie zu beerdigen oder zu verbrennen.
    Der Druck auf ihrer Brust kam ihr nun doppelt so schwer vor, und sie musste die Stirn auf die kühle Glasscheibe legen, um nicht umzukippen. Der Mann auf der Straße sah hoch. Er kniff die Augen zusammen und schirmte sie mit der Handfläche ab. Dann lächelte er traurig und winkte. Daisy winkte zurück, ein Lächeln brachte sie nicht zustande. Ihr Gesicht fühlte sich an, als wäre es aus Plastik– so starr wie das ihrer Eltern. Der Sanitäter warf einen Blick in den Krankenwagen, dann ging er mit einer großen Tasche in der Hand auf das Haus zu. Er schien es nicht besonders eilig zu haben.
    Daisy ging zur Treppe hinüber. Sie hatte die Vordertür für die Sanitäter offen gelassen, aber sie klingelten trotzdem und drückten die Klinke herunter, als das charakteristische Läuten des Big Ben das Haus erfüllte. Von ihrer Position aus konnte sie nur ein Paar schwarzer Schuhe erkennen, die über die Fußmatte marschierten.
    » Hallo«, sagte Daisy. Der Mann antwortete, aber sie konnte ihn nicht richtig verstehen. Es hatte geklungen wie ein Wort– Hallo wahrscheinlich– doch als er beim l angelangt war, hatte er es in die Länge gezogen wie ein Stöhnen, ein kehliges Knurren, das den ganzen Flur ausfüllte. Er machte einen stolpernden Schritt vorwärts. Jetzt konnte sie auch seine Beine sehen. Er schnaubte.
    » Hallo?«, wiederholte sie. Ihre Unsicherheit ließ es wie eine Frage klingen. Sanitäter waren im Allgemeinen doch nette Menschen, oder? Sie sollten freundlich und hilfsbereit sein und einen gesund machen, wenn man sehr krank war.
    Wieso hatte sie dann so ein flaues Gefühl im Magen?
    Weil sie deine Mum und deinen Dad mitnehmen, deswegen, sagte sie sich. Da hat wohl jeder ein ungutes Gefühl dabei.
    Der Mann trat noch einen Schritt vor, dann noch einen, seine Brust erschien im Blickfeld, seine Schultern, und…
    Es war nicht mehr derselbe Mann. Jemand anderes war in ihr Haus gekommen. Nein, nicht jemand, sondern etwas. Etwas, das die Kleidung des Mannes trug und seine Haare und seine Tasche, und dieses Etwas war weder freundlich noch hilfsbereit. Es war böse, es benutzte das Gesicht des Mannes als seine Maske. Es riss den Mund auf, sodass die Zähne zu sehen waren. Sie waren so groß und gelb wie bei einem Pferd.
    Er trampelte die Stufen hinauf, schneller, als Daisy irgendjemanden jemals eine Treppe hatte hinauflaufen sehen. Er war so schnell, dass er eine Stufe verfehlte und stolperte und seine Stirn gegen das Holz schlug. Das schien er gar nicht zu bemerken, er kroch einfach auf allen vieren weiter. Der Lärm war ohrenbetäubend.
    Als er auf der Hälfte der Treppe angekommen war, wurde der Teil von Daisys Verstand, der Keine Angst, er wird dir helfen sagte, vollständig von der Hälfte, die RAUS HIER ! LAUF ! ER IST BÖSE ! schrie, übertönt. Sie trat von der Treppe zurück, ohne ihn aus den Augen zu lassen. Er erreichte die oberste Stufe. Schaum troff von seinen Lippen, das Weiße in seinen Augen funkelte. Er zog sich am Geländer hoch und umklammerte es dabei so fest, dass der Handlauf abbrach.
    Daisy schrie, wirbelte herum und rannte auf die Abstellkammer am Ende des Flurs zu. Sie schaffte es gerade rechtzeitig hinein, schlug die Tür hinter sich zu und stemmte sich dagegen. Eine Sekunde später krachte der Mann gegen das Holz. Es

Weitere Kostenlose Bücher