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Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See

Titel: Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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weiß, Mädchen, ich weiß.«
    »Und fast auch Pantou fle. Jo zeb, es ist wie ein Wunder, dass ich ihn dort, gerade dort, wiedergefunden habe.«
    »Die Bonne Mère mag ihre Hand schützend über ihn gehalten haben. Und sie wird auch dich beschützen, Janed. Du bist ein mutiges Mädchen.«
    »Ich tue nur, was ich muss, Jo zeb. Und viel leicht hilft es mir zu vergessen, wenn ich an ei nen anderen Ort ziehe.«
    »Vielleicht findest du ja auch einen netten Mann, mit dem du eine Familie gründen kannst.«
    »Ja«, seufzte sie. »Einen, der nicht zur See fährt, einen, den sie sich nicht zum Opfer nimmt.«
    »Ach, Mädchen, Männer suchen immer die Gefahr. Auch ich tat es einst. Erst als mei ne Knochen müde wurden, bin ich sesshaft geworden und flechte seither Körbe.« Und dann grins te er wieder, dass sein Gesicht sich in breite Falten legte. »Kannst mich ja heiraten, kleine Janed.«
    Sie lachte ebenfalls leise auf.
    »Und du behauptest, kei ne Dummheiten mehr zu machen, Jozeb?«

    »Wär eine Dummheit, was? Ein so alter Kracher wie ich und so ein hübsches Mädchen wie du. Na, was soll’s. Ich hole dir ei nen Korb für den Kater und eine Kraxe für deine Tasche.«
    Kurz darauf stand ein stabiler Korb zwischen den beiden, und Janed legte eine ausgefranste Decke hinein.
    »Pantoufle, dein Reisekorb«, verkündete sie, hob mich hinein und klappte den Deckel zu.
    Huch – gefangen!
    Im ersten Augenblick wollte ich zu randalieren anfangen, aber da streckte sie auch schon einen Finger durch die Öffnungen, die die Weidenruten oben am Rand ließen, und stupste mich auf die Nase.
    Ich sah davon ab, mit allen Krallen gleichzeitig das Geflecht zu bearbeiten, und begutachtete das Be hältnis erst einmal. Die Decke roch nach Holzrauch und Mensch und Staub. Aber sie war weich. In dem Korb konnte ich mich be quem hinlegen und durch die offenen Stellen hinausschauen. Aufstehen konnte ich auch, auch wenn ich dann den Kopf einziehen musste.
    Gut, besser als der Umhang war es allemal.
    Der aber war inzwischen wieder in der Tasche verstaut, und die war an ein hölzernes Gestell geschnallt, das sich Janed nun auf den Rücken wuchtete. Das war erfreulich – lieber die Tasche als ich.
    »Danke, Jozeb. Ich werde dann mal den Bauern Kerrot fragen, ob er mich mitnimmt.«
    »Sag ihm, er soll nicht vergessen, dass er mir zwei Hühnerkörbe schuldet.«
    »Mach ich.«
    »Gute Reise, Janed. Und viel Glück.«

    »Kann ich brauchen, Jozeb.«
    Wir machten uns wieder auf den Weg, und ein bisschen schwum merig wurde mir doch, weil Janed beim Gehen den Korb schwenkte.
    Aber auch das fand bald ein Ende. Wir wurden auf einen Karren mit aufgeregt flatterndem Hühnervolk in Weidenkäfigen verladen. Hühner sind auch fies zu Katzen, aber diese waren gefangen und konnten mir nichts tun. Hoffte ich zumindest. Aber ein Ohr blieb wachsam, während ich das Geholpere des Wagens im Halbschlummer über mich ergehen ließ.

Alte Freunde
    So begann unsere große Reise, Janeds und meine, die uns sehr viel weiter führen sollte, als wir je geahnt hätten. Ich gewöhnte mich an mei nen Korb und das Geschaukel, durfte mir dann und wann die Pfoten vertreten, wobei ich mich eng an Janeds schwingende Röcke hielt. Die Welt war ja so groß und voller Gefahren. Wir blieben über Nacht bei Leuten, die Janed kannten, und sie ließ mich eine gan ze Weile dort al leine, weil sie sagte, sie müsse in der Stadt einiges erledigen. Ich verkroch mich unter dem Bett, in dem sie geschlafen hatte, und machte mich ganz klein. Die Menschen hatten näm lich drei Kinder, die ständig an mir he rum zerren wollten. Ich mag das nicht. Mein Pelz gehört mir. Und
nur meinen Freunden gestatte ich es, ihn durcheinanderzubringen.
    Als Janed später zurückkam, hing das Medaillon an dem Kettchen um ihren Hals. Das sah hübsch aus, und als sie sich zu mir vorbeugte, baumelte der Anhänger so verlockend vor meiner Nase, dass ich mit der Pfote danach tatzen musste.
    »Das gefällt dir, Pantoufle? Der Goldschmied hat es gerichtet, und jetzt habe ich ein hübsches Schmuckstück.«
    Ich ließ es noch ein mal schwin gen, und sie lach te leise.
    »Jetzt müssten wir einfach eine Daguerrotype von dir machen, dann hätte ich auch ein Bildchen des edlen Schenkers darin. Aber ich glaube, du würdest dich nicht gerne fotografieren lassen.«
    So wie du das sagst, glau be ich das auch. Weiß ich denn, was für ein übel riechendes Zeug eine Daguerrotype ist und ob das Fotografieren einem nicht den Pelz versengt?

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