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Papa

Papa

Titel: Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven I. Hüsken
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Außenwände. Stattdessen schaute er auf nackte Stahlträger und Querstreben. Dahinter erstreckte sich das Ruhrgebiet wie ein eigenes Universum. Die Lichter bildeten ein buntes Sternenfeld und die stillgelegten Fördertürme – angestrahlt in giftigem Grün – erhoben sich darin wie die ausgebrannten Raumschiffe einer untergegangenen Zivilisation. Über allem schwebte der Mond wie ein bedrohlicher Planet, nur ab und zu von einer Wolke verdeckt.
    Tommi ließ Maik dumpf fallen und sank neben ihm auf den Boden. Verschnaufen. Nur ein bisschen. Er durfte nicht zu lange hier bleiben. Die Gefahr, entdeckt zu werden, war zwar gering, aber sie war da.
    Es gab noch einiges zu tun. Im Auto hatte er den Generator, die Lampen und den Rest. Michelle wartete ebenfalls noch unten, und er musste sich um diese verdammte Chinesin kümmern. Er schnaufte und sog die kühle Abendluft ein. Nur einen Augenblick zu Atem kommen.

[home]
    Kapitel 36
    R obert war bereit für das Rupfen des Hühnchens. Emily Gäter und er standen am Eingang der Klinik und warteten darauf, dass man sie einließ. Gäter hatte es tatsächlich geschafft, bei Dr. Kramme einen Termin zu bekommen.
    Robert konnte nicht ruhig auf der Stelle stehen bleiben und tippelte hin und her. Seine Gedanken waren bei Maik. Wo mochte er stecken? Lebte er noch? Hatte Robert überhaupt noch eine Chance, ihn zu retten? Immer wieder kamen ihm Situationen mit Maik in den Sinn, die ihm zeigten, wie sehr er ihm inzwischen verbunden war. Sie waren Kollegen, und er hatte ihn nie als Freund angesehen, doch im Nachhinein betrachtet war Maik das, was einem Freund sehr nahe kam. Es war kaum möglich, sich ihn tot vorzustellen.
    Robert brauchte einen entscheidenden Hinweis, und diese Kramme würde ihn heute liefern. Notfalls auf eine unpolizeiliche Art und Weise.
    Und schon tauchte sie auf. Als sie Robert sah, stoppte sie, offenbar unschlüssig, was sie tun sollte. Ihre Miene verfinsterte sich, doch sie drückte einen Knopf, und die Schiebetüren öffneten sich.
    »Frau Doktor Kramme«, Robert sprintete vor und reichte ihr die Hand. »Ein Glück, dass Sie uns zu so später Stunde noch empfangen. Sie sind die Einzige, die uns weiterhelfen kann.« Mit Freundlichkeit kam man am weitesten. Spiel, Satz und …
    »Herr Bendlin«, sagte Kramme kühl und wandte sich direkt an die Gerichtsmedizinerin. »Und Sie sind vermutlich Frau Doktor Gäter?« Das Wort Doktor betonte sie besonders.
    Gäter nickte und schüttelte ihre Hand. »Ganz genau. Ich begleite Kriminalkommissar Bendlin und unterstütze die Ermittlungen, soweit mein medizinisches Fachwissen dafür ausreicht.«
    Kramme deutete ihnen an, vorauszugehen. Da Robert ihr Büro kannte, ließ er sich nicht zweimal bitten. Je weniger das Hühnchen an ihm herumpicken konnte, desto besser. Er hoffte inständig, dass sie sich nicht im Präsidium nach ihm erkundigt hatte, denn das würde unweigerlich dazu führen, dass in ein paar Minuten ein Streifenwagen vor der Tür stand.
    Sie schwiegen, während sie in den zweiten Stock gingen. Auf dem Flur waren die Türen zu den Therapiezimmern verschlossen, nur Krammes Bürotür stand weit offen. Sie bot ihnen Plätze an und setzte sich selbst hinter den Schreibtisch.
    Robert versuchte, eine ungewöhnliche Regung bei ihr auszumachen, etwas, das ihm verriet, wie nervös sie war. Doch da war nichts. Im Gegenteil. Sie schaute ihnen offen und neugierig ins Gesicht.
    Gäter begann das Gespräch. »Thomas Ried ist nach wie vor unser Hauptverdächtiger, obwohl die Obduktion ein paar Ungereimtheiten aufgedeckt hat.«
    »So?«
    »Nun, zum einen hinterlässt Ried neuerdings Rätsel auf den Leichen. Zum anderen scheint jegliches sexuell geprägte Motiv zu fehlen. Er konzentriert sich neuerdings auf Männer und darüber hinaus auf Familienangehörige.«
    Dr. Kramme reagierte nicht. Sie schaute weiter neugierig vor sich hin.
    »Etwas ist anders.«
    »Zuerst«, fiel Robert Gäter ins Wort, »dachten wir, dass Ried seine angestaute Wut loswerden wollte. Seinen Trieb hat er lange unterdrücken müssen, so dass es wohl verständlich ist, wenn er neue Vorgehensweisen entwickelt. Aber inzwischen sieht die Indizienlage anders aus. Wir hatten darüber gesprochen, ob Ried Besuch hatte. Erinnern Sie sich?«
    Kramme rührte sich nicht, ganz als ob sie von ihrem Gespräch nichts mitbekommen hätte. Robert musterte sie genau. Sein Spürsinn würde ihn nicht trügen. Auf seine Menschenkenntnis hatte er sich schon immer verdammt gut verlassen

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