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Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See

Titel: Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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die Bilge zu schaffen. Die Ölkanne nahm Ron mit.
    Er sah ziemlich zerrupft aus, der Erste Offizier. Sein schö ner weißer An zug hatte lauter schwarze Schmierstrei fen, und die Fingerknöchel seiner rechten Hand waren blutig aufgeschrammt.

    Ich wandte mich wieder Lili zu.
    »Süße Lili«, schnurrte ich ganz leise.
    »Ich bin nicht süß. Du bist süß. Du riechst nach Vanillecreme.«
    »Oh. Ja richtig, oben. Da war vielleicht was los. Aber wie geht es dir?«
    »Mein Kopf brummt ein bisschen.«
    »Kannst du mit zu Janed kommen?«
    »Denke ich schon.«
    Wir trotteten nebeneinander her durch die nun wieder stillen Gänge.

Erinnerungen an ein Unglück
    Im Zwischendeck hatte man sich al lerdings im mer noch nicht beruhigt, obwohl inzwischen auch der Zweite Offizier, der Purser und zwei Stewards versuchten, den Leuten gut zuzureden und ihnen irgendwelche Getränke einzuflößen. Janed war nicht mehr bei ihnen.
    »Versuchen wir es bei Pippin.«
    Lili trabte schweigend neben mir her und überließ es mir, an der Tür zu kratzen und zu maunzen.
    Pippin öffnete sogleich, und wir wurden freundlich in seine Kabine gebeten.
    Janed saß auf der Bettkante und streckte ihre Hände nach uns aus.
    Ich ließ Lili den Vortritt.

    »Arme Kleine. Das ganze Gelärm hat dich bestimmt furchtbar erschreckt.«
    Sie hob Lili hoch und setz te sie sich auf den Schoß. Erschöpft rollte die Schöne sich zusammen und ließ sich streicheln.
    Ich hielt mich an Pippin. Er wusste auch, wie man Katzen behandelt.
    Wir wa ren eine schweigende Gesellschaft, denn ich musste ebenfalls die hektischen Ereignisse erst einmal verkraften. Es war alles ziemlich durcheinandergegangen. Und ich wurde und wurde das Gefühl nicht los, dass etwas ziemlich Dramatisches passiert wäre, hätte ich Jock nicht so erschreckt. Warum sonst mochte Ron wohl so wütend über den Sand in der Ölkanne gewesen sein?
    Janed hingegen hatte die gan ze Auf regung wohl schon wieder vergessen. Ihre Gedanken kreisten um ganz andere Themen, das spürte ich in meinen Schnurrhaaren.
    Na gut, sie wusste nicht, was ich wusste, und im Augenblick sah ich auch keine Möglichkeit, ihr von Adèles ko mischem Gespräch mit Jock zu be richten. Also spitzte ich lieber erst mal die Ohren, als sie sich an Pippin wandte. Viel leicht woll te sie ja Maha Rishmis Revier ansprechen und fragen, ob wir das für uns haben konnten.
    »Pippin?«
    »Ja, Janed?«
    »Sie … Sie haben mal gesagt, dass Sie Erkundigungen über den Ersten Offizier eingeholt haben.«
    Möwenschiss, das ging ja in eine ganz an dere Richtung.

    »Ja, das habe ich getan.«
    »Weil … wegen der Gerüchte?«
    »Wegen welcher Gerüchte?«
    »Dass er seine – mhm – Geliebte umgebracht habe.«
    »Nein, davon habe ich nichts munkeln gehört. Wer sagt das, Janed? Das ist eine böse Anschuldigung.«
    »Einer der Matrosen und auch einige aus dem Zwischendeck.«
    »Wann soll das gewesen sein?«
    »Bevor er sei ne Heimat verließ. Sie mei nen, das sei auch der Grund, wa rum er in Brest nicht an Land gegangen sei.«
    »Eine sehr ungehörige Spekulation, Janed.«
    »Ja, finde ich auch. Er kann sehr barsch sein. Wahrscheinlich mögen ihn manche deshalb nicht.«
    »Das kommt im mer wieder vor. Aber soweit ich weiß, wird er nicht von den Behörden gesucht, und es liegt auch keine Anklage gegen ihn vor. Weder auf französischer noch auf amerikanischer Seite.«
    »Dann ist ja gut.«
    Janed zog Lili sanft an den Ohren, was diese zu einem leisen Gurgeln veranlasste. Ohrenkneten ist etwas Köstli ches, aber ich hat te den Eindruck, dass mei ne Menschenfreundin es tat, weil sie sich nicht traute, weitere Fragen zu stel len. Aber Pippin war ein kluger Mann. Er sah ih ren geschäftigen Fingern einen kurzen Augenblick zu und fragte dann: »Wollen Sie nicht wissen, was ich sonst noch über unseren bretonischen Offizier herausgefunden habe?«
    »Mhm … na ja, eigentlich schon.«
    Na also, ich auch. Erzähl, Pippin!

    »Ron Cado ist der Sohn eines Notars aus Carnac. Er ist dreiunddreißig Jahre alt und hat mit einundzwanzig bei dieser amerikanischen Schifffahrtslinie angeheuert, zu der auch die Bos ton Lady gehört. Vorher hat er ein paar Semester Jura studiert. Ich nehme an, auf Wunsch sei nes Vaters. Aber vermutlich fand er die See fahrt dann doch aufregender. Das ist bei jungen Männern nicht ungewöhnlich. Er hat sich schnell hochgearbeitet und wurde von den Kapitänen, unter denen er gefahren ist, sehr gelobt. Obwohl er die meiste Zeit auf See

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