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Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)

Titel: Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jana Voosen
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an den Tisch kommt, ihr Glas hin.
    Habe ich eben Doppelhochzeit gehört? Sofort erscheinen vor meinem inneren Auge Visionen vom schrecklichsten Tag meines Lebens, getoppt von einem gemeinsamen Hochzeitsfoto, auf dem Emma aussieht wie eine Elfe, während ich mit einem vorzeitig verwelkten Brautstrauß in der falschen Farbe vergeblich versuche, den Rotweinfleck auf meinem schlecht sitzenden Kleid zu verbergen.
    »Wären Sie so freundlich, meiner Enkeltochter ein neues Glas zu bringen? Und füllen Sie es bitte bis zum Rand mit Rotwein, sie ist etwas blass um die Nase, finden Sie nicht?«
    »Ich habe doch gar nichts gesagt«, behauptet meine Mutter. »Ich bin lediglich gekommen, um Franzi zu holen, damit sie ihrer Schwester zur Verlobung gratuliert.« Ich stürze den Wein auf ex hinunter und halte damit den Neid in Schach, der sich plötzlich durch meine Eingeweide zu fressen beginnt. Nicht, dass das hier irgendjemand missversteht. Julius könnte man mir nackt auf den Bauch binden. Äh, was ich eigentlich sagen will: Natürlich beneide ich sie nicht um diesen Kerl. Aber vielleicht darum, dass der sie so sehr liebt, dass er den Rest seines Lebens mit ihr verbringen will. »Kommt ihr jetzt endlich?«, drängelt meine Mutter, und ich erhebe mich. Schließlich will ich nicht dastehen wie die verbitterte, übrig gebliebene Schwester. Am wenigsten vor mir selbst. Darum zwinge ich ein Lächeln auf mein Gesicht und greife nach Fabians Hand.
    »Komm, wir gehen rüber.«
    »Herzlichen Glückwunsch, Schwesterherz!«
    »Danke. Ich dachte schon, du wolltest unsere Verlobung einfach ignorieren.«
    »Blödsinn! Wie kommst du denn darauf?« Ich umarme sie und kann jede einzelne Rippe spüren. »Ich freue mich sehr für euch.« Mit Julius tausche ich zwei Luftküsse auf die Wange. »Wann soll die Hochzeit denn stattfinden? Ich liebe Hochzeiten!«
    »Ehrlich?« Mit kugelrunden Augen sieht Emma zu mir auf. »Seit wann?«
    »Schon immer«, sage ich im Brustton der Überzeugung und mit einem schnellen Seitenblick auf Fabian. Ob er die Botschaft verstanden hat? Muss ich noch nachlegen? Oder bin ich in meinem Übereifer schon übers Ziel hinausgeschossen? Schließlich hat Anni recht, auf Druck reagieren Männer äußerst empfindlich. Aber Fabian steht gutmütig lächelnd neben mir und zieht mich, nachdem wir noch ein paar Minuten Smalltalk gemacht haben, mit sich auf die Tanzfläche, wo er seine längst verschollen geglaubten Discofox-Kenntnisse hervorkramt und mich mehr oder weniger gekonnt über das Parkett schleift. Dem Gesichtsausdruck meiner Mutter nach zu urteilen, müssen wir einen ziemlich unsouveränen Anblick abgeben, aber das schert mich im Moment wenig. Ich wackele mit den Hüften, trampele inbrünstig auf Fabians Füßen herum und kann mich nicht erinnern, wann wir das letzte Mal so viel Spaß zusammen hatten. Nach drei schnellen Songs bin ich völlig außer Atem und will gerade eine Pause vorschlagen, als die ersten Takte von »Reality« erklingen. Binnen Sekunden bin ich wieder der Backfisch von damals, der für Sophie Marceau geschwärmt und sich nichts sehnlicher gewünscht hat, als einen Pierre Cosseau (genau, der mit den Segelohren und den tollen blauen Augen), in dessen Armen sie über die Tanzfläche der Superfete schweben kann. Zwanzig Jahre später zieht mich Fabian zu sich heran und wiegt mich im Takt der Musik.
    »Du bist so sexy, weißt du das?«, flüstert er mir ins Ohr und plötzlich spüre ich an meinem Hüftknochen, dass dies eine ganz und gar nicht jugendfreie Version von »La Boum« zu sein scheint. Ich kichere verlegen, offensichtlich hat noch immer mein Teenager-Ich das Kommando. »Komm.« Mitten im Tanz hält Fabian inne. »Wir vögeln auf dem Klo.« Er greift meine Hand, und ehe ich weiß, wie mir geschieht, zieht er mich hinter sich her aus dem Festsaal hinaus. Nur mühsam gelingt es mir, mit ihm Schritt zu halten.
    »Warte mal, das ist doch nicht dein Ernst. Oder?« Er dreht sich zu mir um und sieht mich an, als wollte er sich jetzt und hier auf mich stürzen. O là là, da soll noch einer sagen, es gäbe keine Leidenschaft in unserer Beziehung. »Ich verstehe. Es ist dein Ernst.«
    »Allerdings.« Tausend Gedanken jagen mir durch den Kopf, während ich hinter ihm her stolpere. Leider. Sollte ich jetzt nicht eigentlich vor Lust und Vorfreude vergehen? Nur noch einen einzigen Gedanken im Kopf haben? Nämlich: Ja, ich will dich auch. Nimm mich jetzt und hier. Stattdessen denke ich: O Gott, was ist, wenn uns

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