Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See
einen Teller Futter gut. Ich sorge nachher dafür.«
»Und für Maha Rishmis Seebestattung.«
»Und dafür. Aber das wird die nächste Auseinandersetzung mit dem Kapitän geben. Na, ich werd’s überleben.«
»Danke, Mister Cado.«
Ron setzte mich zu Boden und sah Janed an.
»Was werden Sie tun, wenn Sie in Amerika sind?«
Janeds Schultern sackten plötzlich nach unten.
»Ver suchen, ei nen wirren Traum wahr zu ma chen. Die Matelots meinen, ich solle ein Fischrestaurant aufmachen. Das erschien mir noch vor ein paar Tagen eine wundervolle Idee. Aber je näher wir dem Gelobten Land kommen, desto mehr Zweifel habe ich. Ich weiß noch nicht einmal, wo Pantoufle und ich wohnen sollen.«
»Da wird man Ihnen schon weiterhelfen, aber … Janed?« Rons Stimme wurde ganz warm und sanft. »Dieses Schiff fährt auch wieder zurück nach Brest. In der Bretagne haben Sie doch ein Heim, oder?«
»Nein, nicht mehr.«
»Nicht mehr?«
»Mein Haus stürzte die Klippen hinunter. Ich habe … Ach, hören Sie mir nicht zu, ich bin in selbst mitleidiger Stimmung. Komm, Pantoufle, wir gehen zu Pippin und teilen ihm die guten Nachrichten mit.«
»Janed?«
»Ja, Mister Cado?«
»Sie und Pantoufle sind sehr tapfer.«
Und dann strich er Janed schnell mit einem Finger über die Wange. Sie machte ganz, ganz große Augen, schubste mich dann aber mit dem Fuß an, und wir verließen den Raum.
Im Gang merkte ich, dass sie heftig atmete und sehr rote Ohren hatte.
Als wir bei Pippin ankamen, waren sie aber wieder normal, und er teilte sich mit mir sogar ein Hüh nerbein, nachdem Janed ihm von der feierlichen Bestattung Maha Rishmis berichtet hatte. Ich putzte mir den
leckeren Geschmack aus dem Fell, dann bat ich um die Erlaubnis, nach Lili zu schauen. Ich hat te nämlich vage ihren Duft wahrgenommen, als wir vorhin durch die Flauschgänge gelaufen waren.
Ich fand sie vor Enricos Tür, die sie gerade äußerst gründlich abschnüffelte.
Ich schnüffelte Lili gründlich ab, was sie zum Kichern brachte.
»Ich habe nichts von Adèles Rolligkeitsparfüm verwendet, mach dir keine Hoffnungen.«
»Das eine ist gut, das andere ist schade. Gibt es hier Neuigkeiten?«
»Einige. Mei ne wirrköpfige Menschen frau scheint sich vorhin recht lange vor dieser Tür aufgehalten zu haben. Wahrscheinlich hat sie auf Enrico gewartet. Sie hat schon heute Vormittag ständig vor sich hin gemurmelt, er würde es noch be reuen, dass er sie so schnö de hat abblitzen lassen. Und dann ist sie aus dem Zimmer gestürmt. Als ich hinterher wollte, hat sie die Tür dermaßen zugeknallt, dass ich mit einem Barthaar drin hängengeblieben bin. Schau mal, das ist ganz abgeknickt.«
Eines auf der rechten Seite hatte an der Spitze einen Knick, das stimmte. Ich nahm es zum Anlass, ihr mit der Zunge darüber zu fah ren. Zweimal. Dreimal, wenn man es genau nimmt.
Fühlte sich so hübsch an.
Viermal.
Naja, fünfmal.
Dann erzählte ich ihr von dem Blondiermittel, und sie fauchte.
»Könnte sein. So wie sie gegen den Mann gewütet
hat. Aber warum? Erst fährt sie ihm monatelang hinterher und säu selt um ihn he rum, und plötz lich will sie ihm wehtun?«
»Er will sie ja nicht haben.«
»Mh, ja.«
»Wo ist sie jetzt?«
»Sie ist zur Abfütterung, denke ich. Jedenfalls hat sie sich wieder mächtig aufgebürstet, und als sie raus ist, bin ich hinterher. Bei dem ganzen Seidengeraschel hat sie es nicht bemerkt.«
»Viel leicht sollten wir mal schauen, was sie jetzt anrichtet. Irgendwie ist mir dei ne Adèle ein we nig unheimlich. Nicht, dass die wieder je manden über Bord wirft.«
»Na, dann schauen wir mal im Futterzimmer vorbei.«
Das taten wir auch und fanden dort die Menschen hungrig vor ihren leeren Tellern sitzen und auf Atzung warten.
Adèle war nicht unter ihnen.
Aber ihre Duftspur zeigte uns, dass sie da gewesen war und nun den Raum verlassen hatte. Das Parfümwölkchen stand noch im Gang und mischte sich allmählich mit dem Geruch von Knoblauchbutter und Gorgonzola.
Wir folgten ihrer Fährte, und als wir an die Metalltreppe kamen, die in die unteren Gefilde führten, hielten wir verdutzt inne.
»Was will die denn bei den Maschinen?«
»Was weiß ich? Vielleicht musste sie mal und will auf die Kiste Löschsand?«
»Blödsinn, Pantoufle. Menschen nutzen das Was serklosett dafür.«
»Ja, aber …«
Verschwörung
An meiner speziellen Löschsandkiste war Adèle nicht. An den anderen auch nicht. Aber ihr Geruch schwebte auch hier durch die rußige,
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