Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)
Traumpaares, und dann am Freitag, wenn ich ahnungslos mit Lydia und Kim zu Hause auf der Couch saß, da hat er es auf seinen Männerabenden richtig krachen lassen. Und da erzählen einem die Frauenzeitschriften immer, dass man Männer ab und zu ziehen lassen soll. »Sperren Sie ihn nicht ein! Gönnen Sie ihm seinen Abend mit den Kumpels! Er wird immer wieder zu Ihnen zurückkehren und Ihnen aus der Hand fressen!« Ja, zurückgekehrt ist er jedes Mal, das schon. Ungläubig betrachte ich Fabian, während er seine große Beichte abgibt, und hoffe immer noch, dass ich träume.
»Ich wollte aufhören, wirklich. Ich habe mich danach immer total schlecht gefühlt und mir geschworen, dass es das letzte Mal war. Aber dann bin ich doch jeden Freitag wieder losgezogen. Es war wie ein Zwang!«
»Ein Zwang?« Himmel, das klingt pathologisch. Was will er mir da gerade erzählen? »Bist du etwa sexsüchtig?«
»Ich weiß es nicht. Vielleicht.« Mitleid heischend sieht er mich an, doch da ist er bei mir an der falschen Adresse.
»Davon habe ich in letzter Zeit aber ziemlich wenig mitbekommen«, sage ich bissig. »Und was war eigentlich mit Andreas und Mark?« Das sind die Freunde, mit denen er seine Männerabende verbringt und die, nebenbei gesagt, ebenfalls liiert sind. »Vögeln die etwa auch rum?«
»Die wissen doch gar nichts davon. Wir trennen uns normalerweise um halb zwölf. Dann sind die beiden immer nach Hause gegangen.«
»Und du auf Brautschau? Ist ja reizend! Und wer ist sie?«
»Sie?« Er blinzelt verwirrt. »Wen meinst du?«
»Na, die Frau, mit der du …«
»Na ja, es ist nicht eine bestimmte Frau. Sondern, also, immer eine andere.«
»Immer eine andere?«, echoe ich ungläubig. »Du hast jeden Freitag eine andere Frau aufgerissen, die mit dir ins Bett gegangen ist?«
»Jeden Freitag hat das natürlich nicht geklappt. Und, ähm, auch nicht direkt ins Bett, sondern …«
»Halt die Klappe«, fahre ich ihn an und schnappe nach dem erstbesten Gegenstand, mit dem ich auf ihn eindreschen kann. Zu seinem Glück ist es bloß ein Kissen, das ich mit voller Wucht auf seinen Kopf niedersausen lasse.
»Autsch.«
»Autsch, ja, das kannst du laut sagen!« Ich hebe erneut das Kissen. »Mit denen hast du auf dem Klo gevögelt, stimmt’s?« Ich lasse das Kissen auf ihn niedersausen. Und noch mal. Und noch mal. Ich bin eine so blöde Kuh. Eine so dermaßen blöde Kuh! »Gib es zu! Gib es zu!« Und wieder landet das Kissen auf seinem Kopf. Ich bin außer Atem, aber es tut gut, die Wut irgendwie rauszulassen, außerdem wüsste ich nicht, was ich sonst machen sollte. Das Leben hat mich auf eine solche Situation nicht vorbereitet. So etwas passiert nur im Kino. Oder anderen.
»Ja, aua, lass das! Ja, manchmal. Ich gebe es zu!« Kraftlos lasse ich das Kissen sinken. Es ist ja sowieso zwecklos. Ein erbärmlicher Versuch, ihm wehzutun. Plötzlich kullern mir die Tränen das Gesicht herunter und der Umschwung von Wut auf Traurigkeit kommt so abrupt, dass es mir den Atem raubt.
»Wiie-hi-so?«, schluchze ich und presse das eben noch als Waffe genutzte Kissen jetzt schutzsuchend gegen meinen Körper. »Wie-hi-so?«
»Es tut mir so leid.« Ich spüre, wie Arme mich umfangen und habe nicht die Kraft, sie abzuwehren. »Ehrlich, du glaubst nicht, wie schäbig ich mich die ganze Zeit gefühlt habe.« Ruckartig hebe ich den Kopf.
»Warte mal, von welchem Zeitraum reden wir überhaupt?« Schuldbewusst zieht er den Kopf ein. »Von Anfang an?«, frage ich ahnungsvoll, aber er schüttelt zum Glück den Kopf.
»Nein. Nicht von Anfang an. Aber seit ungefähr eineinhalb Jahren.« Seit eineinhalb Jahren! Unsere ganze Beziehung ist eine einzige große Lüge. Ich habe in einer Seifenblase gelebt, die gerade eher mit einem lauten Knall denn mit einem sanften Plopp zerplatzt ist. »Es tut mir so leid. Es war so schrecklich, dich die ganze Zeit über zu belügen. Bitte glaub mir das!« Dir glauben, will ich am liebsten schreien. Warum sollte ich dir jemals wieder irgendetwas glauben? Aber leider bekomme ich vor lauter Heulen kein einziges Wort raus. Es ist nicht so, wie man das immer in Filmen sieht, wenn die betrogene Frau, gebrochen, aber voller Würde, lautlos heiße Tränen vergießt. Nein, das hier ist ein hysterischer Ausbruch, bei dem mindestens so viel Schnodder wie Tränenflüssigkeit fließt und der sicher alles andere als schön anzuschauen ist. Gut anfühlen tut er sich jedenfalls nicht. Als ich mich dann auch noch vor lauter
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