Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)
werden. Dieser Mistkerl. Er löst sich von mir, sieht mich von oben herab prüfend an und wirkt dabei ungemein siegessicher.
»Du würdest also mein Auto nach Hause fahren?«
Das Grinsen vertieft sich. »Na klar.«
»Hast du überhaupt einen Führerschein?« Beleidigt sieht er mich an. Richtig, was ihre Fahrkünste angeht, sind Männer ja äußerst empfindlich. Da scheint dieser hier keine Ausnahme zu sein.
»Natürlich habe ich einen Führerschein. Also, fahren wir?«
»Von mir aus gerne.« Ich steige auf der anderen Seite ein und beobachte amüsiert, wie Fred sich ächzend auf den Fahrersitz faltet. Mit dem Kopf stößt er fast oben an der Decke an. »Warte mal, hast du den Wein bezahlt?«, erkundige ich mich, gerade als er den Schlüssel ins Zündschloss steckt. Schließlich will ich nicht, dass mein Auto unfreiwillig zum Fluchtwagen wird.
»Habe ich«, beruhigt er mich und fügt mit einem schiefen Seitenblick hinzu: »Zwei Flaschen.«
»Da haben sich deine Freunde bestimmt gefreut.«
»Es sei ihnen gegönnt. Für sie der tolle Wein, für mich die tolle Frau.« Er lässt den Motor aufheulen und schießt aus der Parklücke, während ich mich von dieser Ansage erhole. Der hat sie doch wohl nicht mehr alle. »Und für dich …«
»Ich weiß, ich weiß«, sage ich und lächele undurchsichtig, »vier Fliegen auf einen Streich.«
»Vielleicht auch fünf.« Er zwinkert mir zu. Eins muss man ihm lassen, selbstbewusst ist er.
»Wir werden sehen«, sage ich abwägend und deute auf die Straße. »Erst mal müssen wir lebend ankommen. Würdest du also bitte nach vorne schauen?« Unauffällig schiele ich auf den Tacho. »Außerdem ist hier fünfzig.«
Er verdreht die Augen. »Ich fahre fünfundfünfzig.«
»Sag ich doch. Du darfst aber nur fünfzig«, wiederhole ich.
»Wer in der Stadt fünfzig fährt, der behindert den Verkehr. Zeig mir einen, der sich genau an die Geschwindigkeitsbegrenzung hält.«
»Ich. Ich mache das.«
»Hab ich mir jetzt fast gedacht. Und der Typ da vorne auch. Mann, Alter, gib Gas!«, motzt er und fährt dem schwarzen Golf so dicht auf, dass ich mich unwillkürlich am Türgriff festklammere. Dann schert er aus und überholt mit quietschenden Reifen. »Siehst du?«, fragt er betont harmlos. »Verkehrsbehinderung.« Ich spüre, wie meine Halsschlagader zu pochen beginnt, während Fred mit Vollgas auf eine rote Ampel zurast und dann so scharf bremst, dass ich in meinen Sitz gepresst werde.
»Ist mir egal«, sage ich. »Ich will, dass du Strich fünfzig fährst und ausreichend Abstand hältst.« Bevor er den Mund aufmachen kann, füge ich hinzu: »Das hier ist mein Auto!«
»Schon gut.« Er tritt auf die Bremse und schleicht mit fünfunddreißig Stundenkilometern über die Max-Brauer-Allee. »Ist es so besser?«
»Zumindest besser als vorher.« Ein Taxifahrer fährt wild hupend und mit den Händen fuchtelnd an uns vorbei, und Fred wirft mir einen vorwurfsvollen Blick zu. Offensichtlich fühlt er sich von mir entmannt, weil ich ihm nicht erlaube, sich mit dem Typ ein kleines Rennen zu liefern.
»Denk nicht mal dran«, sage ich kopfschüttelnd, und er stöhnt zum Gotterbarmen.
»Im Bett bist du lustiger.«
»Danke. Da vorne müssen wir rechts.«
In acht Zügen parkt Fred in einer Parklücke ein, für die ich maximal drei gebraucht hätte und erklärt dies damit, dass mein Auto extrem unübersichtlich wäre.
»Na, wenn du meinst«, sage ich achselzuckend und nehme die Schlüssel an mich. Dann krame ich in meiner Handtasche nach Kleingeld und drücke ihm ein Zwei-Euro-Stück in die Hand. »Also dann, danke fürs Fahren. Da vorne ist eine Bushaltestelle!«
Kapitel 9
»Also hattest du gar nicht vor, ihn mit zu dir zu nehmen?«, fragt Lydia, nachdem ich meinen Bericht beendet habe. Es ist zwar erst Sonntag, aber seit Fabian weg ist, kommt meine Freundin sehr viel häufiger vorbei. Kim dagegen schafft es wegen ihres Babys nach wie vor nur freitags, und auch dann verschläft sie normalerweise den ganzen Abend.
»Natürlich nicht.« Heftig schüttele ich den Kopf. »Der Typ ist doch vollkommen unerträglich. Er ist unverschämt, bindungsunfähig, selbstgefällig und ein miserabler Autofahrer.«
»Aber gutaussehend und toll im Bett«, gibt Lydia zu bedenken.
»Das reicht mir nicht.«
»Mir meistens schon«, seufzt sie und lehnt sich mit einem höchst mitleiderregenden Gesichtsausdruck in die flauschigen Kissen meines Sofas zurück. »Du bist ja noch nicht so lange Single, aber ich kann
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