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Papa ante Palma

Papa ante Palma

Titel: Papa ante Palma Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stefan Keller
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nämlich »Auf einem Baum ein Kuckuck saß, Simsalabimbambasaladusaladim«, zeigt selbst bei mir Wirkung. Ich merke noch, wie mir Sophies schwitzige, kleine Hand aus den Fingern gleitet, dann wird alles still und friedlich. Endlich.
    »Chef, lukki, lukki. Billiger, billiger. Kaufen, kaufen!«, ruft irgendwer und reißt mich aus meinem wertvollen Schlaf.
    »Lucia? Sophie? Was ist denn?«, frage ich todmüde.
    Ich öffne die Augen für den Bruchteil einer Sekunde, nur um sie sofort zu einem Spalt zu verengen, denn ich blicke genau in die pralle Mittagssonne. Wo bin ich? Was zum Teufel ist los?
    Langsam schiebt sich die rundliche Silhouette eines Kopfes zwischen mich und den glühenden Ball, und ein wohltuender Schatten fällt mir aufs Gesicht. Nun kann ich die Augen endlich vollständig öffnen. Ein Afrikaner in einem schrillen Gewand und mit einer Plastikrolle in der Hand, auf der an die zwanzig Uhren hängen, hockt über mir.
    »Chef, lukki, lukki!« Er klingt heiser.
    Aus der Ferne dringt das Gemecker von Gokarts herüber. Von rechts nähert sich eine Einpropellermaschine, an der eine Werbebotschaft hängt.
    Hilfesuchend richte ich mich auf und schaue mich um. Überall Sand und Menschen in Badekleidung. Hinter mir sitzen meine Eltern unter einem Sonnenschirm. Dem Himmel sei Dank! Doch irgendetwas stimmt nicht. Mein Vater hat schwarzes, volles Haar, üppige Koteletten und einen Kinnbart. Auch die Brillengläser sind anders – größer und dunkler. Meine Mutter ist viel schlanker und trägt die Haare zu einem Zopf gebunden. Das ist mir völlig neu. Die beiden essen Wassermelone aus einer Kühltasche. Auch ich habe mich verändert. Ich trage eine Badehose Größe XS . Wir schreiben das Jahr 1978. Ich bin ein fünfjähriger Junge am Strand von Paguera.
    »No, krahzias«, sagt mein Vater und bedeutet dem fliegenden Händler mit einer Handbewegung, er solle weiterziehen.
    »Magst du was trinken, Schatz, eine Capri-Sonne vielleicht?«, fragt meine Mutter und wirft einen Blick in die Kühltasche.
    »Ja«, sage ich, »klar.« Hastig durchsteche ich mit dem Strohhalm das feine Aluhäutchen, trinke die Tüte aus und rolle das untere Ende zu einer Wulst zusammen, um auch noch an die letzten Tropfen zu kommen.
    »Es wird langsam zu heiß«, sagt mein Vater, wobei er die Stirn fachmännisch in Falten legt, unter dem Schirm hervorlugt und die Sonne betrachtet. »Wir sollten in die Anlage zurückgehen, an den Pool.«
    Sofort klemme ich mir den silbernen Plastikdelphin mit dem freundlichen Gesichtsausdruck unter den Arm und spurte über den glühend heißen Sand in Richtung Strandpromenade, während meine Eltern in Ruhe die Sachen zusammenpacken.
    »Kommt«, rufe ich. »Kommt doch!«
    Die Ferienanlage, in der wir Urlaub machen, besteht aus mehreren weißen, kastenförmigen Bungalows, in deren Mitte ein kleiner, nierenschalenförmiger Pool eingelassen ist, keine zweihundert Meter vom Strand entfernt. Allerdings handelt es sich nicht um irgendeine Ferienanlage. Nein, diese Anlage gehört einem gewissen Mister Pumpernickel alias Chris Howland, dem bekannten englischstämmigen Showmaster und Komiker.
    Für meine Eltern offensichtlich das Spannendste am ganzen Urlaub. So spannend, dass sie sogar über die achtspurige Ameisenstraße, die quer durch ihr Schlafzimmer verläuft, und den schlechten Empfang des Fernsehers mit Zimmerantenne hinwegsehen, wenn auch zähneknirschend. Natürlich ist Herr Howland selbst nie da, aber das kann meine Mutter nicht davon abbringen, ständig »Pumpernickel« zu rufen und gleich danach loszugackern. Für mich ist Chris Howland nichts weiter als der Depp aus den Winnetou-Filmen.
    Am Pool ist es voll. Die Liegen sind abgezählt, für jeden ist eine da. Zielstrebig steuert mein Vater auf seine zu, während meine Mutter kurz die Sachen in den Bungalow bringt. Ich mag den Pool, weil man unter Wasser die Augen auch ohne Taucherbrille aufmachen kann. Im Meer geht das nicht so gut. Es gibt einen flachen Bereich für Kinder, der an einer kaum sichtbaren Kante des Beckenbodens endet und in den deutlich tieferen Schwimmerbereich übergeht.
    Als ich ins Wasser springe, ist niemand drin. All die glänzenden Körper liegen strahlenförmig um das Becken, als wollten sie die Sonne selbst nachbilden. Es ist sogar zu heiß zum Reden. Beißender Chlorgeruch schießt mir in die Nase. Das Wasser des Pools ist deutlich kühler als das im Meer. Es ist sogar kühler, als ich es in Erinnerung habe. Ich öffne die Augen und merke

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