Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See
den Arm und meinte ganz sanft: »Ich bleibe die restlichen Tage hier un ten, Monsieur. Und ich werde auch Pippin sagen, dass er bei uns essen soll. Er wird sowieso in der Nähe seiner Löwin bleiben wollen, Monsieur. Sie ist alt, und ich glaube, sie ist auch krank.«
»Die kennen Sie natürlich auch schon.«
Janed lachte leise und nahm mich auf den Arm.
»Pantoufle hat mich Maha Rishmi vorgestellt. Und da wurde mir irgendwann klar, dass Pippin wohl nicht ganz das ist, was er vorgibt zu sein. Wer sich ein Löwengehege in Ame rika leisten kann, hat sicher auch das Geld, sich eine Überfahrt in mehr als im Zwischendeck zu leisten.«
»Soweit wir wis sen, hat er ein Vermögen mit dem Zirkus gemacht. Er könnte vermutlich das Schiff einfach kaufen, wenn er es wollte.«
»Aber dummerweise möchte er sich mit mir unterhalten, warum auch immer, dabei ein wenig promenieren und manchmal ein etwas besseres Essen zu sich nehmen als den Fraß, den Sie hier unten auf den Tisch klatschen.«
»Mannschaftsessen.«
»Ich weiß.«
»Die Matelots – ich weiß auch.«
»Sie haben meine Passage bezahlt, und Sie haben sie nicht bestraft, Monsieur. Dafür habe ich mich bei Ihnen noch nicht bedankt.«
»Nicht der Rede wert. Und – ach verflixt. Wenn Monsieur Alexandrejew oben essen will, dann reserviere ich Ihnen beiden jetzt ei nen Tisch dort und lasse zwei Palmen davorschieben, damit die feinen Herrschaften nicht irritiert sind. Ist das in Ordnung, Mademoiselle Janed?«
»Ja, danke.«
»Und ich wer de Ih nen nach her eine Ext raschüssel Ragout vorbeibringen lassen. Der junge Held hier war
nämlich vorhin bei mir zu Besuch, und ich war ein sehr unaufmerksamer Gastgeber.«
»Ronronronronron!«
»Aber keinen Rum, Monsieur Cado!«
Ron lachte und strich mir über den Kopf.
Warum nur, warum sagten meine Schnurrhaare mir, dass er das Gleiche auch gerne bei Janed gemacht hätte?
Als Ron sich verabschiedet hatte, klemmte sich Janed ihre Sticke rei unter den Arm, und wir gin gen in ihr Quartier.
»Ich könn te zumindest den blauen Rock wieder anziehen. Er ist jetzt frisch gewaschen. Ein bisschen hübscher ist er schon als dieses braune Ding. Was meinst du, Töffelchen?«
Könntest du, Janed. Und auch dies hüb sche Spitzentuch auf den Kopf nehmen.
»Und vielleicht die Spitzenhaube? Ach nein, das sieht hier komisch aus. Hoppla, was ist denn das?«
Ah, sie hatte den Umschlag bemerkt. Mit spitzen Fingern hob sie ihn auf, dann kräuselte sich ihre Nase.
»Mhm, der riecht nach Adèle. Ein bisschen streng nach Moschus. Was sollte die mir wohl schreiben? Ah – ich weiß! Sie wird sich ent schuldigen dafür, dass sie dich ins Wasser geworfen hat, Pantoufle.«
Na, wenn du dich da man nicht täuschst, Janed.
Sie öffnete den Umschlag, zog den gefalteten Bogen heraus und faltete ihn auseinander. Ihre Augen wurden immer größer, während sie las.
»Heilige Mutter Anne! Die ist doch nicht bei Sinnen!
Was mach ich denn damit?« Und dann fiel ihr Blick auf mich. »Woher stammt der Brief?«
Rat mal!
Sie nahm den Umschlag nochmals auf, und diesmal bemerkte sie die angekratzte Ecke und meine Zahnspuren.
»Den hast du irgendwo aufgeklaubt, was? Vermutlich lag er vor Enrico Granvoces Tür. Diese Frau hat nicht alle Tassen im Schrank!«
Tassen habe ich in ih rer Kabine nicht gesehen. Aber ein bisschen verrückt ist sie schon.
»Was mach ich nur damit? Ich kann das doch dem Opernsänger nicht in die Hand drücken. Wie peinlich. Sollte ich das Ding Ron Cado geben? Ich weiß nicht, ich will diese Adèle ja nicht vor allen bloßstellen. Mhm – ich glaube, Pantoufle, wir statten Pippin mal einen Besuch ab. Er ist ein kluger Mann, er wird zu helfen wissen.«
Eine gute Idee.
Schwanz hoch vorweg.
Pippin war in sei nem engen, dürftig einge rich teten Raum, lud uns aber sogleich ein, Platz zu nehmen. Ich entschied mich für das Bett – die gleiche raue graue Decke wie bei Janed lag da rüber. Sie set zte sich auf die Bettkante und er auf den einzigen Stuhl.
»Was haben Sie für ein Problem, Janed? Hat man Ihnen Vorhaltungen gemacht, dass Sie oben bei den Vornehms waren?«
»Das ist ge klärt, Pippin. Nein, ich habe etwas gefunden. Also, eigentlich hat wohl Pantoufle etwas gefunden.«
Sie zeigte den Brief vor, und Pippin schnüffelte sogleich.
»Madame Robic hon? Hat sie sich bei Ih nen für ihr unerhörtes Benehmen entschuldigt?«
»Dachte ich zuerst, aber dann stand etwas ganz anderes darin.«
»Lesen Sie es mir vor, dann
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