Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)
Wohnzimmertisch.
»Dafür habe ich genau das Richtige.«
Nach dem Essen, das Tiramisu war großartig und so mächtig, dass ich mich vom Esstisch zur Couch rollen musste, strecken wir uns nebeneinander aus und zappen ein wenig durch die Programme. Nur, bis das stärkste Völlegefühl verschwunden ist. Dann werden wir Sex haben. Diesmal aber wirklich. Denn auch, wenn wir nicht darüber sprechen, so ist mir schon klar, dass Fabian mir nicht einfach so ein Drei-Gänge-Menü kredenzt hat. Tief im Inneren hat ihn das Testergebnis auch verunsichert. Und mit diesem Abend will er sich und mir beweisen, dass in unserer Beziehung alles in Ordnung ist. Dass auch nach drei gemeinsamen Jahren die Romantik noch nicht verflogen ist. Und die sexuelle Anziehungskraft selbstverständlich auch nicht. Nach einer Stunde geht es mir tatsächlich besser, ich drehe mich zu Fabian um und lächele ihn verführerisch an.
»Na.«
»Na.« Er grinst. Wir küssen uns. Es fühlt sich schön an. Und vertraut. Mir fällt ein, dass ich unter meinem Rock schon wieder eine Strumpfhose trage.
»Triff mich im Schlafzimmer. In drei Minuten.«
Zweieinhalb Minuten später liege ich nackt auf unserem Bett und suche nach einer möglichst schmeichelhaften Position, den Rücken auf ein Kissen gestützt, die Beine in einer Art Meerjungfrauen-Pose angewinkelt. Während ich das Zopfgummi löse und meine Haare aufschüttele, damit sie nicht so platt am Kopf anliegen, kommt Fabian ins Zimmer.
»Hallo, schöne Frau.« Eine Sekunde später liegt er neben mir. Zwanzig Sekunden später ist er nackt und eine Minute später in mir. Da soll noch einer sagen, dass es in dieser Beziehung keine sexuelle Anziehungskraft gibt.
Hinterher kuschele ich mich an Fabians Rücken und bin vollkommen entspannt. Ich bin so froh, dass bei uns alles in Ordnung ist. Und dass so ein dummer Test nicht zwischen uns kommen kann. Vielleicht schweißt er uns sogar noch mehr zusammen? Das passiert ja schließlich immer wieder: Je widriger die Umstände, desto fester das Band zwischen zwei Liebenden. Man denke nur mal an Romeo und Julia. Gut, mit denen hat es kein schönes Ende genommen … Aber egal. Ich war mir jedenfalls nie sicherer, dass Fabian der Mann ist, mit dem ich mein Leben teilen und eine Familie gründen möchte. Versonnen male ich mit dem Zeigefinger Kreise auf seinen Rücken. Vielleicht sollte ich die Pille absetzen? Schließlich bin ich schon vierunddreißig. Und wer weiß, wie lange es dauert, bis ich schwanger werde? Immerhin brauchen Paare wie wir dafür ja erwiesenermaßen erheblich länger. Hab ich das wirklich gerade gedacht? Das darf doch nicht wahr sein. Ich wünschte, ich hätte diesen dummen Test nie gemacht! Neben mir ertönt das vertraute Grunzen, das Fabian immer von sich gibt, wenn er einschläft, und ich schiebe die dummen Gedanken beiseite.
»Gute Nacht, Schatz«, murmele ich leise und schlafe ebenfalls ein.
Mitten in der Nacht werde ich von einem Geräusch geweckt. Verwirrt setze ich mich auf, draußen ist es noch stockdunkel und die leuchtenden Ziffern des Radioweckers bestätigen mir, dass ich gerade mal vier Stunden geschlafen habe. Neben mir im Bett sehe ich Fabians schemenhafte Gestalt, mit angezogenen Beinen sitzt er aufrecht im Bett, den Rücken gegen das Kopfteil gelehnt.
»Was ist los?«, frage ich und taste nach seiner Hand. »Geht’s dir nicht gut?«
»Nein.«
»Du Armer. Warum hast du mich denn nicht geweckt? Was ist denn los?«
»Weiß nicht so recht.«
Ich knipse das kleine Licht auf meinem Nachtschränkchen an und mustere meinen Freund besorgt. Er sieht tatsächlich elend aus. Mitfühlend lege ich ihm eine Hand auf den Arm. Wer weiß, seit wann er schon jämmerlich hier hockt, und ich hab in aller Seelenruhe geschlafen und nichts davon mitgekriegt,
»Wie lange geht’s dir denn schon so?« Er zuckt unbestimmt mit den Schultern und sieht mich an wie ein trauriger Dackelwelpe.
»Keine Ahnung. Ich glaube, seit ungefähr einem Jahr.«
Wenn das ein Witz sein soll, dann ist es ein schlechter. Ich jedenfalls kann nicht darüber lachen. Schon gar nicht um drei Uhr früh. Schon gar nicht, wenn mein Vertrauen sowieso gerade erschüttert ist. Aber leider ist es kein Witz. Offensichtlich fühlt Fabian, mein Freund, mein Schatz, mein Traummann, von dem ich gestern noch ein Kind haben wollte, sich schon seit Längerem nicht mehr wohl in unserer Beziehung. Seit ungefähr einem Jahr, um es genau zu sagen. Okay, Franzi, jetzt bloß nicht die Nerven
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