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Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See

Titel: Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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zu beleidigen? Das könnte ebenso heikel werden, Sir, wie Madame Robichon zu verärgern.«
    »Weiß ich, Mister Cado. Vermaledeite Überfahrt, diesmal. Ich fühle mich wie zwischen Baum und Borke.«
    »Ich auch, Sir.«
    »Ja. Na, nichts für ungut, Mister Cado. Aber dass Sie mir nicht wieder Madame Robichon unhöflich behandeln. Selbst wenn sie sich dazu berufen fühlt, die Schornsteine hochzugehen.«
    »Ich werde ihr sogar hel fen, die Stiege zu erklim men«, knurrte Ron.
    »Sie wollen einmal Ihr eigenes Schiff füh ren, Mister Cado. Lernen Sie also nicht nur Nautik, sondern auch Politik. Denn Reeder verärgert man nicht.«
    »Ay, ay, Sir!«
    Dann herrschte einen Moment Stille, nur das Auf und Ab der Schritte war zu hö ren. Plötzlich aber entfuhr es dem Kapitän: »Aber sie ist eine lästige Schnepfe!«
    »Ay ay, Sir!«
    »Hören Sie auf zu grinsen, Mister Cado!«
    Klapp, fiel die Tür hinter dem Kapitän zu.
    Neben mir quietschten die Bettfedern, was mir andeutete, dass Ron sich auf dem Lager ausgestreckt hatte. Leise kroch ich hervor, um zu sehen, was das zu bedeuten hatte.
    Er trug nicht mehr sei ne Uniform, sondern einen dicken Pullover und hatte dunkle Ringe unter den Augen. Ein leises Seufzen kam von seinen Lippen.

    Ich stellte mich auf die Hinterbeine und stützte mich auf der Bettkante ab, um ihn mir näher zu betrachten. Er hatte die Lider geschlossen, seine dunklen, kurz geschnittenen Haare wirkten ein bisschen zerrauft, um seine Lippen lag ein Hauch von Bitterkeit. Nun ja, der Kapitän hatte ihm ei nige ziem lich unangenehme Dinge gesagt.
    Mal sehen, ob ich ihn nicht ein bisschen aufmuntern konnte. Schließlich hatte er mir ja das Leben gerettet. Und Janed auch.
    Ich stieß mich ab und landete neben ihm auf der Matratze. Ein Schritt weiter, und ich stand auf seiner Brust.
    Er blinzelte.
    »Pantoufle? Du bist aber auch überall, Katerchen.«
    Richtig, und jetzt hier.
    Ich machte es mir auf dem Pul lover gemütlich und schnurrte ihn leise an.
    »Ronronronronron!«
    Sei ne Hand legte sich um mein Derrière. Es fühlte sich gut und sicher an. Aber er war müde, das konnte man deutlich sehen.
    »Ich habe Hundswache gehabt, Pantoufle. Ich wünschte, ich könnte ein wenig schlafen.«
    Na, dann tu das doch. Wer bin ich, dich daran zu hindern? Ich schnurr dir sogar noch ein Lied vor.
    »Aber jetzt muss ich mich gleich um die Eingeschnappten und die Wichtigtuer kümmern. Diesmal ist wirklich der Wurm drin. Warum musste ich nur den Posten auf diesem Dampfer annehmen?«
    Das wusste ich leider auch nicht. Erzähl es mir, Ron.

    »Ehrgeiz, Kleiner. Noch zwei Jahre als Erster, und ich kann mich um ein eigenes Schiff bewerben. Ich dachte, es macht mir jetzt nichts mehr aus, die Route nach Brest zu fahren. Aber das war wohl ein Fehler.«
    Er streichelte meinen Kopf und meinen Rücken. Mir ge fiel es, und das sagte ich ihm auch mit ei nem kleinen Maunzer.
    »Vor lan ger, langer Zeit, Kleiner, hatte ich auch einmal einen Kater. Sandfarben, genau wie du. So praktisch, diese Farbe, wenn man im Strandgras unsichtbar werden möchte, nicht wahr?«
    Mochtest du das Strandgras nicht mehr, Ron?
    »Mehr als zehn Jahre war ich nicht mehr dort, Klei ner, und als wir in Brest anlegten, hatte ich nicht den Mut, an Land zu gehen. Ich hatte mir eingebildet, dass ich all das überwunden hätte, aber als ich die Küste vor mir liegen sah, hat es ein fach zu wehgetan. Kann etwas nach so langer Zeit noch derart schmerzen, Katerchen? Und dann kamen diese drei Matelots an Bord. Mein Gott, diese Jungs bleiben sich aber auch ewig treu. Sie sind genau dieselben Typen wie die, die ich in mei ner Jugend kannte. Und sie singen noch immer dieselben Lieder.«
    Leise summte er die Weise der » Trois matelots«.
    »Und dann dieses Mädchen, deine Janed, Pantoufle. Sie sprach mit mir in ihrem Bretonisch, und ich, der das seit Jah ren nicht mehr ge hört hatte, ver stand augenblicklich jedes Wort.«
    Ich kenne das, Ron. Ich kenne das. Ich denke auch oft an mein schönes Revier.
    »Und seit wir in Brest wa ren, kleiner Sandfloh, träume ich von den Stränden, den Fischerbooten und den
rauen Felsen. Ich rieche die Heide und höre die Lerchen singen über der Düne. Ich fühle, wie die Disteln meine Beine zerkratzen und die scharfen Grashalme mir über die Waden streifen. Ich sehe die Möwen in ihren wilden Flügen zwischen den Klippen tollen und ihre Jungen in den Nestern hoch über der Gischt füttern. Ich höre die Wellen an die Steine schlagen, den

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