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Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See

Titel: Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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»Aber ich war gestern ziemlich durcheinander, Töffelchen.«
    Sie sah sich in diesen finsteren Räumlichkeiten um, etwas unbehaglich, aber auch neugierig.
    »Da geht es wohl zu den Kesseln und den Kohlelagern«, sagte sie zu mir und machte ein paar Schritte in die falsche Richtung. Ich maunzte, aber bei dem Gedröhne überhörte sie mich. Was sie aber nicht überhören konnte, waren die Männer, die jetzt den Gang entlangpolterten. Schwarz von Ruß und Kohlenstaub, verschmiert an Gesicht und Händen, derb in ihren Worten. Ich drückte mich hinter die Sandkiste, um nicht von ihren Stiefeln getroffen zu werden, und Janed hätte besser das Gleiche getan. Natürlich blieben die Heizer stehen und machten Bemerkungen. Erst wehrte Janed noch lachend ab, aber dann wurde ihr wohl doch mul mig, und sie versuchte, an ihnen vorbeizukommen.
    Mit ein paar frechen Be merkungen gelang es ihr auch. Aber kaum hatten wir den Gang über den Maschinen
erreicht – hier bebte der Boden besonders stark -, trat uns ein weite rer Mann entgegen. Er trug schmut zige Hosen und ein offenes Hemd, aus dem Fell hervorschaute. Die Ärmel wa ren auf gerollt, und auch die Unterarme waren mit schwarzen Haaren bewachsen. Komisch an einem Menschen. Oder war der ein halbes Tier?
    »Was machst du denn hier unten, Schätzchen? Mit den Kohleschippern schäkern?«
    »Nein, nein, ich suche nur …«
    »Ah, eine von den Aussiedlerinnen, was? Wirst schon dein Glück machen, Süße, mit dem niedlichen Gesicht. Und dieser hübschen Figur.«
    Er legte ihr den Arm um die Taille, was Janed gar nicht nett fand. Das spürte ich deutlich in meinen Schnurrhaaren.
    »Lassen Sie mich los.«
    »Aber Liebchen, warum denn? Wir könnten schönen Spaß mit einander haben auf die ser Überfahrt. Komm einfach mit zu mir, meine Schicht ist gerade zu Ende.«
    »Ich habe kei ne Lust, mit Ihnen zu gehen.«
    »Aber, aber, Täubchen. Ich habe dafür große Lust, dich mitzunehmen. Ich hab’ne eigene Kajüte, steht mir zu als Maschinist. Da sind wir ganz ungestört. Und ein Fläschchen Rum hab ich auch noch da. Komm mit Jock, mein Schätzchen.«
    Er wollte ihr das Gesicht abschlecken, aber Janed drehte den Kopf weg und versuchte, aus seinem Griff zu entkommen. Das kannte ich – es war widerlich, von einem Stärkeren gegen seinen Willen festgehalten zu werden. Und stärker als sie war dieser Mann allemal. Wenn ich
doch nur eingreifen könnte! Aber ich war so erbärmlich klein und hilflos.
    Irgendwo schlug eine Tür zu. Vielleicht …?
    Ich flutschte zwischen Janeds Beinen durch und rannte dem Geräusch nach.
    Richtig, ein Mann. Er schwang sei nen Gehstock und ging in die andere Richtung.
    Ihm nach.
    Vor seine Füße.
    Es war Pippin, der großen Bastet sei Dank.
    Er hielt an.
    Ich maunzte.
    »Pantoufle! Hast du dich schon wieder verlaufen?«
    Nein, nein. Mitkommen! Bitte!
    Um seine Beine gefegt.
    Er musterte mich. Sagte: »Mhm.«
    Drehte sich um.
    Ich Schwanz hoch voraus.
    Und dann bekam ich es wieder mit der Angst zu tun. Pippin war doch nur ein al ter Mann und Jock ein strammer, starker Kerl, ein halbes Tier!
    Janed wand sich noch immer in seinem Griff und holte eben aus, ihm kräftig auf den Fuß zu stamp fen, aber er hatte sehr feste Stiefel an und lachte nur hämisch.
    »Bist ein ungezähmtes Pferdchen. Das gefällt mir.«
    »Und mir gefällt Ihre Aufdringlichkeit nicht.«
    Pippin piekste diesen Jock mit sei nem Stock in die Rippen.
    »Hey, Alter, lass das!«
    Jock wollte den Stock mit einer raschen Bewegung wegwischen, aber irgendwie drehte der sich plötzlich in
Pippins Hand, und der Knauf traf mit einem Plopp auf Jocks Ellenbogen.
    Der Arm hing danach ziemlich schlapp nach unten, und Janed befreite sich.
    Aus Jocks Kehle kam ein tiefes Knurren, bei dem ich, sollte etwas Ähnliches aus Katerkehle entweichen, schleunigst den Rückzug antreten würde. Doch Pippin stand nur da und schaute den Maschinisten ge langweilt an. Gelangweilt, tatsächlich.
    »Janed, meine Liebe, gehen Sie doch schon mal den Gang weiter und dann die Treppe nach oben.«
    Jock wollte sich ihr dennoch in den Weg stellen, aber der Stock wirbelte noch einmal in Pippins Hand, und irgendwie knickte der Kerl plötzlich in die Knie.
    »Unfair, ich weiß, junger Mann. Aber bedenken Sie, dass ich ein gutes Stück älter bin als Sie.« Und zu mir gewandt meinte Pippin dann: »Folgen wir deiner Janed, Pantoufle, sonst macht sie sich Sorgen um dich.«
    Aber mit Vergnügen doch.
    Janed wartete auf dem Absatz der nächsten

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