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Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See

Titel: Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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helle Wände mit unzähligen Uhren drin, die keine Uhren waren. Das Messing von allerlei anderen
Apparaten und Instrumenten blitzte in der schwachen Beleuchtung, und große Räder und Hebel waren an etlichen Stellen angebracht. Das musste, wenn ich mir Corsairs Beschreibungen in Erinnerung rief, die Kommandobrücke sein. Ich schnüffelte neugierig herum. Von hier aus wurde also das ganze riesige Schiff gesteuert. Vermutlich mit den vie len Rädern und Hebeln. Ich erlaubte mir, eine Ecke dieses höchst wichtigen Reviers mit meinem Hoheitszeichen zu markieren, und schlenderte weiter. Da, wo das Dach endete, ging es rechts und links auf eine Platt form hinaus. Von dort wehte mich ein salziger Wind an. Eine ziemlich stramme, frische Brise, die mich zum Rückzug veranlasste.
    Und dann entdeckte ich den Mann. Er lehnte an der Wand und hatte die Augen geschlossen, sodass er mich nicht wahrnahm. Aber mir kam er bekannt vor. Das war nicht der Kapitän, der an geblich hier das Schiff beaufsichtigte, sondern der Erste Offizier, der sich Ron Cado nannte. Warum musste der denn hier im Stehen auf der zugigen Brücke schlafen?
    Na, vielleicht brauchte der kein Bett. Aber bequemer wäre das bestimmt gewesen. Oder er hätte wach bleiben und mal rausgucken können. Denn wenn ich es so richtig sah, fuh ren wir auf ein an deres Schiff zu. Ein kleineres, vielleicht ein Fischkutter.
    Wenn ein Schiff auf die Klippen prallte, was manchmal passiert, wenn es sehr stürmisch ist, dann geht es kaputt. Und die Menschen drauf ertrinken. Wie Janeds Vater und Bruder.
    Wahrscheinlich würde der Kutter auch kaputt gehen, wenn unser Schiff auf ihn drauffuhr.

    Sollte ich den schlafenden Offizier mal aufwecken? Vielleicht konnte der die andern anrufen oder bremsen oder so was.
    Ich maunzte.
    Half aber nicht.
    Ich schlug meinen Kopf an sein Bein.
    Er verlagerte nur das Gewicht.
    Na gut, eine Katze hat andere Möglichkeiten.
    Ich schlug ihm die Kralle in die Wade.
    Er gab einen unwirschen Laut von sich, machte die Augen auf und begann zu fluchen.
    Und dann beobachtete ich mit bassem Erstaunen, wie sich der verschlafene Ron Cado in einen wahren Tiger verwandelte. Er drehte an einem der Räder, brüllte Befehle, zerrte an Hebeln. Es rappelte und klingelte an irgendwelchen Geräten, er machte zwei Matrosen zu grätenlosen Seeschnecken, scheuchte ein paar andere Schnarchnasen auf und entwickelte die Energie eines ganzen Orkans auf der Brücke.
    Die Lichter des Fischkutters verschwanden links von uns.
    Dann kehrte wieder Ruhe ein, die Matrosen verzogen sich auf ihre Posten, die Apparate schwiegen, und Ron Cado stellte sich hinter das Steuerrad. Nun, da die Hektik vorbei war, beschloss ich, mich möglichst unauffäl lig zu verdrücken, aber der Mann war in zwischen hellwach und erspähte mich, als ich zum Aus gang tappte. Nur war die Tür zugefallen.
    Möwenmist.
    »Katze?«
    Stimmt.

    Er sah auf sein Bein hinunter, wo meine Krallen zwei kleine, rote Blutströpfchen auf seinem weißen Hosenbein hinterlassen hatten.
    »Katze? Hast du mich gekratzt?«
    Tja -’tschuldigung.
    Er ging in die Knie und sah mich an. Ich blieb, wenn auch fluchtbereit, stehen. Hoffentlich warf der mich jetzt nicht über Bord.
    »Ich wusste gar nicht, dass wir eine Schiffskatze dabeihaben. Oder bist du ei nem der Passagiere entwischt? Etwa Madame Robichon?«
    Er streckte seine Hand aus, allerdings sehr langsam und in eindeutig freundlicher Ab sicht. Manche Menschen verstehen es ja, dass wir Kat zen uns gerne am Geruch orientieren, wenn wir uns ein Bild von ih nen machen. Ich näherte meine Nase seinen Fingern und schnupperte daran. Ein bisschen nach Öl, nach Seife, nach Mensch. So weit, so gut.
    »Wenn ich es recht betrachte, Katze, hast du mich vor einer verdammten Dummheit bewahrt«, murmelte er. »Diese Hundswache ist eine böse Zeit, wenn man nicht gut beieinander ist.«
    Hundswache? Verflixt, gab es hier Hunde? Welche Hunde bewachte er? Waren in den Räumen hinter der Brücke etwa die Wachhunde eingesperrt? Große, zähnefletschende Beißer, die nur darauf warteten, neugierige kleine Kater zu zerfleischen?
    Ein Wimmern entrang sich mir, und ich klebte vor Angst mit dem Derrière am Boden fest.
    »Was ist, Katze? Oder bist du ein Kater? Womit habe ich dir Angst gemacht?«

    Ganz starr ließ ich es zu, dass der Erste Offizier mir über den Kopf strich.
    »Eine ungewohnte Sache, all diese Maschinen und Anzeigegeräte, was? Besser, du läufst zu deinen Leuten zurück.«
    Durch eine

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