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Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See

Titel: Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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bildeten kleine Grüppchen und schwatzten müßig, trennten sich wieder und wandelten weiter. Eine Bonne in grauer Uniform mit Schürze und Haube führte zwei kleine Jungen in Matrosenanzügen an der Hand. Ob die schon das Seemannshandwerk lernten? Das waren doch noch Menschenwelpen! Eine hübsche Frau zankte ein kleines Mädchen im rosa Rüschenkleid aus, das sei nen Stroh hut über Bord geworfen hatte. Zwei sehr wohlbeleibte Herren verpesteten die frische Luft mit dem Qualm aus ihren dicken Zigarren und
wurden von der jungen Mutter auf die windzugewandte Seite verwiesen. Madame Adèle Robichon war natürlich auch unter den Flaneuren, aufgeplustertes Derrière, Gefieder und Gerüsche auf der stumpfgelben Wolle ihrer Haare, Lili mit einer Leine an einem blaugoldenen Halsband mit Glitzersteinen, die überaus hochnäsig neben ihr hertrippelte. Allerdings bemerkte sie mich und blieb stehen, um mir zuzuzwinkern, was ich nett fand. Ich zwinkerte zurück. Madame hingegen murrte, weil ihre kostbare Lilibeth nicht weiterging, und zerrte an der Leine. Sie begutachtete Pippin und mei ne Janed von oben herab, bemerkte mich und fauchte, man möge dieses Tier gefälligst an die Leine nehmen.
    »Welches Tier?«, fragte Pippin harmlos.
    Mich sicher nicht, ich war schon unter Janeds schönem, weitem Rock verschwunden.
    Schnepfe die! Da hatte Lili völlig recht.
    Ron Cado, schmuck in seiner weißen Uniform, machte ebenfalls seine Runde, grüßte hier und da die Passagie re und blieb sogar eine Wei le bei der Schnepfe ste hen. Die gurrte ihn an und klimperte mit den Augendeckeln. Er übersah es. Stattdessen beugte er sich zu Lili hinunter. Wie auch mir zuvor, reichte er ihr die Finger, damit sie daran schnuppern konnte, aber die blöde Adèle riss sie zurück.
    Als er an uns vor beikam, überlegte ich kurz, ob ich unsere nächtliche Bekanntschaft erneuern sollte, aber da Janed wieder ängstlich wurde, zumal er sie und Pippin scharf musterte und sich nur knapp ver beugte, unterließ ich das.
    »Der will nicht, dass wir hier sitzen, Pippin.«

    »Sie sind in meiner Begleitung, Janed, und so viel gutes Benehmen wird auch der Erste Offizier haben, dass er sich nicht erlauben würde, meinen Gast des Decks zu verweisen.«
    »Aber …« Janed schluckte ihre Bemerkung runter. Ich ahnte allerdings, dass sie sich fragte, woher der schäbige Pippin das Recht nahm, so hoch mütig über seine Stellung an Bord zu urteilen. Ob Ron Cado den Zirkusclown Pippin irgendwoher kannte?
    Zwischenmenschliche Beziehungen sind schwierig zu deuten. Ich konnte mich dabei eigentlich immer nur auf meine Schnurrhaare verlassen. Und die zuckten ein klein wenig bei Ron Cados Anblick. Ich strich beruhigend mit der Pfote darüber. Mir gegenüber hatte er sich nett verhalten, und zu Lili war er höflich gewesen.
    Ach, Lili. Wieder schlenderte sie an mir vorbei und flüsterte mir zu, sie habe an ihrer Kabinentür eine Einladung hinterlassen. Wenn ich also Lust hätte …
    Heilige Bastet, ja. Und was für eine Lust ich hatte.

Der Duft rolliger Katzen
    Janed ging früh zu Bett, denn noch immer traute sie sich nicht, mit den anderen Aussiedlern zusammen im großen Aufenthaltsraum zu sitzen. Dort war die Stimmung in zwischen ausge lassen, je mand kratz te auf einer Fiedel herum, einer klapperte mit zwei Löffeln den
Rhythmus, andere sangen. Ich maunzte Janed zu, dass ich noch eine Runde drehen würde, und sie sah mich verständnisvoll an.
    »Pass auf, Töffelchen, dass du nicht aus Versehen irgendwo eingesperrt wirst.«
    Mach ich, Janed. Ich bin immer vorsichtig, weißt du doch.
    Sie streichelte mich noch einmal, dann machte ich mich auf den Weg. Meine Marken waren weiterhin deutlich zu erkennen, den Weg in die oberen Gefilde fand ich schnell. Ja, hier oben be merkte ich sogar, dass hier und da Lili an den Pflanzenkübeln ihr Mäulchen gerieben hatte. Was für ein wundervoller, zarter Duft. Er verstärkte sich an einer ganz bestimmten Tür, und ich machte mich unter ei nem Konsölchen mit überhängender Fransendecke un sichtbar und wartete auf eine Ge legenheit, zu ihr schlüpfen zu können.
    Sie bot sich bald. Madame Adèle, prächtig aufgerüscht und von einer geradezu greifbaren Duftwolke umwogt, entschwebte der Kajüte; ich schwupps hi nein. Fast hätte die zu fal lende Tür mir den Schwanz eingeklemmt. Ich quiekte, kam aber unversehrt davon. Lili thronte auf ihrem Samtkissen und grinste.
    »Gut ge macht!«
    »War knapp. Bleibt sie jetzt weg?«
    »Sie speist, das

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