Pantoffel oder Held?: Roman (German Edition)
Guck mal, Fred, wie cool und entspannt ich bin, ich will nur Sex und nichts weiter. Glaubst du allen Ernstes, dass ich mich in dich verliebe, nur weil du mir hier so ein Theater vorspielst?«
Einen Moment lang bin ich zu verblüfft, um wütend zu sein. Aber dieser Moment währt zum Glück nur kurz.
»Du bist ja vollkommen geisteskrank«, werfe ich ihm, zusammen mit seinen Klamotten, die ich vom Boden aufklaube, an den Kopf. »Glaubst du allen Ernstes, dass irgendeine Frau, die dich länger als fünf Minuten kennt, ernsthaftes Interesse an dir haben könnte? An einem bindungsunfähigen Macho, der nicht einsehen will, dass er keine zwanzig mehr ist? Ich sag dir eins: Noch bist du vielleicht cool, aber fünf Jahre weiter, und du bist einfach nur erbärmlich.« Sein herablassendes Grinsen verrutscht, und ich kann sehen, wie seine Kiefermuskulatur sich anspannt. »Aha«, sage ich triumphierend. »Da habe wohl diesmal ich ins Schwarze getroffen, was?« Aber schon hat er sich wieder gefangen und lächelt umso arroganter vor sich hin, während er beginnt, sich anzuziehen.
»Wenn es anfängt, erbärmlich zu wirken, dann nehm ich mir halt eine.«
»Viel Glück dabei.«
»Brauch ich nicht. Ihr Frauen Mitte dreißig seid ja nicht mehr besonders wählerisch, sondern einfach nur überglücklich, wenn ihr überhaupt noch einen abkriegt.« Vor lauter Empörung bleibt mir die Luft weg. Was bildet der Typ sich eigentlich ein?
»Raus«, knirsche ich zwischen den Zähnen hindurch, die Bettdecke fest um meinen Körper gewickelt. Er ist mittlerweile wieder vollständig angezogen.
»Bist du sicher?«, fragt er und kommt einen Schritt auf mich zu. »Ich wäre unter Umständen bereit für eine zweite Runde. Natürlich nur, wenn du bitte sagst.«
»Du träumst wohl.«
»Ach komm, jetzt hab dich doch nicht so.« Er greift nach mir, und bevor ich realisiere, was ich tue, klatscht meine Hand mit voller Wucht in sein Gesicht.
»Du hast ihm wirklich eine runtergehauen?«, staunt Lydia, als ich ihr am nächsten Tag am Telefon davon erzähle.
»Eine reingehauen trifft es eher«, sage ich zerknirscht, »ich habe ihn ziemlich ungünstig an der Nase getroffen, und er hat sofort angefangen zu bluten.«
»Nein!«
»Doch.«
»Und was ist dann passiert?«
»Dann ist er abgehauen, ohne ein weiteres Wort zu sagen. Aber er hat eine richtige Spur hinter sich hergezogen. Ich hab sogar unten vor der Haustür noch Blutstropfen gefunden.«
»Krass!«
»Ich weiß. Aber was fängt der auch an, mich anzugrabschen?«
»Warte mal, du meinst doch nicht etwa … Glaubst du, er wollte dir was tun?« Das Entsetzen in Lydias Stimme ist deutlich zu hören.
»Nein, das glaub ich nicht«, wiegele ich ab. »Er ist zwar ein unerträglicher Macho, aber so, wie ich ihn einschätze, geht es gegen seinen Stolz, sich einer Frau aufzudrängen. Ich hätte ihm bestimmt nicht die Nase zu Brei schlagen müssen, damit er aufhört. Wer weiß, vielleicht war dieser ganze Streit für ihn eine merkwürdige Art des Vorspiels. Keine Ahnung. Ist ja auch egal. So viel steht fest. Den sehe ich nie wieder!«
»Und diesen Kai auch nicht«, seufzt Lydia. »So was Dummes!«
Von: Kai W.
Betreff: Woran liegt’s?
An: Franziska M.
Hallo Franzi,
zugegebenermaßen war ich etwas erstaunt, dass Du mich bei DreamTeam nicht blockiert hast. So haben es nämlich in den letzten vier Wochen die anderen fünf Frauen gemacht, deren beste Freundinnen, genau wie deine, einen bedauerlichen Autounfall hatten, während sie mir gegenübersaßen. Nun habe ich mich allen Ernstes kurz gefragt, ob deine Freundin möglicherweise tatsächlich …??? Aber das ist natürlich albern. Ich nehme an, dass du, genau wie deine Vorgängerinnen, die Flucht ergriffen hast. Ich würde dich nur herzlich bitten, mir zu sagen, was so abschreckend an mir wirkt, dass keine Frau es länger als fünf Minuten in meiner Nähe auszuhalten scheint. War es die Tatsache, dass ich einen Sohn habe? Sollte ich in Zukunft mit dieser Eröffnung warten? Ich kann verstehen, dass es für eine Frau schwierig sein kann, wenn der Mann schon mal eine Familie hatte, aber andererseits frage ich mich: Was erwartet ihr denn eigentlich? Wir sind doch alle keine zwanzig mehr. Ich habe eine Vergangenheit. Aber ich möchte dich hier nicht angreifen, sondern bitte dich ganz ehrlich um deine Meinung.
Beste Grüße,
Kai
Von: Franziska M.
Betreff: Re: Woran liegt’s?
An: Kai W.
Hallo Kai,
es tut mir ehrlich leid, dass ich diese äußerst
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