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Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See

Titel: Pantoufle - Ein Kater zur See - Schacht, A: Pantoufle - Ein Kater zur See Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andrea Schacht
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schauen wir uns das näher an!«
    In den Gängen herrschte noch immer wilde Hektik und Getriebe, aber schon versuchten die Stewards, hier und da die Leute zu beruhigen und in ihre Zimmer zu schicken. In der Küche kniete der Bordarzt neben dem Koch und verband eine blutende Wunde an dessen Arm. Das übrige Personal war bereits dabei, Verschüttetes aufzuwischen, Scherben zusammenzukehren und Bestecke zu sortieren. Allerdings roch es etwas scharf nach verbranntem Fleisch, und ein angekohlter Braten stand noch qualmend auf einem Bord. Die Matelots hatten offensichtlich auch hier die Gemüter besänftigt. Sie wussten von Janed, dass Maha Rishmi nicht mehr unter uns weilte.
    Im Zwischen deck stellte ich fest, dass Pippin und Janed versuchten, die Ruhe wieder herzustellen, aber das
Geheul war hier noch immer ziemlich laut. Vermutlich hatten die Auswanderer ganz besonders erschreckende Vorstellungen von einem Löwen, und darum war ihre Angst auch so groß. Ron warf ei nen Blick in das Durcheinander in dem Schlafraum und nickte Janed aufmunternd zu. Dann aber führte er Jock weiter mit eisernem Griff zum Niedergang. Er war ausgesprochen vergrätzt, wie mir schien.
    »Das wird Folgen für Sie haben, das kann ich Ihnen versprechen!«, knurrte er.
    Die Maschinen waren langsamer geworden, die Heizer und Schipper nicht auf ih ren Posten. Ein Brül len aus der Flüstertüte, fast dem eines Löwen gleich, scheuchte sie an ihre Plätze zurück.
    »Wenn ihr Knallpfeifen nicht sofort wieder an die Arbeit geht, dann lasse ich euch samt und sonders kielholen!«, fauchte Ron sie an. »Und die Heuer könnt ihr auch vergessen.«
    Die Sirene verstummte, man gehorchte geschwind.
    »Und nun zu Ihnen, Maschinist! Wo war der Löwe?«
    Jock trottete mit hängenden Schultern zur Löschsandkiste. Offensichtlich war ihm klar geworden, dass ihn ein Trugbild genarrt hatte.
    Ron musterte die Umgebung und entdeckte Lili, die noch immer verstört halb hinter einer Rohrleitung saß. Ich lief zu ihr und setzte mich an ihre Seite. Sie zitterte an allen Gliedern und sagte kein einziges Wort. Ich hätte sie tröstend anschnurren müssen, aber noch musste ich wissen, wie es mit Jock weiterging.
    »Was, Sie Volltrottel, haben Sie hier getan?«, fuhr Ron
den Maschinisten an. »Und was hat alles das mit diesen beiden Katzen zu tun?«
    »Die hat in die Kiste geschissen, Sir.«
    »Ach ja?«
    »Ich hab sie rausgehoben.«
    »Ach ja?«
    »Und dann war – glauben Sie mir -, dann sprang ein riesiges Tier auf mich zu. Vielleicht war’s auch nur’ne große Katze.«
    »Ach ja?«
    Ron sah sich den Ma schinisten von oben bis unten an.
    »Sie haben Öl an den Händen, das ist wohl nicht zu vermeiden. Sie haben aber auch Sand an den Fingern. Und etwas, das ziemlich streng riecht. Was hatten Sie in der Löschsandkiste zu suchen?«
    Jock machte ein blödes Gesicht.
    »Los, Mann! Ant worten Sie!«
    »Hab die Katze rausgehoben, Sir.«
    »Dabei mussten Sie weder in den Sand noch in die Scheiße fassen. Noch mal, Kerl!«
    Ich schlappte Lili einmal zärtlich über die Nase und versuchte, meinen Teil zur Aufklärung beizutragen. Denn da war ja noch die Ölkanne. Wa rum Jock nicht sagte, dass er sie mit Sand gefüllt hatte? Ich musste ihm wohl mal auf die Sprünge helfen.
    »Hab sie wohl ein bisschen derb angefasst.«
    »Und da hat sie Sie gekratzt?«
    »Das hat die andere gemacht. Die große, Sir.«
    Ich schlenderte zu der Kanne, und Ron bemerkte mich.

    »Diese große etwa, Jock?«
    Jock zuckte zusammen, als ich mich demonstrativ neben der Ölkanne niederließ.
    Ron hingegen merkte auf. Ich sah, wie er seine Augen zusammenkniff und dann auf mich zukam.
    »Was, Jock, hat die Ölkanne hier zu suchen?« »Was weiß ich? Die stand schon da. Hat wohl einer der Schmierer vergessen.«
    »Ach ja?«
    Ron beugte sich vor und betrachtete die Kanne gründlicher.
    »Schmieröl, für die Getriebe. Sie wollen Maschinist sein?«, fuhr er Jock plötz lich an. »Und Ih nen ist nicht aufgefallen, dass hier Sand am Rand der Kanne ist? Wissen Sie eigentlich, was passiert, wenn Sand in das Getriebe der Maschine gerät?«
    Jock wurde erst rot, dann weiß, dann drehte er sich um und wollte weglaufen.
    Ron erwischte ihn am Kragen, und was folgte, war nicht hübsch.
    Aber sehr wirkungsvoll. Ron war ein fei ner Raufer. Musste ich anerkennen.
    Zwei Matrosen aus der Gruppe, die sich schweigend, aber neugierig auf dem Gang versammelt hatten, bekamen den Be fehl, den am Bo den liegenden Jock zu fesseln und in

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