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Papa ante Palma

Papa ante Palma

Titel: Papa ante Palma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Keller
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wundern.
Ungerührt blieb sie am Küchentisch sitzen und betrachtete Sophie, die sich auf
ihrem Schoß unruhig hin und her wand.
    »Dah isse also die teure Wohnung. In Annover
konnte esein viel billiger«, brach Prude ihr Schweigen.
    »Och, so teuer ist die gar nicht«, antwortete ich
und fragte mich gleichzeitig, warum sie sich nicht auf ihre Enkelkinder
stürzte.
    Prude wandte sich pfeilschnell zu mir um, setzte
Herrn Selva ab und kam auf mich zu. Nun inspizierte sie mich ausführlich, und
zwar vom Scheitel bis zur Sohle. »Un das isse also Estief«, stellte sie fest.
»Große Mann. Ih chatte mal eine Freund aus Santander. Rubio
y muy guapo .«
    »Und was war mit schönen Blonden?«, fragte ich
sofort nach, um das zarte Band der Freundschaft zwischen uns weiter zu
knüpfen.
    »War noche grösser«, sagte Prude. Dann griff sie
nach Luna, die ich ihr übergab wie eine Ming-Vase, und wechselte ins Spanische.
» Esta quien es? Luna o Sophie? Isse nun Luna
oder Sophie?«
    »Luna«, sagte Lucia nur müde.
    Ich betrachtete Prude, deren Gesichtsausdruck
unverändert blieb. Nur die Augen verkleinerten sich zu kleinen Sicheln. Ich
konnte mich nicht entscheiden, ob das nur ein Freundliche-Oma- oder ein
Killerblick war. Prude drehte sich zu ihrer Tochter um.
    » Estás muy delgada. Du bist zu dünn, Lucia.«
    Plötzlich schepperte es. Herr Selva. Der Hund war
in der Zwischenzeit offenbar unter den Küchentisch geraten und versuchte nun
wieder darunter hervorzukommen. Leider vergeblich, denn er prallte immer wieder
wie eine Flipperkugel gegen diverse Stuhl- und Tischbeine. Außer dem Geschepper
war eine Weile lang nichts zu hören. Dann fing Sophie an zu weinen.
    » Tienen hambre , esieh
awe Unger«, sagte Prude mit empirischer Gewissheit in der Stimme.
    »Ich habe sie eben noch gestillt«, antwortete
Lucia.
    »Dann ist deine Milch vielleicht nicht gut.«
    »Pff, vielleicht willst du es mal versuchen.«
Lucia fletschte die Zähne.
    »Okay«, mischte ich mich ein, »bevor das jetzt
hier zu einem Best-Milk-Contest wird, sollten wir vielleicht besprechen, wie wir
die Aufgaben verteilen.«
    Stille.
    »Also, ih koche«, sagte Prude irgendwann wieder
auf Deutsch. »Estief eseig mir bitte den näkste Esupermart, wir musse nur die
beste Essutate kaufe.«
    Ich sah zu Lucia hinüber, die mir zunickte.
    »Na denn, Prudencia. Dann lass uns mal shoppen
gehen«, sagte ich und ging Richtung Tür. Ich konnte mir nichts Schöneres
vorstellen.
    Auf dem Weg zum Supermarkt redeten wir kaum.
    » Cómo es tu español ,
wie ist dein Spanisch?«, fragte Prude mich irgendwann.
    Ich konnte sehen, wie ihr Atem dabei
kondensierte. » Más o menos , ganz okay«, sagte ich
freundlich. Ich wertete ihre Frage als zaghaften Versuch ihrerseits, mehr über
mich zu erfahren. Gleichzeitig betete ich, dass sie mich als Nächstes nicht nach
meinem Abischnitt fragte oder wissen wollte, mit welchen PC -Betriebssystemen ich mich auskannte.
    »Pueslosalemanesnuncaestánenlacallesiempreseencierranensupisoporelfrioquehaceperoelfrioenleondedondesoyesinsoportableperolagenteigualsalealmercadooadondesea.«
    Ich verstand kein einziges Wort des unerwarteten
Stakkatos, das wie ein Beschwerde-Rap in Warp-Geschwindigkeit aus ihr
hervorsprudelte.
    »Si« , sagte ich daher
nur.
    Prude schien damit zufrieden. Einen Moment später
betraten wir den Supermarkt, wo wir vor der Gemüsetheke stehen blieben.
    »Esiehst du«, wechselte Prude nun wieder die
Sprache, »alles von Gewachshauser. In León, da atten wir in Garten beste
Tomaten, aubergines y pepinos , eh Schurken.«
    »Du meinst sicher Gurken.«
    Prude reagierte nicht weiter auf meine Korrektur.
»Ih mochte für Lucia sopa de lentejas machen,
Linsenesuppe, aber ehier in Deusland bekomme ih nich die eschonen, kleinen lentejas meiner Heimat«, murmelte sie leise, aber sehr
bestimmt und mehr zu den Regalen denn zu mir.
    Ich sah Prude förmlich in einer Dunstwolke aus
Suppendampf stehen, wie sie mit Kräutern um sich warf, den Druidentrank umrührte
und grausige Zauberformeln murmelte. Unruhig trat ich von einem Bein auf das
andere. Wohin sollte das bloß alles führen?
    Scheinbar wahllos warf Prude weitere Zutaten, die
ich noch nie bemerkt hatte, obwohl das mein Stamm-Supermarkt war, in den Korb,
was ich leicht beunruhigend fand.
    »Irre Linsen esin zu groß, Irre Tomate chaben zu
viel Wasser und die piemientos eh Pafrika sehen aus
wie angemalt«, zischte Prude die Kassiererin an, als sie die Einkäufe auf das
Band legte.
    Es handelte

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