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Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See

Titel: Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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nicht. Mein Gott, nicht aus zudenken, wenn ich mir das Zeug in den Mund gesprüht hätte!«
    »Ihre Stimme wäre für mehrere Tage perdu gewesen, Signor Granvoce. Haben Sie sich Feinde gemacht?«
    »Es hat fast den Anschein, Mister Cado.«
    Enrico nahm den Flakon noch einmal in die Hand und betrachtete ihn.
    »Das ist nicht meiner«, stellte er mit Staunen in der Stimme fest. »Sehr ähnlich, aber nicht der meine.«
    »Was nur heißt, dass man nicht den Inhalt, sondern gleich den ganzen Behälter ausgetauscht hat.«

    Ein Page klopfte, wurde eingelassen und brachte ein kleines Fläschchen.
    Ron nahm es ihm ab und träu felte mir, trotz meiner Gegenwehr, etwas davon in die Augen.
    Es tat unerwartet gut. Das Brennen linderte sich weiter, das Tränen hörte fast ganz auf, und ich schnurrte erleichtert.
    »Siehst du, mein Kleiner, du hättest mich gar nicht kratzen müssen.«
    ’tschuldigung. Die Nerven, Ron, die Nerven.
    Er kraulte mich zwischen den Ohren und war wieder gut mit mir. Ich spürte das in den Schnurrhaaren. Dann aber wandte er sich erneut Enrico zu.
    »Es muss jemand in Ihre Räume gelangt sein, der den Flakon ausgewechselt hat.«
    »Pagen, Stewards, das Zimmermädchen?«
    »Wo bewahren Sie den Flakon üblicherweise auf?«
    »In meiner Jackentasche. Allerdings lege ich die Jacke erst an, wenn ich den Raum verlassen oder mich je mand besucht. Morgens, während ich Toilette mache, hängt sie über der Stuhllehne hier im Salon.«
    »Hat während dieser Zeit jemand die Räume betreten?«
    »Der Steward mit dem Frühstück. Später, als ich meine Atem- und Stimm übun gen machte, das Zim mermädchen. Ich hörte sie, kümmerte mich aber nicht darum.«
    »Ich werde sie befragen. Hatten Sie Besuch, seit Sie dieses Mundwasser zuletzt benutzten?«
    Der Tenor setzte sich in ei nen Sessel und schien sich unbehaglich zu fühlen. Natürlich, Adèle war gestern
Abend bei ihm gewesen. Und wie Lili ganz recht bemerkte, war sie wirr im Kopf.
    »Madame Robichon hat mich gestern nach dem Diner noch einmal aufgesucht«, bemerkte er.
    Mich wunderte es, dass Enrico nichts dazu sagte, unter welchem Getöse er sie wieder aus seinen Räumen expediert hatte. Aber Ron bemerkte sein Unbehagen auch und nickte.
    »Ich verstehe, Signore. Seien Sie vorsichtig im Umgang mit Madame Robichon.«
    »Reden Sie dieser Verrückten ins Gewissen, Mister Cado. Sollte sie es gewesen sein, geht dies hier zu weit.«
    »Es wird schwer werden, ihr ein solches Vorgehen nachzuweisen, denke ich. Sie wird leugnen und von ungerechtfertigten Anschuldigungen sprechen, Signor Granvoce. Was weiteren Ärger verursachen wird. Der Kapitän möchte nicht, dass sie auch nur einen Hauch von Beschwerde ihrem Bruder gegenüber äußert, und ich habe mich schon sehr unbeliebt bei ihr gemacht, als ich sie neulich so rüde aus dem Speisesaal entfernt habe. Aber ich werde mit ihm noch einmal darüber reden. Ansonsten kann ich Ihnen nur empfehlen, Ihre Tür immer verschlossen zu halten und Ihr Mundwasser-Flakon an einem sicheren Ort aufzubewahren.«
    »Madame ist Ih nen wichtiger als mei ne körperliche Unversehrtheit?«
    »Ihr Bruder ist der Reeder.«
    »Verstehe. Und Sie wollen Karriere machen.«
    »Ich versuche einigermaßen unbeschadet zwischen Scylla und Charybdis zu navigieren, Signore.«
    Enrico schnaubte verächtlich.

    Wer oder was Scylla und Charybdis waren, entzog sich mei ner Kennt nis, vermut lich be nannte man wohl so zwei Eisberge, die aufeinander zutrieben und das Schiff, oder in diesem Fall Ron, zwischen sich zu zermal men drohten.
    »Sprechen Sie mit dem Ka pitän. Ich werde es eben falls tun. Und nun lassen Sie mich alleine.«
    Enrico war ausgesprochen sauer, und Ron verabschiedete sich kühl.
    Ich krabbelte aus dem Handtuch und lief hinter ihm her.
    An der Tür roch es wieder nach Adèle, aber das beachtete ich nicht besonders.
    Ron war ebenfalls sauer, weshalb ich nach der ersten Treppe abbog und meine Janed suchte.
    Auch ein Kater bedarf manchmal des Trostes.
     
    Janed saß mit Pippin zusammen im Aufenthaltsraum und übte Vokabeln. Sie nahm mich ohne große Worte auf den Schoß und streichelte mich.
    »Du bist ja ganz feucht, Pantoufle. Du hast doch wohl hoffentlich nicht wieder ein Bad im Meer genommen?«
    Niemals, Janed. Freiwillig bade ich nie, das weißt du doch.
    »Oder hat dich einer dieser grässlichen Bengel nassgespritzt?«
    Ich würde es dir ja gerne erzählen, Janed, aber das hier übersteigt meine Fähigkeiten.
    Resigniert rollte ich mich

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