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Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See

Titel: Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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mitzunehmen, und so waren wir alle zufrieden.
    Aber als sie gegessen hatten, begann Janed den Matelots Fragen zu stellen, viele, und bei den meisten wusste ich nicht recht, was sie bezweckten. Aber die Matelots redeten und redeten und wurden immer sicherer, dass es die beste Lösung für sie war, wenn sie sie begleitete.
    Ich begann allmählich, die drei auseinanderzuhalten. Malo, das war der mit den Segelohren, Telo der Mann ohne Haare auf dem runden Schädel und Brieg der Matrose mit der schiefen Nase.
    Sie redeten sogar noch, als wir endlich in Brest angekommen waren.
    »Komm mit uns, meine Schöne, es ist schon spät. Wir kennen hier ein anständiges Gasthaus. Da können wir die letzte Nacht an Land verbringen.«
    »Müsst ihr nicht zu eurem Dampfer?«, fragte Janed.
    Die drei lachten fröhlich auf.
    »Der läuft erst morgen mit der Flut aus. Das hat noch Zeit. Heute Abend wollen wir singen und feiern. Auf, meine Schöne!«, rief Brieg und schwenkte Janed um die Taille gefasst herum.
    »Und wir wollen essen und Cidre trinken, meine Hübsche!«, rief auch Malo und schwenkte sie als Nächster herum. Und Telo schwenkte sie in die andere Richtung und rief: »Und tan zen wollen wir natürlich auch, meine Feine!«

    Mir war das gar nicht recht. Nein, mir war das nicht recht.
    Ich wollte eigentlich nur wieder nach Hause zu meinen Klippen und dem Heidekraut und den Hortensien …
    Aber Janed lachte nur und schwenkte meinen Korb.
    Bah!

Hafenkneipe von Brest
    Ob das Gasthaus anständig war, vermochte ich nicht zu beurteilen. Aber mir wurde erlaubt, den Korb zu verlassen und in dem Käm merchen herumzulaufen, in dem ein Bett und ein paar wackelige Möbel standen. Janed planschte in der Waschschüssel herum, und ich bürstete mir eben falls den Reisestaub aus dem Fell. Dann heftete ich mich an ihren Rocksaum und folgte ihr in die Gaststube. Sehr eng blieb ich an ihren Beinen, denn der Raum war voller Menschen, und die waren laut und stießen blaue Rauchwolken aus und aßen und tranken und klapperten mit dem Geschirr und achteten nicht darauf, was sich zwischen den Tisch- und Stuhlbeinen herumtrieb.
    Es waren derbe Gestalten, Matrosen, Hafenarbeiter, Fischer, wie ich sie vom Ge ruch her einschätzte, aber auch ein paar Frauen, die – mhm – nicht so nett wie Janed rochen. Sondern süßlicher. Und auch – mhm –
andere Kleider trugen. Offener, würde ich sagen. Sie legten den Matelots die Arme um den Hals und schnurrten sie an.
    Ein Mann wie ein Fass mit einer blauen Schürze um seinen Bauch brachte Krüge und Becher, Brot und Fischsuppe. Ich blieb noch im mer dicht an Jan eds Bein, doch eh ich’s mich versah, hatte dieser Mann mich hochgehoben und schaute mich an.
    »Gehört dieser Winzling Ihnen, Mademoiselle?«
    »Das ist Pantoufle. Wenn es Ih nen nicht recht ist, dass er bei mir ist, bringe ich ihn hoch und setze ihn wieder in seinen Korb.«
    »Lassen Sie man. Ich habe auch einen Kater. Fauler Kerl, der kaum noch die Küche verlässt. Vielleicht hat er Spaß an ein wenig Gesellschaft.«
    Mochte sein, aber ich hatte keinen daran!
    »Ich weiß nicht, Monsieur. Pantoufle ist ziemlich ängstlich.«
    »So sieht’s aus, was, Kater?«
    Ich strampelte in seinem Arm, aber sein Griff war wie von Eisen.
    »Ich auch, Monsieur. Ich hätte ihn fast verloren.«
    »Na dann!«
    Ich wurde wieder abgesetzt. Ich hasse das, wenn fremde Menschen mich so einfach herumheben. Man fühlt sich so ausgeliefert. Aber es kam noch schlimmer. Denn die drei Matelots begannen Musik zu machen. Mit Fiedel, Blechpfeife und Mundharmonika produzierten sie etwas, was gut als Katerkonzert durchgehen konnte und die Menschen in der Gaststube dazu brachte, mit ihren Humpen auf die Holztische zu hämmern.

    »Unser Abschiedskonzert, Leute, morgen geht’s auf in die Neue Welt!«, rief der Matelot, der sich Brieg nannte. Und alle klatschten.
    »Ont bien été trois mois sur mer,
    Sans jamais terre, djemalon lonla lura,
    Sans jamais terre y aborder.«
    Sie sangen das Lied von den drei Matelots, die in Brest auf ei nem Schiff an heuerten und unterwegs verrückt wurden, weil sie nichts mehr zu essen hatten. Das stimmte mich überhaupt nicht froh, weil ich schon ahnte, dass Janed mit auf dieses Schiff woll te. Ich maunzte sie warnend an, aber es klang nur jämmerlich, und sie hörte es auch gar nicht, denn schon hatte dieser Brieg sie um die Taille gefasst und tanzte mit ihr durch den Raum.
    Ich war vergessen, saß al lein und schutzlos unter dem Tisch und wusste

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