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Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See

Titel: Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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Wind in den gezausten Kiefern rauschen und die Glocken von ›Unserer Lieben Frau von den Blumen‹ zur Messe rufen.«
    Er schwieg, aber ich sah diese Bilder auch, und namenlose Sehnsucht übermannte mich. Vorsichtig streckte ich eine Pfote aus und berührte mit dem weichen Ballen seine Wange.
    »Pantoufle!«, sagte er leise.
    Ich schnurrte. Ganz laut. Und lange.
    »Ronronronronron!«
    Und dann schliefen wir ein und träum ten von unserer Heimat.

Briefe
    Ei ner der Stewards hatte später an Rons Tür ge klopft und ihn an seine Pflichten erinnert. Ron hatte mich, sowie er aufgewacht war, zu Janed zurückgeschickt.
    Immerhin, er schien in etwas besserer Laune zu sein. Dazu trug auch sicher der geradezu grelle Sonnenschein bei, der durch die Fenster flutete.

    Der Nebel hatte sich verzogen, und blau leuchtete der Himmel. Auch das Wasser toste tiefblau unter uns, und in einem seltsam durchscheinenden Blau schimmerte in der Ferne ein Eisberg.
    Musste man gesehen haben!
    Dachten sich wohl auch die Menschen. Und deswegen fand ich Lili ganz alleine auf Janeds Bett liegen. Sie hatte sich auf der rauen grauen Decke zusammengerollt, den dunkelbraunen Schwanz über ihr dun kelbraunes Gesicht und die Augen gelegt, der cremeweiße Rest bildete einen gar köstlichen Kringel.
    Sie schlief abgrundtief fest. Nicht einmal ihre Oh ren zuckten, als ich zu ihr hochsprang und sie mit stiller Bewunderung ansah. Was war sie für eine schöne Katze.
    Und wie duftete sie so lieblich – nach nichts außer nach gut geputzter Katze.
    Ich begann sie ganz leicht und vorsichtig mit meiner Zunge zwischen ihren Ohren zu bürsten.
    Köstlich!
    Ich bürstete weiter. Den schlanken Nacken, den Rücken, die Flanken. Dann und wann bemerkte ich ein feines Vibrieren ihres Körpers, aber wach wur de sie nicht.
    Als ich das ganze Fell ordentlich abgeschleckt hatte, rollte ich mich um sie herum, sodass wir einen Doppelkringel bildeten, und döste noch ein wenig.
    Dösen kann eine Katze immer!
     
    »Mhrrrm … Wobinichnhier?«
    »Auf Janeds Bett, Lili!«
    »Uhhh …!«

    Lili rollte sich auseinander, stand auf, streckte sich, vorne lang, hinten lang, Buckel gemacht, hingesetzt.
    »Ich war ein we nig erschöpft.«
    »Das habe ich gemerkt.«
    »Es war eine grässliche Nacht, Pantoufle. Adèle ist überhaupt nicht zur Ruhe gekommen. Erst hat sie geheult, dann hat sie angefangen, Briefe zu schreiben. Die hat sie dann wieder zerrissen. Dann hat sie Champagner getrunken und geheult. Dann hat sie neue Briefe geschrieben und geheult. Dann hat sie Champagner getrunken und die Briefe zerrissen. Und so weiter.«
    »Was ist Champagner?«
    »Wasser mit Bläschen drin. Macht die Leute gewöhnlich lustig. Sie aber nicht.«
    »Und was hat sie mit den Briefen gemacht? Ich weiß, Janed hat auch hin und wieder Briefe geschrieben – das ist die Art, wie Menschen sich gegenseitig Nachrichten zukommen lassen, glaube ich. Sie pinkeln ja selten an Ecken.«
    »Ja, sie haben kei ne Markierungen. Aber Kric kelkrakel auf Papier.«
    »Das Adèle zusätzlich mit ihrem Parfüm tränkt.«
    »Richtig, doppelte Botschaft.«
    »Und warum hat sie die wieder zerrissen?«
    »Was weiß denn ich?«
    »Sie hat diesem Enrico neulich einen Brief un ter der Tür durchgeschoben. Und weil der so stark nach ihr roch, dachte ich, sie wollte seine Räume für sich haben. Aber das ist es vermutlich gar nicht. Wenn sie das hätte haben wollen, hätte sie einfach nur ihr Parfüm dransprühen müssen, oder?«

    »Nein, sie will keinen anderen Raum. Sie will Enrico für sich haben. Hast du doch gestern Abend gesehen.«
    »Wozu? Ich meine, er singt sehr schön, und er duftet auch prächtig, aber wozu will sie ihn haben? Soll er Junge mit ihr zeugen?«
    »Viel leicht, aber dann packt sie es vollkommen falsch an, finde ich.«
    »Vielleicht steht in den Briefen, was sie von ihm will.«
    »Wahrschein lich. Aber ich kann das Krickelkrakel nicht deuten.«
    »Janed kann es. Wir könnten ihr einen bringen.«
    »Keine schlechte Idee. Komm, wir schauen, ob wir in ihre Kabine gelangen.«
    Wir trabten nach oben und be lauerten eine Wei le Adèles Kabinentür. Sie war drin, das konnte man hören. Es wurschtelte und klapperte und klirrte dahinter.
    »Sie trinkt wieder Champagner!«, erklärte Lili.
    Ich strich mir über die kribbelnden Schnurrhaare und hatte plötzlich eine Eingebung.
    »Weißt du was? Ich schau mal nach, ob sie wieder einen von diesen Briefen unter Enricos Tür geschoben hat.«
    »Ah ja, gute Idee. Ich maun

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