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Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See

Titel: Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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dauert. Möchtest du hochkommen?«
    »Wenn du gestattest.«
    Auf einem Samtkissen hatte ich noch nie gelegen. Es fühlte sich seltsam an, wie ganz kurz geschorener Pelz. Aber angenehm.

    »Was hat deine Adèle nur angestellt, Lili? Die roch ja wie ein ganzes rolliges Katzenrudel.«
    »Das macht sie selbst. Heißt Parfüm, das Zeug, und wird in Sprühflakons aufgehoben.«
    Lili hüpfte vom Kissen und schlenderte zu dem Tischchen vor dem Spiegel. Dort stand auf der Marmorplatte ein gan zes Sortiment von Fläschchen und Tiegeln. Sie wies auf ei nen mit ei ner goldbraunen Flüssigkeit gefüllten Flakon hin, an dem ein längliches Bällchen hing.
    »Schau mal!«
    Lili biss in das Bällchen, und vorne aus dem Flakon stäubte ein feiner Nebel.
    Moschus. Mit irgendetwas anderem Süßlichem vermischt.
    »Sie hasst das, wenn ich das mache«, kicherte Lili. »Sagt, das Zeug sei höllisch teuer.«
    Mein Geruchssinn fühlte sich wie betäubt an.
    »Und was bewirkt das?«
    »Ich glaube, es zieht die Mannkater an.«
    »Mich würd’s nicht anziehen. Aber Menschen haben ja nur eingeschränkte Sinne. Wahrscheinlich brauchen die so starke Dosen von solchen Rolligkeitsdüften.«
    »Hat Janed so was nicht?«
    Wenn ich es recht bedachte, roch Janed auch nicht nur nach Mensch. Aber auch nicht nach rolliger Katze. Eher nach Kräutern und Blumen. Und das lag daran, dass sie Blätter und Blüten aus dem Garten trocknete, in kleine Beutelchen einnähte und zwischen ihre Kleider legte. Ich fand das angenehm. Adèles Duftwolke, die auch noch in diesem Raum schwebte, nicht.
    Lili kam wieder zu mir hoch. Sie hatte es peinlich vermieden,
auch nur ein Tröpfchen von dem Parfüm an ihren Pelz kommen zu lassen, und duftete erfreulich nach sauberer Katze – nämlich nach nichts.
    »Ist die Adèle rollig?«
    »Ich glaube ja. Bei Menschen weiß man das ja nicht so genau. De nen kann das ja jeden Tag passieren. Sie hat sich zwar noch nicht auf dem Boden gewälzt. Aber sie glubscht den Mannkatern nach.«
    »Sind die interessiert?«
    Lilis Schurrhaare bebten amüsiert.
    »Manche schon. Aber der, hin ter dem sie die gan ze Zeit her ist, versucht sich ihr zu entziehen. Was sie nur noch zu mehr Anstrengungen antreibt.«
    »Noch mehr Parfüm?«
    »Nein, schlimmer. Wir reisen ihm jetzt schon ein halbes Jahr lang nach. Er ist nämlich Opernsänger und tritt in verschiedenen Städten auf.«
    Da ich mir unter einem Opernsänger nichts vorstellen konnte, klärte mich die welterfahrene Lili auf. Mich beeindruckte es, dass Menschen Gesang so sehr liebten, dass sie ganze, gewaltige Häuser bauten, in denen sie dann der Musik zuhörten. Wir Kat zen singen ja auch gerne, und meine Stimme ist recht angenehm, wenn ich das so sagen darf. Ganz kurz stellte ich mir vor, wie ich auf einer blau ausgeschlagenen Bühne, beleuchtet von hellen Lichtern, umgeben von glitzerndem Kristall, zusammen mit Lili ein Duett sang, dem eine ganze Schar Menschen und Katzen gebannt zuhörten.
    Weg damit, für so etwas war ich viel zu klein.
    »Und darum ist Adèle jetzt auf diesem Schiff?«
    »Ja, weil Enrico Granvoce ebenfalls an Bord gegangen
ist. Er hat eine Premieren-Vorstellung in New York und muss ganz pünktlich dort sein. Adèle hofft die ganze Zeit, dass er ihr hier über den Weg läuft, aber ich glaube, sie ist ihm ziemlich lästig. Ich habe mal zugehört, wie ihre Freun dinnen über sie getuschelt haben, als sie nicht im Raum war. Die sagten, sie warte nach den Vorstellungen immer an seiner Garderobe und komme dann stinkig zu ihren Feiern nach, weil er nicht mit ihr gesprochen hat.«
    »Menschen machen das mit dem Werben anders, nicht? Ich mei ne, eine roll ige Kätzin kann sich ihre Kater ja aussuchen.«
    Lili nahm eine höchst majestätische Haltung an, und ich stellte mir vor, wie ein gutes Dutzend strammer Freier sich herzhaft um sie balgte.
    Doch dann ließ sie plötz lich die Nase hängen und murmelte: »Um mich hat noch kei ner gefreit. Ich durfte nie raus, wenn’s mich nach einem gelüstete.«
    »Oh.«
    »Sie will nicht, dass ich trächtig werde.«
    »Oh.«
    »Das verdirbt die Figur, sagt sie.«
    »Oh.«
    Ich hatte wenigstens schon mal was mit einer Kätzin gehabt, was mich im mer noch verwunderte. Einmal. Danach verwies mich ein Tigerkater herb des Reviers. Drei Tage hatte ich nach der Prügelei gehumpelt. Also hielt ich mich mit mei nen Antworten sehr zurück. Lili akzeptierte es.
    Dankbar wechselte ich das Thema.
    »Ich habe auf dem Weg zu mei nem Quartier alle
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