Papa ante Palma
gepaart mit Kopfschmerzen. Es sind einfach zu viele Räume. Ständig schiebe ich die Dinger vor mir her, wie einen Bauchladen.«
»Was sollen wir deiner Meinung tun?«
»Wir wäre es denn mit einer Heizung?«
Stille.
»Nun, das wäre eine enorme Investition, die wir auf die Miete umlegen müssten, denn ein Haus mit Heizung ist natürlich gleich eine ganz andere Kategorie von Haus.«
»Was wäre es denn dann? Eine charmante Luxusfinca mit Stil?«, stichele ich übellaunig.
»Zudem habt ihr das Haus ohne Heizung besichtigt, für gut befunden und gemietet.«
»Ja, aber damals waren es fünfunddreißig Grad im Schatten und auf Nachfrage habt ihr behauptet, dass es mit den Gasöfen prima ginge. Aber die Wahrheit ist: Wir frieren. Heute Nacht bin ich aufwacht, weil meine Ohren vor Kälte gebrannt haben. Überall macht sich Schimmel breit. Allein das wäre in Deutschland ein Grund auszuziehen.«
»Hier nicht«, antwortet Marta trocken. »Aber gut, wir besorgen einen Holzofen. Wie hört sich das für dich an?«
Ich bin verwirrt. In ihrer Stimme schwingt etwas Gönnerhaftes mit, so, als handele es sich um eine hochmoderne Solar-Erdwärme-Hybrid-Anlage mit Raumsensoren, die eine gleichbleibende Raumtemperatur bei verschwindend geringen Kosten sicherstellten.
»Einer von denen, in die man Holzscheite reinwerfen und anzünden muss?«, frage ich vorsichtshalber nach.
» Si, calientan mucho , sie wärmen gut. Ich rufe noch heute an, dann habt ihr den Ofen gleich morgen«, verspricht Marta. »Und wenn euch das noch nicht reichen sollte, können wir immer noch aufstocken. Ich gebe unserem Holzlieferant Pep Bescheid, dass er dich anrufen soll.«
»Ja, okay. Gracias vorerst, hasta luego , bis dann.«
Ich lege auf, und zu meiner Überraschung klingelt schon fünf Minuten später das Telefon.
» Hola, soy Pep, der Holzlieferant«, sagt eine kehlige Männerstimme. »Wie viel brauchst du?«
»Keine Ahnung, Sie sind der Experte. Ich musste bisher immer nur an einem Knopf drehen, um die Wohnung warm zu kriegen.«
»Zwei Tonnen«, sagt der Mann fachmännisch.
»Was, zwei Tonnen? Also, bei allem Respekt, ich wollte mit dem Holz das Haus heizen und keins bauen.«
» Como? Wie war das?«
» Pues, nada , schon gut, wenn Sie es sagen. Wann können Sie das Holz vorbeibringen?«
»Heute um elf. Aber ich rufe vorher noch mal durch.«
»Sehr gut. Der Ofen ist zwar noch nicht da, aber es kann ja nicht schaden, das Holz schon zu haben.« Das hat ja mal gut geklappt.
Leider weit gefehlt! Um ein Uhr mittags fährt ein Jeep mit einem Anhänger voller Holzscheite vor. Der Fahrer hupt zweimal kräftig und parkt äußerst dicht vor der Haustür, damit die anderen Autos gerade noch so vorbeikommen. Es ist Pep. Angerufen hat er nicht.
Er steigt aus und schlägt die Tür zu. Allein durch die Art, wie er das macht, signalisiert er eine latente Kampfbereitschaft. Pep hat einen großen Kopf, ist von stämmiger, gedrungener Gestalt, und sein Blick ist voller Selbstvertrauen. Die Hände sind schroff, die Fingerkuppen erdig. Vor dem Anhänger mit dem Holzberg sieht er aus wie ein rechtschaffener Biber vor einem gigantischen Holzdamm. Auf dem Anhänger steht: Pep – leña . Er und Holz, das ist eins. So viel ist klar.
»Hola, com va?«
Wir schütteln Hände.
»Bien« , sage ich. Dann nicke ich zu dem Anhänger hinüber. »Uff, ganz schön viel Holz, oder?«
»No« , sagt Pep einsilbig, »aber du solltest damit bis März hinkommen. Wo soll ich es hintun?«
»Hinten im Garten ist ein überdachter Schuppen. Kannst du es dort stapeln?«
Pep starrt mich an. Reglos. »Wo soll ich es hintun? Das Holz«, wiederholt er die Frage, als ob wir das Thema noch nicht erörtert hätten.
Vermutlich habe ich mich nicht einwandfrei auf Spanisch ausgedrückt, denke ich. Ich bemühe mich um eine klare Aussprache und die richtigen Verbendungen. »Du gehst durch das Haus in den Garten. Dort ist ein großer, überdachter Raum. In dem kannst du das Holz stapeln.« Ich klopfe ihm aufmunternd auf die Schulter, um mich wieder dem längst fälligen Angebot für einen Kunden zu widmen.
Da zeigt Pep gleich neben der Haustür auf die Straße und fragt: » Aqui , gleich hier?«
»Neeeiiin, nicht hier. Hinten durch. In den Garten«, wiederhole ich und komme mir langsam vor wie in einem Monty-Python-Film.
Vielleicht ist Pep aber auch krank. Völlig retardiert. Das selbstbewusst wirkende Äußere nur eine zufällige Frucht eines verkrüppelten Baumes. Allzu oft ist mir
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