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Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See

Titel: Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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konnte, passierte etwas Schauriges. Das Schiff fing nämlich an zu vibrieren.
    Ich auch.
    Vor Angst.
    Lili hingegen hopste auf einen Koffer und stemmte die Vorderpfoten an die Einfassung des runden Fensters.
    »Wir legen ab, Pantoufle.«
    »Was legen wir ab?«
    »Der Dampfer fährt los.«
    Mein Herz rutschte etwa in die Gegend meiner Hinterpfoten. Wir fuhren los. Endgültig. Weg von zu Hause. Weg von mei nen Klippen, weg von mei nem sandigen Heim, dem Heidekraut, den grauen Felsen, den kleinen Fischen am Strand, dem blauen Himmel über den Hortensien.

    Wehmut überkam mich. Ich rollte mich auf dem bunten Teppich vor dem Bett zusammen, während Lili mit aufgeregt peitschendem Schwanz nach draußen schaute. Für sie war es offensichtlich nichts Schlimmes, sie kannte nur Kleider, Koffer und Adèle.
    Vom Kai klang Musik zu uns herein, das Wummern unter uns wur de lauter, über uns rie fen Menschen einander Abschiedsworte zu.
    Adieu, Adieu, mein Heimatland.
    In Trübsinn versunken saß ich da, als plötzlich Schritte vor der Tür erklangen.
    Lili drehte sich um und mein te: »Besser, du verschwindest. Ich glaube, Adèle würde sonst sehr ungehalten.«
    »Ja, ja, besser, ich verschwinde. Ich suche Janed. Ich muss aufpassen, dass sie sie nicht über Bord werfen.«
    Und als die Tür sich öff nete und ein Mädchen mit Schürze und Häubchen eintrat, huschte ich an ihren Beinen vorbei auf den Gang.
    Und nun wohin?
    In meiner Pa nik vorhin hatte ich vergessen, mich zu orientieren. Nur ei nes wusste ich noch: Ich war nach oben gelaufen. Also musste ich wieder einen Weg nach unten finden.
    Ehrlich gesagt, ich irrte ziemlich ziellos umher. Dieses Schiff war riesig, überall gab es Treppen und Gän ge, mal hoch und mal runter. Einmal stand ich an Deck, aber da wa ren so vie le Leute, dass ich schleu nigst den Rückzug antrat. Dann wieder landete ich in finsteren, stau bigen, heißen Gängen, wo die Maschi nen noch lauter dröhn ten und das Metall unter mei nen Pfoten bebte.

    Immerhin fand ich hier die große Kiste mit Sand, von der Corsair gesprochen hatte, was mir eine kurzfristige Erleichterung verschaffte. Wenn auch ein Mann mit rußverschmiertem Gesicht mich wegscheuchte. Er war nicht freundlich und brüll te etwas von Schweinerei. Dabei hatte ich alles ganz sauber verscharrt. Ehrlich.
    Kurzum, die Gegend war ungemütlich, und meine neue Erfahrung lehrte mich, dass es umso unfreundlicher wurde, je tiefer man in das Schiff kam.
    Darum arbeitete ich mich wieder nach oben, einen weiteren endlosen Gang entlang, und fand wieder einmal eine geöffnete Tür. Vielleicht war das die richtige?
    Doch nein, hier war nicht der große Raum mit den Stockbetten. Er war kleiner, wenn auch eben so karg eingerichtet.
    Ein Mann saß auf der Bettkante und las in einer Zeitung.
    Er sah über den Rand des Blattes hoch, als ich mich aus der Tür schleichen wollte.
    »Pantoufle?«
    Meine Ohren drehten sich wie von selbst in Richtung Stimme. Woher kannte der meinen Namen?
    »Pantoufle? Du bist doch der kleine Pantoufle, den Janed so verzweifelt sucht?«
    Janed? Er kannte Janed?
    Ich blieb auf der Schwelle stehen.
    »Du bist den Jungs vorhin entwischt und hast dich verlaufen, was?«
    Stimmt, so war es. Du warst das also, der die weggescheucht hat?
    Ein netter Mensch also, weshalb ich es zuließ, dass er
mir über Nacken und Rücken fuhr. Eine sehr katzenkundige Hand hatte er, doch.
    »Na, ich glaube, so vie le sandfarbene Kater mit weißen Pfoten haben wir nicht an Bord. Du suchst bestimmt deinen Weg zurück, mein Freund?«
    Suchte ich. Leise maunzte ich Zustim mung. Der Mann konnte mir wahrscheinlich helfen.
    »Darf ich dich hochnehmen, Pantoufle? Dann bringe ich dich zu deiner Janed.«
    Wie höflich. Ich drückte meinen Kopf an sein Hosenbein, er nahm mich auf und erlaubte mir einen Blick in sein Gesicht. Ein alter Mann, in dessen Augen Trauer und Wissen lagen. Doch seine Mundwinkel waren nach oben gezogen, als ob er Wissen und Trauer hinter Lachen und Frohsinn zu verbergen gewohnt war. Wie seltsam.
    »Ich bin Pip pin, klei ner Freund. Komm, ich trage dich zu den Auswanderern zurück. Aber du solltest nicht alleine auf dem Schiff he rumstreunen. Es gibt gefährliche Ecken und Winkel hier.«
    Wohl wahr!
    Er aber hielt mich fest, stützte mein Derrière mit einer Hand; ich brauchte nicht einmal meine Krallen in sei ne Schulter zu schla gen. Den Gang ent lang, eine weitere Treppe hinauf, und wir betraten den großen Raum wieder. Die meisten Menschen

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