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Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Titel: Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Voosen
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aber ich mache eine wegwerfende Handbewegung, »du bist mir eigentlich relativ egal. Bezüglich des Geburtsdatums eurer Kinder gilt für dich aber natürlich dasselbe. Schönen Abend noch.« Ich werfe einen letzten, strafenden Blick in die Runde. »Du hattest recht«, sage ich im Hinausgehe zu Nils, »es tut gut, erwachsen zu werden.«
    Nachdem ich meinen Koffer aus unserem Zimmer geholt habe, sitze ich noch eine halbe Stunde auf einer der verschnörkelten, schwarz angestrichenen Bänke in der Auffahrt des Hotels und beobachte, wie langsam die Dämmerung heraufzieht und alles in ein unwirkliches Blau taucht. Ich fühle mich gleichermaßen aufgewühlt und befreit. Dennoch nagen Schuldgefühle an mir, und ich kann mich nur schwer beherrschen, nicht noch einmal reinzugehen, um mich bei Nils zu entschuldigen. Nicht dafür, dass ich ihn nicht heiraten will. Nicht für die Dinge, die ich gesagt habe. Sondern dafür, dass ich ihn betrogen habe. Aber ich tue es nicht. Schließlich habe ich gesagt, dass es mir leidtut. Und er hat gesagt, dass er mich für eine Schlampe hält. Vielleicht ist es gut so. Vielleicht kommt er so schneller darüber hinweg. Und sicher findet er bald eine andere Frau, die dankbar ist, auf den doofen Partys seiner aufgeblasenen Freunde sein Anhängsel zu sein. Wir Frauen Mitte dreißig sind da schließlich nicht so wählerisch. Wie auf Kommando hält in diesem Moment ein uralter, weißer Mercedes mit quietschenden Reifen vor dem Hotel, sodass der Kies nach allen Seiten spritzt.
    »Hatten Sie einen Wagen bestellt?«
    Ich springe auf und laufe zu ihm rüber.
    »Ich war noch nie so froh, dich zu sehen.« Fred verstaut mein Gepäck im Kofferraum und wirft einen anerkennenden Blick auf Schloss Fürstenhain.
    »Wow. Hübsche Hütte.«
    »Nicht wahr? Genau das Richtige für eine Verlobung.«
    »Für was?«
    »Bring mich einfach hier weg.«
    Wir brausen über die Autobahn. Nachdem ich Fred alles erzählt habe, lehne ich mich in meinem Sitz zurück und lasse mir den Fahrtwind, der durch das geöffnete Fenster hereinweht, um die Nase wehen. Was für ein Abend! Fred legt mir seine Hand auf den Oberschenkel.
    »Ich bin richtig stolz auf dich.«
    »Echt?« Ich spüre, dass ich rot anlaufe und sehe angestrengt aus dem Fenster. »Danke.«
    »Und dass du den Typ abgeschossen hast, passt mir eigentlich auch ganz gut in den Kram.«
    »Ich habe ihn nicht abgeschossen.«
    »Sondern?«
    »Ich habe mit ihm Schluss gemacht. Es hat nicht funktioniert.«
    »Du hast ihn abgeschossen.«
    »Von mir aus.«
    »Dann habe ich jetzt freie Bahn.« Er grinst mich frech von der Seite an. »Vielleicht interessiert es dich, dass du mich heute um einen sehr vielversprechenden One-Night-Stand gebracht hast. Schon wieder.«
    »Ach, das tut mir aber leid.«
    »Muss es nicht. War gelogen. Ich habe alleine zu Hause gesessen.«
    »Nicht dein Ernst.«
    »Doch. Und ich sag dir noch was. Ich habe an dich gedacht.«
    »Ehrlich?« Er lacht. Ich haue ihm auf den Arm. »Blödmann.«
    »Was denn? Hast du das etwa geglaubt? Nach letzter Woche dachte ich schließlich, ich sehe dich nie wieder.«
    »Das scheinst du ja mächtig betrauert zu haben.«
    »Das Leben geht weiter. Außerdem weißt du doch, wie Männer sind. Wir trauern innen drinnen. Was ist denn los, Alter?« Er fährt dem vor uns fahrenden Wagen dicht auf und versucht, ihn mit der Lichthupe von der linken Fahrspur zu drängeln. Ängstlich kralle ich mich am Türgriff fest.
    »Musst du so dicht auffahren?«
    »Warum zieht der denn nicht rüber?« Der arme Opel Corsa vor uns hoppelt nach rechts. »Na endlich.« Fred gibt Gas und zeigt der verwirrt zu uns rüberschauenden Fahrerin einen Vogel. »Das war ja klar. Frau am Steuer.«
    »Du darfst hier gar nicht so schnell fahren«, sage ich scharf. Er sieht mich provozierend an und tritt das Gaspedal so fest durch, dass sein Auto schmerzhaft aufjault. »Was soll denn das? Fahr langsamer!«
    »Ist doch alles frei.« Er deutet auf die leere Straße.
    »Na und? Deshalb darfst du hier trotzdem nicht zweihundert fahren.«
    » Das ist völlig ungefährlich, solange keine anderen Auto s in Sicht sind. Ich kann schließlich Auto fahren.«
    »Darüber lässt sich streiten.«
    Bevor ich begreifen kann, was geschieht, zieht er nach rechts rüber und kommt mit quietschenden Bremsen auf dem Seitenstreifen zum Stehen. »He, was soll denn das?«
    »Steig aus.«
    »Wie bitte? Bist du noch ganz dicht? Der Seitenstreifen ist nur für absolute Notfälle da. Weißt du,

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