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Papa

Papa

Titel: Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven I. Hüsken
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Vielleicht schon tot. Wenn Sie etwas wissen, dann bitte, helfen Sie uns! Sie sind der einzige Anhaltspunkt, den wir haben. Wir wollen nicht so einfach aufgeben.«
    Claudia Kramme sank in ihrem Stuhl zusammen. »So weit sollte es nicht kommen«, schluchzte sie.
    Gäter ging um den Schreibtisch herum und setzte sich vor sie.
    »Helfen Sie uns. Wenn Sie etwas wissen, egal welche Kleinigkeit, sagen Sie es uns.«
    »Nun machen Sie schon«, Roberts Stimme donnerte durch den kleinen Raum, »und ich werde sehen, was ich für Sie tun kann.«
    Die Anstaltsleiterin schaute ihn mit tränenden Augen an. »Sie hat mir versichert, dass Tom niemandem etwas zuleide tun wird. Und sie hat versprochen, dass die Polizei nicht gegen mich ermitteln wird. Darauf habe ich mich verlassen.«
    Ach was. Die Polizei würde nicht ermitteln? Jetzt wurde Robert einiges klar. Die Beurlaubung galt gar nicht
ihm
. Sie diente nur dem Zweck, Kramme nicht zu nahe zu kommen. »Was das angeht, kann ich Sie beruhigen. Die Polizei ermittelt nicht gegen Sie.«
    »Aber …« Krammes Kinnlade sackte ihr auf die Brust. »Was ist mit Ihnen?«
    Gäter schaute kurz zu Robert, dann hob sie die Schultern. »Herr Bendlin ist zurzeit nicht im aktiven Dienst, und ich wollte schon immer mal eine Psychiatrie von innen sehen. Wir wollen nur das Mädchen retten. Alles andere ist völlig egal.«
    »Um noch einmal auf dieses ominöse
sie
zurückzukommen: Wer genau ist
sie
?«, hakte Robert nach. Wenn mehrere Personen im Spiel waren, musste er das wissen.
    Die Anstaltsleiterin schüttelte den Kopf, unfähig etwas zu sagen. Es dauerte eine ganze Weile, bis sie sich beruhigt hatte. Sie zitterte am ganzen Körper und sah aus, als hätte man sie gerade aus der Waschmaschine gezogen. Ihre Augen blickten verquollen, ihr Gesicht war mit roten Flecken übersät, und der Kragen ihrer Bluse war nass vor Tränen.
    Dann aber schluckte sie und stand auf. »Also schön«, sie nickte, während sie zu einem Aktenschrank ging. »Ich werde Ihnen sagen, was ich weiß. Aber es wird Ihnen nicht gefallen.«

[home]
    Kapitel 37
    E s war schwierig für Michelle, sich zu konzentrieren. Immer wieder sah sie Maiks Augen vor sich, und immer wieder stürzte sie das in eine gähnende Leere.
    Wie konnte es so weit kommen?
    Je länger sie ausgestreckt auf dem Boden lag, desto mehr Kraft kroch in ihren Körper zurück. Sie lehnte sich aufrecht gegen die Wand mit Blick auf den Lichtspalt, der inzwischen nur noch ein grauer Strich war. Schon eine Weile war es ruhig vor der Tür. Niemand reagierte auf ihre Rufe. Vielleicht war es besser so. Nun war es an der Polizei, Lilly zu befreien. Michelles Einsatz hatte nichts gebracht. Sie war Lilly kein Stück nähergekommen. Im Gegenteil. Sie hatte ihren Vater getötet. Das würde Lilly ihr niemals verzeihen.
    Tränen hatte Michelle keine mehr. Sie war nur noch eine leere Hülle, zurückgelassen worden, um zu sterben. Wie hatte sie sich nur einbilden können, Tom zu überlisten?
    Im Nachhinein betrachtet, war sogar Ya-Long P’ans Angebot fair gewesen.
    Es rumpelte vor der Tür. Leise nur. Weit weg.
    Michelle stieß sich vom Boden ab, unterdrückte den sengenden Schmerz zwischen ihren Schläfen und schleppte sich zur Tür. »Hilfe!« Sie schlug mit der flachen Hand dagegen. »Helfen …« Sie sammelte Kraft und versuchte es erneut. »Helfen Sie mir!« Immer wieder schlug sie gegen die Tür, bis sie die Hände zu Fäusten ballte und ihr Klopfen zu einem Trommelfeuer anschwoll. Sie spürte kaum, wie die Haut an den Knöcheln aufriss und sich feine Blutstropfen auf dem Türblatt sammelten.
    Der Schädel dröhnte, und es pfiff in ihren Ohren. Sie hatte längst die Kontrolle über ihren Körper verloren. Er funktionierte nur noch.
    »Hallo?« Die Stimme war nur ein paar Zentimeter von ihr entfernt.
    »Helfen Sie mir!« Mehr kam nicht über ihre Lippen. Erschöpft sank sie zu Boden.
    »Aug… Augenblick. Ich, ich öffne die Tür. Wie haben Sie sich denn da eingesperrt?« Es klackte einmal, die Tür schwang auf, und Michelle fiel rücklings in den Flur, einem Mann direkt vor die Füße, der sie von oben herab fassungslos anstarrte.
    Es war Tom! Natürlich. Er hatte sie eingesperrt und er befreite sie auch. Etwas anderes hatte sie auch nicht erwartet.
    »He da. Haben Sie sich verletzt?« Er half ihr auf die Füße. »Da haben Sie aber Glück gehabt, dass ich hier war. Was zum Geier ist passiert?«
    Das Gesicht des Mannes veränderte sich. Zu viele Dinge prasselten auf Michelle

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