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Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See

Titel: Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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sich erstaunlich weich und glatt anfühlte, und hinterließ ein paar sandfarbene Härchen darauf. Enrico nahm mich endlich wahr und sah zu mir hinunter.
    »Pantoufle? Ah, ich verstehe. Das ist Ihre Katze, Mademoiselle?«
    »Bislang war es mein Kater, ja. Aber er scheint eine tiefe Neigung zu Ihnen entwickelt zu haben. Pantoufle, lass das!«
    Nein, Janed. Riechst du das nicht? Ich muss bleiben. Hach, ich muss einfach!

    Ich gab meinen Trieben nach und wälzte mich auf dem Boden vor dem himmlischen Tenor.
    »Was ist denn heute nur los? Erst wirft sich eine Dame vor meine Füße, nun auch noch ein Kater«, staunte der.
    »Was die Dame anbelangt, Monsieur, so kann ich nur Vermutungen anstellen, was sie dazu trieb. Pantoufle aber betören Sie mit dem Hauch von Baldrian, der Sie umgibt.«
    »Baldrian?«
    »Haben Sie möglicherweise eine Kräuterpastille zu sich genommen?«
    Enrico lachte kurz auf.
    »Nein, aber mein Mund was ser – ahhh, ich verstehe.«
    Er holte den Flakon aus der Tasche und reichte ihn Janed. Sie schnüffelte kurz und nickte.
    »Natürlich. Damit haben Sie ihn zum Sklaven gemacht. Kater lieben Baldrian. Ich habe diese Pflanze in mei nem Gärtchen ge zogen, und Pantou fle ge noss es, sich darin zu wälzen. Das Kraut wirkt auf Menschen besänftigend, auf Tiere scheint es eine um gekehrte Wirkung zu haben.«
    Janed kniete nieder und versuchte, mich hochzuheben. Ich mochte nicht. Nein, nein, ich mochte nicht.
    Krallen in den Flausch geschlagen.
    Leises protestierendes Fauchen.
    »Wenn das so ist, dann kann nur eines Abhilfe schaffen, Mademoiselle.«
    Ein kurzes Zischen erfolgte, und ein Duftwölkchen aus feinsten Tropfen verteilte sich über mei nem Fell.

    Hinreißend.
    Ich bekam nur halb mit, wie Janed mich aufklaubte, sich bedankte und mich dann wegschleppte.
    Die halbe Nacht verbrachte ich in Ekstase, träumte köstlichste Katerträume (in denen auch Lili eine liebreiche Rolle spielte), putzte dann überaus gründlich mein Fell und war erst am Morgen, als der letzte köstliche Hauch des Baldrians verflogen war, wieder in der Lage, meine Situation und die der Welt im Allgemeinen zu überdenken.

Beim Ersten Offizier
    Die Welt im Allgemeinen war undurchsichtig geworden, stellte ich fest, als ich mit Janed nach einem kleinen Frühmahl zum Promenadendeck hinaufwanderte. Sie hatte ein dickes Wolltuch um ihre Schultern geschlungen, was sehr vernünftig war. Denn es war widerwärtig kalt geworden. Ebenfalls fiel mir auf, dass die Maschinen in ei nem anderen Rhythmus arbeiteten und in regelmäßigen Abständen das Nebelhorn tutete. Dennoch promenierten wir eine Weile und besahen uns die Eisschollen, die hier und da im Wasser trieben.
    Pippin fand sich ebenfalls ein, hatte einen Mantel an und einen Schal um seinen Hals gewickelt.
    »Eisberggebiet!«, erklärte er. »Der Kapitän hat langsame Fahrt angeordnet.«

    »Hat man schon Eisberge gesichtet?«
    »Ich weiß es nicht. Ich hoffe aber nicht.«
    »Ich hätte gerne mal einen gesehen …«
    Pippin lachte.
    »Mutig, junge Dame. Sie sind an Bord sicher die Einzige, die diesen Wunsch hegt.«
    »Vermutlich. Und natürlich weiß ich um die Gefahren von Nebel und schlechter Sicht.«
    Wir schlenderten weiter, denn um sich auf die Deckstühle zu setzen, war es zu kalt. Dabei begegnete uns auch der Erste Offizier, der uns mit einer knappen Verbeugung grüßte. Pippin hielt ihn auf und fragte nach der Lage.
    »Wir haben vier Leute im Ausguck und eine doppelte Brückenwache«, erklärte er. »Ich hoffe, dass sich der Nebel bald lichtet. Dann wird es wieder zügiger vorangehen.«
    »Besser, der Kapitän berücksichtigt die Vorsichtsmaßnahmen, Mister Cado. Wir wollen doch nicht das Blaue Band erringen, oder?«
    Ron schnaubte verächtlich.
    »Einige Leute an Bord scheinen aber genau das zu wünschen.«
    »Was ist das Blaue Band?«, wollte Janed wissen.
    »Eine Trophäe für die schnellste Atlantiküberquerung. Im vergangenen Jahr hat es die City of Paris gewonnen. Sie benötigte fünf Tage, neunzehn Stunden und achtzehn Minuten für die Strecke von Queenstown bis Sandy Hook.«
    »Also doch eigentlich sechs Tage.«
    Ron Cado lächelte spöttisch.

    »So kann man es sehen. Es ist ein verrückter Wettlauf, wenn Sie mich fragen. Aber werbewirksam. Die Passagiere buchen gerne auf Schiffen, die Rekorde gewinnen.«
    »Wir werden auch so ans Ziel kommen«, meinte Pippin. »Wer früher ankommen will, muss eben früher losfahren.«
    »So könnte man es se hen, aber manche Menschen

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