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Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See

Titel: Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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neugierig zu, wie sie zum Ausgang geführt wurde, mit einem Schluckauf, gemischt mit gedämpften Heultönen. Ron entschuldigte sich mit betretener Miene bei dem Tenor.
    Lili brummte unwillig.
    »Ich werde wohl mal hinterhergehen. Sie wird sonst zum Affen, wenn sie mich nicht in der Kabine findet.«
    Damit flutschte sie an mir vorbei und zwischen Röcken und Hosenbeinen hindurch zum Gang. Schade eigentlich. Kurz überlegte ich, ob ich eben falls diese unterhaltsame Gesellschaft verlassen sollte, aber dann entschied ich mich dagegen. Noch hatte man mich nicht entdeckt, und hier gab es so viel Neues zu erleben, das ich genießen wollte. Musik kannte ich von mei nesgleichen und von Janed, die häu fig sang oder summte, und in der letzten Zeit auch von den Matelots, die auf Fiedel und Pfeife musizierten. Hier würde man uns auf dem
Flügel vorspielen, und vielleicht erhob der Opernsänger auch seine geradezu unwirklich schöne Stimme.
    Ich beschloss, mich näher an ihn heranzuwagen, möglicherweise sogar mit ihm Be kanntschaft zu schließen. Richtig mutig war ich die letzten Tage geworden, fand ich.
    Die Herrschaften nah men nun, nachdem das Spektakel mit Adèle vorüber war, auf ihren Stühlen Platz, und ein Mann entlockte dem Flügel perlende Töne. Ich schlich mich näher zu diesem Enrico. Je dichter ich an ihn herankam, desto wundervoller wurde der Duft, den er verströmte. Ach, wie der Mann roch! Einfach unwiderstehlich!
    Hatte die Schnepfe sich deshalb so an ihn geklammert?
    Ob sie von seinem Geruch ebenso berauscht war wie ich?
    Konnte eigentlich nicht sein, sonst würden die anderen das ja auch machen, oder?
    Wahrscheinlich war es mein ausgeprägter kätzischer Geruchssinn, der mich diesen Wohlgeruch wahrnehmen ließ.
    Unter den Sesseln war es leicht, unerkannt näher zu kommen, und unter dem seinen rollte ich mich zusammen.
    Eine Dame in wasserblauem Gewand trat nun vor und stimmte einen Gesang an, der dem Herrn über mir einen gequälten Laut entlockte. Verständlich, sie traf nicht immer den Ton, den ihr Begleiter auf dem Instrument vorgab. Das Ergebnis hörte sich etwas schräg an.
    En ricos Nachbar tuschelte: »Verehrter Sig no re, wol len
Sie unsere Ohren nach diesem Auftritt nicht mit einem kurzen Stück laben?«
    »Nein, Monsieur, heute nicht. Ich bin nicht recht bei Stimme und muss mich für die Premiere schonen.«
    Dann erfolgte ein klei nes Zischen, und der gött liche Duft verdichtete sich und umhüllte mich. Fast hätte ich mich schnurrend vor ihm auf dem Boden gewälzt, nur ein Rest Disziplin hielt mich davor zurück, mich ebenso unwürdig zu benehmen wie Adèle.
    Ich krabbelte ein Stück vor, um zu sehen, woher er stammte.
    Aus einem Flakon, nicht unähnlich de nen, die Madame für ihr Parfüm benutzte.
    Enrico massierte seine Kehle und öffnete den Mund. Dann sprühte er nochmals etwas von diesem Zeug hinein.
    Ein seltsa mes Verhalten. Adèle nebelte ihre Klei der und ihre Haare mit Parfüms ein, nicht ihren Rachen.
    »Haben Sie es schon mal mit einem Fenchelaufguss versucht, Signore?«, fragte sein anderer Nachbar.
    »Alles Mögliche schon, aber diese Tinktur hat mein Arzt speziell für mich hergestellt. Auch kleine Pastillen. Aber danke für den Hinweis, Monsieur. Ein Sänger wie ich muss sei ne Stim me pflegen wie ein kost bares Instrument.«
    »Jene Heulboje da vorne hat das nicht nötig«, knurrte der andere Mann.
    Enrico steckte den Flakon wie der in seine Jacken tasche und richtete seine Aufmerksamkeit auf die Bühne. Er erschauderte sichtlich, als die Vortragende wieder einen Ton knapp daneben setzte.

    Aber alle Musikstücke hatten mal ein Ende, und nach dem höflichen Applaus, der der Künstlerin gespendet wurde, erhob sich der Tenor und verließ mit einigen gemurmelten Entschuldigungen den Saal.
    Ich hinter ihm her!
    Ich konnte nicht anders.
    Der Duft zog mich magisch an.
    Wir betraten die obere Schiffsetage, dort, wo es so erfreulich flauschig war, und ich wäre bestimmt mit in seine Kabine geschlüpft, hätte mich nicht Janeds atemlose Stimme davon abgehalten.
    »Pantoufle! Pantoufle, willst du wohl hierbleiben!«
    Der Opernsänger drehte sich um und starrte Janed verdutzt an.
    »Man hat mich schon vieles geheißen, junge Dame, nicht aber einen Pantoffel!«
    Janed hielt in ihrem schnellen Lauf inne und begann zu kichern.
    »Verzeihen Sie, Monsieur, ich meine nicht Sie, sondern meinen aufdringlichen Kater. Dort, zu Ihren Füßen.«
    Ich umstrich die schwarzen Hosenbeine, de ren Stoff

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