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Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See

Titel: Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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kennen Sie die Sardinenpaste mit Oliven und Piment? Oder die Lachscreme mit Champagner der Quiberonaise? Oder den Thunfisch mit Port und grünem Pfeffer? Sehr lecker.«
    Stimmte, vor allem, wenn man auf Oliven, Piment, Champagner, Port und Pfeffer verzichtete. Auch Pippin nickte anerkennend.
    »Ich habe sie tatsächlich schon einige Male vorgesetzt bekommen. Erstaunlich, und nun lerne ich die Urheberin dieser Köstlichkeiten kennen. Nur sagen Sie, Janed, warum sind Sie nicht dort geblieben? Man hat Ihre Arbeit doch sehr zu schätzen gewusst.«
    »Der Sturm im April, Pippin. Er hat nicht nur mein
Haus zerstört, sondern auch die Fab rik. Und viele Fischerboote und Netze und alles. Darum wollte ich ja zunächst nach Brest, um dort nach Arbeit zu suchen. Gute Zeugnisse habe ich ja. Und ein bisschen Erspartes auch. Aber dann haben Telo, Malo und Brieg mich überredet, mit ihnen mein Glück in Amerika zu machen.«
    »Aber haben Sie denn gar keine Familie mehr?«
    »Nein, Vater und mein jüngerer Bruder sind im vergangenen Jahr auf See geblieben.«
    Pippin sagte gar nichts. Und als ich unter dem Stuhl hochlinste, sah ich, dass er stattdessen ihre Hand in die seine genommen hatte.
    Meine Schnurrhaare bedeuteten mir, dass er ihre Trauer fühlte, die sie so tief in sich vergraben hatte. Und das war wirklich nett von ihm. Genauso nett wie die Sahne für mich.
    »Pippin, wa rum reisen Sie denn nach Ame ri ka?«, fragte Janed plötzlich, und ich hörte ihrer Stimme an, dass sie fröhlich klingen wollte.
    »Ich habe vor, mich bei mei ner Tochter niederzulassen. Sie hat ein Haus in Roseland.«
    »Das wird bestimmt schön für Sie.«
    »Das bleibt ab zuwarten. Ich bin ein Vagabund, Janed. Ich bin mein gan zes Leben lang durch die Welt geschichte gereist. Ob es mir wirk lich ge lingt, sesshaft zu werden, wird man sehen.«
    »Sie sind gereist? Als was?«
    »Ich war in ei nem Zirkus beschäftigt.«
    »Hui! Das ist ja aufregend.«
    »Finden Sie? Ja, wahrscheinlich ist es aufregend. Zumindest war es nie langweilig.«

    »Alle zwei Jahre baut in Auray ein Zirkus sein Zelt auf. Wir sind immer hingefahren. Es war so bunt, so lustig und die Musik so schön, und die Pferde und die Akrobaten. Ich habe sie immer bewundert. Daher auch Ihre Erfahrung mit wilden Tieren, nicht wahr? Oder waren Sie auch Akrobat?«
    »Ich war Clown, Spaß macher, dummer August.«
    »Oh, über die haben wir immer Tränen gelacht. Aber ist das nicht furchtbar schwierig, die Leute immer wieder zum Lachen zu bringen, Pippin?«
    »Sie stellen seltsame Fragen, Janed. Eine Antwort auf diese hat noch nie jemand von mir verlangt. Aber – ja, es ist harte Arbeit, die Menschen zum Lachen zu bringen. Denn wie Sie schon rich tig sa gen, liegen die Tränen im wahren Lachen. Darum stolpert der dum me August über seine großen Füße, hat ein aufgemaltes Lachen und verzieht darunter nie eine Miene, welche Missgeschicke ihm auch widerfahren.«
    »Weshalb man eigentlich Mitleid mit ihm hat, aber weil er es alles so stoisch erträgt, lacht man lieber über ihn, als dass man weint.«
    »Sie sind sehr klug, junge Janed. Es stimmt, vor der wahren, großen Schönheit stehen wir ehrfürchtig schweigend, vor dem echten, großen Leid still trauernd. Nur das dazwischen, die Misslichkeiten, die unerwarteten Freuden, die Malheurchen, die kleinen Gewinne, über alles das, was man ertragen kann, darüber sollte man auch lachen.«
    »Nicht jeder kann es.«
    »Nein, nicht jeder kann es. Und mei ne Kunst liegt darin, diesen Menschen verständlich zu machen, dass sie
es dennoch sollten. Ihnen, Kind, scheint es zu gelingen, und das ist eine große Gabe.«
    »Ich weiß nicht, ob es mir gelingt, Pippin«, sagte Janed leise.
    »Doch, meine Liebe, denn ein lachendes Gesicht macht ein lachendes Herz. So lässt sich der Schmerz leichter ertragen. Das haben Sie getan, und nun reisen Sie mit einem kleinen, weißpfotigen Kater nach Amerika.«
    »Das halten Sie nicht für klug? Ich konnte ihn doch nicht zurücklassen, Pippin.«
    »Es lag mir mehr als fern, das als un klug zu be zeichnen, aber ich würde gerne wissen, warum Sie so sehr an dem kleinen Helden hängen. Er scheint Ihnen ebenfalls sehr zugetan zu sein.«
    Und während Janed ihm erzählte, wie ich zu ihr gekommen war, beobachtete ich die fla nierenden Menschen vor uns.
    Herren in hellen Anzügen geleiteten Damen in bunten Kleidern am Arm den Gang entlang. Oft blieben sie stehen, schauten über die Reling zu dem endlosen, blauen Horizont. Einige

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