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Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See

Titel: Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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ze hier und seh zu, dass sie mir aufmacht. Wer immer von uns beiden einen Brief findet, bringt ihn zu deiner Janed.«
    Gesagt, getan. Ich hoch zu Enrico. Und wieder hatten meine Schnurrhaare mir den richtigen Weg gewiesen. Ein zartviolettes Zipfelchen lugte an der Schwelle hervor und dünstete Adèle aus. Ich hatte etwas Mühe, die
Ecke zu packen. Mit der Kralle ging es nicht, da kratzte man nur das Papier kaputt. Also nahm ich es zwischen die Zähne und zerrte daran. Es steckte ziemlich fest, und als ich es end lich freibekam, geschah das so abrupt, dass ich rückwärts flog und auf meinem Derrière landete. Ein Page nä herte sich just in diesem Moment auch noch, also nichts wie weg.
    Lili war nicht unter dem Konsölchen; vermutlich hatte Adèle sie eingelassen. Ich darum direkt zu Janed.
    Die war zwar da gewesen, hatte ihr Buch auf das Bett ge legt, nun aber schien sie wie der unterwegs zu sein. Darum deponierte ich den Umschlag mitten auf der Decke. Sie würde ihn schon finden und wissen, was damit zu machen war.
    Dann begab ich mich auf die Suche nach ihr.
    Sie war gar nicht weit ent fernt und hielt sich im Gemeinschaftsraum der Auswanderer auf, wo sie in einer Ecke saß und an ihrer Stickerei gearbeitet hatte.
    Diese allerdings lag nun mit der Oberseite nach unten auf ih ren Knien, denn vor ihr hat te sich Ron Cado aufgebaut. Richtig in Uniform, mit Goldtressen und allem.
    Und betropftem Gesichtsausdruck.
    Denn Janed fauchte.
    »Es ist den Passagie ren der Ersten Klasse also nicht angenehm, Mister Cado, dass ich die Atmosphäre in ihren heiligen Hallen verpeste – ist es das, was ich Ihren Worten entnehmen darf, Mister Cado?«
    Hui, da hatte sie aber ein Stück des Eisbergs verschluckt, so frostig, wie ihre Stimme klang.
    »Ich habe Sie ausschließlich gebeten, Mademoiselle,
möglicherweise in etwas angemessenerer Kleidung dort aufzutreten, wenn Sie sich in Monsieur Alexandrejews Begleitung befinden.«
    »Mister Cado, ich besitze zwei Röcke und ein Sonntagsgewand. Keine Pariser Modellkleider, wie Sie es für angemessen halten. Und mein Sonntagskleid, Mister Cado, würde eben falls Ihr Miss fallen finden, denn es ist die bretonische Tracht. Und da es ganz neu ist, muss ich, wie Sie sehen, das Mieder noch fertig besticken. Außerdem trage ich diese Tracht nur zu ganz besonderen Anlässen, Mister Cado!«
    Mister – sehr betont. Nicht Monsieur. Der Kapitän hatte ihn auch Mister genannt. Na gut, es war ein amerikanisches Schiff, aber aus Janeds Mund klang es wie eine Beleidigung.
    Ron Cado sah auch nicht sonderlich glücklich aus.
    »Man könnte meinen, Mademoiselle Janed, dass die Promenade und das Essen in der Ersten Klasse für Sie durchaus besondere Anlässe wären. Selbst die Damen dort oben legen zu diesen Gelegenheiten Wert auf gepflegte Kleider.«
    »Meine Kleider sind gepflegt. Sie sind sau ber und neu. Und ich glaube nicht, dass mein Aussehen der Grund für Ihren Verweis ist. Sie wol len nicht, dass Pippin und ich die feinen Leute mit unserer schäbigen Gegenwart beleidigen, stimmt es, Mister Cado?«
    »Mademoiselle, ich …«
    Janed faltete das Mieder zusammen, packte das Stickgarn zusammen und steckte alles in einen Beutel. Dann richtete sie sich zu ih rer gan zen Höhe auf, so dass sie dem Ersten Offizier bis fast zum Kinn reichte.

    »Sie kommen damit zu mir, weil Sie sich nicht trauen, Pippin diese peinliche Forderung zu unterbreiten, nicht wahr, Mister Cado?«
    »Herrgott im Himmel, Mädchen, er tritt auf wie ein abgerissener Zirkusclown.«
    »Richtig, Mister Cado. Er sieht aus wie der dum me August, den er sein Leben lang gespielt hat. Was meinen Sie aber, Mister Cado, wer den dum men August gibt, wenn ich zu ihm gehe und ihm diese bezaubernde kleine Szene wiederhole?«
    Der arme Ron. Wäre er ein Kater, würde er jetzt geduckt, mit Bauch am Boden gaaaanz langsam den Rückzug antreten. Doch er hielt Janeds zornblitzenden Augen stand und zeigte sogar ein schiefes Lächeln.
    »Ich, Mademoiselle, würde den dummen August geben.«
    »Sie, richtig. Und der Kapitän, der Sie geschickt hat, spielt den Hanswurst in dieser Posse.«
    Ich trabte vor und stellte mich neben Janed.
    »Verdammt, Mädchen, ich sitze zwischen zwei Mühlsteinen«, sagte Ron plötzlich in Janeds Bretonisch, und sie nickte.
    »Ein schwieriger Beruf, den Sie gewählt haben. Sie müssen nicht nur das Schiff zwischen den Eisbergen durchschaukeln, sondern auch noch zwischen den Herrschaften vermitteln.« Dann legte sie ihm die Hand auf

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