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Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See

Titel: Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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der andere noch feucht war, nahm ein Frühstück zu sich und stickte dann bunte Blumen auf ihr Mieder, das zu ihrem Sonntagskleid ge hörte. Ich holte mir die Erlaubnis, meine Runde zu drehen, Löschsandkiste, wieder nach oben, nachschnuppern, ob irgendwo eine Nachricht von Lili aufgetaucht war – war aber nicht -, einen völlig neuen, höchst aufregenden Teil des Schiffes erkunden und bei Malo eine Portion Fisch verput zen. Die Kombüse war es, die mich mit ihrem Duft gelockt hatte. Ganz wie Corsair es mir verraten hatte, war es einer der verlockendsten Räume auf dem ganzen Dampfer. Eine Küche, in der ein weißbeschürzter Koch den Löffel schwang, ein zweiter den Teig knetete und drei Helfer rührten und raspelten, schnippelten und schuppten, mengten und mischten. Einer dieser Helfer war eben Malo, der gewandt Fische ausnahm. Wann immer der Koch nicht hinsah, fiel ein Häppchen für mich nach unten. Aber dann verkündete der Küchenchef, dass genug Fisch geputzt sei und nun Kartoffeln geschält werden sollten. Malo flüsterte mir zu, ich solle besser verschwinden.
    Damit ich nicht noch mal über Bord ging, folgte ich dem Rat geschwind.
    Zu meiner freudigen Überraschung stieß ich auf eine ganz frische Duftspur von Lili. Und eine abgestandene von Ad èle, der folgte ich aber nicht. Lili hat te sich auf den Weg nach unten begeben, und ich sprintete die Gänge entlang. Fast hätte ich einen Pagen mit einem Tablett zu Fall gebracht, ein Zimmermädchen mit einem
Arm voll Bettwäsche quiekte empört auf, als ich um ihre Bei ne schoss, und eine weiß haarige Dame mit einem Spazierstock lachte auf, als ich auf dem glatten Metallboden um eine Ecke schlitterte und vor ihren Füßen auf meinem Derrière landete. Dann erreichte ich das Zwischendeck, und hier saß mit großen, leicht verstörten Augen Lili hinter einem verschnürten Sack, aus dem es ziemlich muffig dünstete.
    »Das ist aber häss lich hier«, be grüßte sie mich vorwurfsvoll.
    »Hässlich? Nein, das ist eigentlich normal.«
    Sie rümpfte die Nase.
    »Du bist verwöhnt mit deinem Samtkissen und Adèles Rolligkeitsparfüm. Ich glaube, das ken nen auch nur sehr wenige Menschen. Die meisten sind so wie die hier unten.«
    »Ich bin mir nicht sicher, ob mir das gefällt.«
    »Mir gefällt es bei Adèle auch nicht, Lili. Sie ist eine fiese Schnepfe. Trotz Samtkissen und Seidenkleidern und Gefieder auf den Haaren.«
    »Ja, und trotz dem bist du zu mir gekommen. Dann will ich auch nicht so nörgelig sein. Zeig mir mal deine Janed.«
    Wir bahnten uns den Weg durch die Gepäckstücke. Ich warn te Lili vor den Bengeln, die zu gerne Kat zen drangsalieren wollten, aber wir kamen unbehelligt zu dem Lager, das Janed gehörte. Sie war nicht anwesend, aber ich lud Lili ein, eine kurze Rast auf dem Bett zu machen. Sie beschnupperte es gründlich, tretelte genüsslich die Decken zusammen und legte sich dann nieder.
    »Ist etwas rau, aber nicht unangenehm. Und du hast
recht gehabt, es riecht nicht schlecht. Besser als Adèle. Aber es ist ziemlich unruhig hier.«
    »Ja, die Men schen schwatzen unentwegt. Manche sogar im Schlaf. Ich liebe die Stille auch mehr. Zu Hause, da war es oft ganz ruhig. Nur die Wellen rauschten, Lerchen sangen oben in der Luft, trockenes Gras raschelte, und Grillen zirpten. Ja, das war schön.«
    »Dein Revier?«
    »Mhm.«
    »Du bist traurig, dass du es verlassen musstest?«
    Nach kurzer Überlegung sagte ich: »Mhm.«
    »Warum bist du denn nicht geblieben?«
    »Ich wollte bei Janed sein.«
    »Du bist seltsam. Was ist so Wichtiges an einem Menschen, dass man dafür sein eigenes Revier aufgibt? Ich mei ne, ich bin ja ge zwungen, das zu tun, weil Adèle mich überall mitschleppt. Aber ich habe sie noch nie vermisst, wenn sie mich in unserem Haus mal für eine Weile alleine lässt.«
    »Siehst du, das ist eben der Unterschied.«
    Es war für Lili tatsächlich schwer zu verstehen, was mich mit Janed verband, und ich versuchte es ihr auf die unterschiedlichste Art zu erklären. Aber dann wurde mir Hilfe zuteil.
    Janed kam, ihren Rock und ihre Bluse, jetzt beides trocken, über dem Arm zu ihrem Bett und entdeckte Lili. Die wollte zwar aufspringen und sich verstecken, aber ich patschte ihr die Pfote auf den Schwanz.
    »Bleib!«
    Sie murrte leise, aber da beugte sich Janed auch schon vor.

    »Du bist doch die hübsche Katze von Madame? Lili oder so, nicht wahr? Hast du dich mit mei nem Pantoufle angefreundet?«
    Langsam streckte sie ihr die rechte Hand hin,

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