Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See
habe den Zirkus verkauft, wissen Sie?«
»Er gehörte Ihnen?«
Maha Rishmi grummelte wieder, und es klang amüsiert.
»Hat der Alte euch den armen Clown vorgespielt?«, fragte sie mich.
»Ich glaube, ja.«
»Von diesen Dingen verstehe ich nicht viel – Menschenkram. Aber er hatte immer viel Publikum. Und die Zirkusleute hörten auf ihn.«
Janed sah Pippin gespielt empört an. Er aber lächelte.
»Ich habe Ih nen den armen Clown vorgespielt. Entschuldigen Sie, Janed. Aber sei en Sie ehrlich, wenn ich
im schicken Anzug in der Ersten Klasse herumhüpfen würde, dann hätten Sie sich nie getraut, mit mir zu promenieren und so nette Gespräche zu führen.«
»Nein, Monsieur Pippin.«
»Pah, Janed. Ich bin noch im mer kein Monsieur für Sie. Und für keinen anderen. Ich bin der dumme August, und damit hat es sich.«
»Der ist alles andere als dumm!«, brummelte Maha Rishmi.
»Ich hab’s geahnt, Majestät. Ich hat te es in den Schnurrhaaren, die ganze Zeit!«
»In den Schnurrhaaren. So so.«
»Ja, die benehmen sich manchmal komisch. Jucken oder prickeln irgendwie.«
»Und du hörst darauf?«
»Ja, meistens jedenfalls.«
»Tu es weiter, Pantoufle. Schnurrhaare sind sehr sensible und gute Ratgeber.«
Auf Pippins Aufforderung kam nun auch Janed in den Verschlag, und Maha Rishmi ließ sich mit geschlossenen Au gen von ihr streicheln. Janed machte das gut, das wusste ich. Und die alte Löwin verfiel darüber wieder in ihren leichten Schlummer.
Wir verließen sie, und da es Mittagszeit geworden war, nahm Janed nach ei nem gebührlichen Sträuben die Einladung an, die Mahl zeit mit Pippin oben an Deck bei den feinen Leuten einzunehmen.
Ich hingegen machte mich auf die Suche nach Lili. Schließ lich musste ich mich erkundigen, wie es ihr ging, wo doch Adèle gestern den Affen gegeben hatte.
Ich fand nur einen kurzen Gruß von ihr an der Türschwelle.
Er war vom vorigen Abend, also hatte sie heute noch nicht die Räume verlassen.
Nach unten zurückzukehren hatte ich noch keine Lust, wohl aber interessierte es mich, was es so mit Ron Cado auf sich hatte, da Pippin eine so gute Meinung von ihm hegte, andere aber ihm ei nige recht böse Handlungen unterstellten.
Hatte ich schon erwähnt, dass ich Ge heimnisse liebe?
Ich suchte eine Weile die mir bekannten Gefilde nach Rons Markierungen ab, fand aber nichts. Allerdings fiel mir diese allererste Nacht ein. Da hatte er sich oben auf der Brücke aufgehalten.
Stracks nach oben.
Auf der Brücke war er zwar nicht, aber in ei nem der Räume dahinter.
Und Glück gehabt.
Der Kapitän – er musste es sein, so gewichtig und goldbetresst wie der Mann aussah – klopfte dort an eine Tür und rief: »Mister Cado?«
Es wurde ihm umgehend geöffnet, und ich flutschte mit hinein.
Hinter die Kommode. Klein gemacht.
»Mister Cado, mir sind wieder einmal Beschwerden zu Ohren gekommen.«
»Sir?«
»Was ist gestern im Speisesaal vorgefallen? Madame Robichon war außer sich. Man habe sie auf Ihren Befehl hin brutal aus dem Raum geschleppt.«
»Ja, Sir. Sie belästigte Enrico Granvoce.« »Herrgott, Mister Cado! Hätten Sie das nicht mit etwas
mehr Diplomatie und Delikatesse behandeln können?«
»Ich versuchte es, Sir. Aber Madame gab sich ei nem hysterischen Anfall hin.«
»Das ist das gute Recht der Schwes ter unseres Reeders, Mister Cado.«
»Ay ay, Sir!«
»Sie werden sich umgehend bei ihr entschuldigen.«
»Ay ay, Sir.«
»Und zu künftig den Bordarzt in solchen Fällen benachrichtigen.«
»Ay ay, Sir.«
Der Kapitän stapfte wütend in der Kabine auf und ab.
»Das ist eine vermaledeite Überfahrt, Mister Cado. Ich kann es mir nicht leisten, den Reeder zu verärgern. Und außerdem sitzt mir dieser Granvoce im Nacken, der ständig fordert, mehr Dampf zu machen, damit er seinen verdammten Termin einhalten kann.«
»Ich habe die Waschküche da draußen nicht be stellt, Sir.«
»Nein. Aber gehen Sie zu ihm und beruhigen Sie ihn etwas. Diplomatisch, Mister Cado. Und sehen Sie nach, wo es in sei ner Suite zieht. Er beklagt sich, dass ein kalter Luftzug seine Stimmbänder malträtiert.«
»Ay ay, Sir.«
»Außerdem haben sich die Passagiere der Ersten Klasse beklagt, dass sich Leute aus dem Zwischendeck auf ihrer Promenade und im Sa lon herumdrücken. Unterbinden Sie das!«
»Sir, ich werde kaum Monsieur Alexandrejew ins Zwischendeck verweisen können.«
»Mhm. Nein, das werden Sie kaum. Also lassen Sie sich für ihn irgendwas einfallen.«
»Ohne ihn töd lich
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