Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)
Großeltern wohnt, noch ziemlich gut bedient. Sie sieht nämlich nicht mehr besonders gut und auch ihr Reaktionsvermögen ist nicht das Beste. Den Slip aus ihren Haaren zupfen und mir eine Geschichte von bröselnder Deckenverkleidung aus den Fingern saugen, war eins. Ob sie mir die Story abgekauft hat, weiß der Himmel. Ich dagegen weiß eines ganz sicher: Die Idee, auf einer öffentlichen Toilette Sex zu haben, ist großer Schwachsinn. Einer dieser Mythen, die im Film irgendwie cool und sexy wirken, im Realitäts-Check dann aber kläglich versagen. Und auch, wenn die Sache noch mal glimpflich ausgegangen ist, kann ich Fabians Heiterkeit nicht teilen, der sich bei Frau Schlothes Auftritt in eine Nachbarkabine geflüchtet hatte und sich jetzt zu mir an den Waschtisch stellt.
»Ich lach mich kaputt, du hast ihr allen Ernstes dein Höschen an den Kopf geworfen?«
»Ja nicht mit Absicht«, verteidige ich mich. »Das war doch für dich bestimmt.«
»Na, dann mal her damit!«
»Das hättest du wohl gerne.«
»Allerdings.«
»Ich mag jetzt nicht mehr.«
»Was?« Enttäuscht sieht er mich an. Hat er allen Ernstes gedacht, dass wir nach diesem Zwischenfall jetzt einfach weitermachen? Männer! »Wieso denn nicht? Das war doch nicht meine Schuld. Wenn du mich nicht ausgesperrt hättest …«
»Trotzdem kann jederzeit jemand reinkommen. Und was machen wir dann?«
»Dann halten wir mitten in der Bewegung inne und sind ganz, ganz leise.« Er lächelt voller Vorfreude, ich dagegen bin jetzt doch etwas irritiert.
»Du scheinst dich ja gut auszukennen.«
»Na ja.« Er sieht so ertappt aus, dass es nur eine mögliche Erklärung gibt. Das heute wäre für ihn garantiert keine Premiere gewesen. Sofort erscheint vor meinem inneren Auge das Bild von ihm und Lisa, wie sie es leidenschaftlich in einer Restauranttoilette miteinander treiben. Und natürlich gibt es dabei keinerlei Pannen wie eine Bauch-weg-Hose, die erst aus dem Weg geräumt werden muss, oder eine plötzlich auftauchende Frau Schlothe. Und obwohl ich weiß, dass man nicht mit einem Mann irgendetwas tun sollte, nur weil das schon mal eine vorher gemacht hat, ist genau das mein Plan. Der dann in der letzten Sekunde doch noch von meiner Mutter vereitelt wird.
»Nanu, was macht ihr denn hier drin? Fabian, du weißt schon, dass das die Damentoilette ist?«
Zu Hause in unserem gemütlichen warmen Bett haben wir dann doch noch Sex miteinander. Das heißt, nach Definition von Bill Clinton hat Fabian keinen Sex mit mir, ich aber sehr wohl mit ihm. Er schnarcht schon, als ich mit meinem Kopf wieder unter der Decke auftauche, und ich bin eine Sekunde lang empört, dass er einfach eingeschlafen ist, statt sich zu revanchieren. Es hätte mir aber schon gereicht, wenn er es wenigstens angeboten hätte. Ich bin sowieso viel zu müde, der Rotwein tut ein Übriges, und so kuschele ich mich an ihn und schlummere selig ein. Vielleicht wird Sex manchmal auch einfach überbewertet. Ist es nicht viel wichtiger, dass Fabian und ich ein tolles Team sind? Uns blind verstehen? Na eben.
Nach einem langen Arbeitstag komme ich am Montag ziemlich erschlagen nach Hause und registriere erfreut, dass es in der Wohnung nach frisch angebratenem Knoblauch riecht. Warmes Licht scheint aus dem Wohnzimmer in den dunklen Flur. Als ich neugierig einen Blick hineinwerfe, kommen mir vor lauter Rührung beinahe die Tränen. Ein Candle-Light-Dinner vom Feinsten erwartet mich, mit roten Kerzen im silbernen Leuchter, passenden Servietten und sogar Rosenblättern auf der weißen Tischdecke. Letztere sieht zwar aus, als hätte jemand darauf geschlafen, aber dass man Tischwäsche bügelt, bevor man sie benutzt, muss ein Mann nicht wissen, finde ich. Während ich noch um meine Fassung ringe, umfängt mich Fabian von hinten mit den Armen und küsst meinen Nacken.
»Nett, oder?«, raunt er mir ins Ohr, und ich nicke.
»Sehr nett!«
»Es gibt Insalata Caprese, Gnocchi mit Gorgonzolasoße und Walnüssen und zum Nachtisch Tiramisu.« Ich seufze verzückt, während Fabian an meinem Ohr knabbert.
»Du musst mich wirklich lieb haben«, stelle ich fest.
»Natürlich hab ich dich lieb. Hast du etwa daran gezweifelt?«
Heftig schüttle ich den Kopf. »Natürlich nicht.«
Er dreht mich zu sich herum und beginnt, mich leidenschaftlich zu küssen. Mein Magen knurrt laut und vernehmlich. »Sorry. Ich habe ziemlich großen Hunger«, sage ich verlegen. Er gibt mich frei und führt mich galant zum
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