Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Papa

Papa

Titel: Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven I. Hüsken
Vom Netzwerk:
wich nicht zurück. Eine Gänsehaut lief seinen Rücken empor über die Schultern bis in die Fingerspitzen, wo sie als kribbelnde Energie verharrte. Für dieses Gefühl machte er all das. »Ach, bitte. Sie sind nicht die Einzige in diesem Raum, die gefährlich ist.«
    Die Chinesin legte die Fingerspitzen aneinander. »Sie verweigern mir also Ihre Unterschrift?«
    Tommi schüttelte den Kopf. »Das Haus gehört Ihnen. So war die Abmachung. Und sobald ich mit meiner Arbeit fertig bin, werde ich unterschreiben. Und
nur
, wenn ich mit meiner Arbeit fertig bin.«
    Ein Lächeln stahl sich auf Ya-Longs Lippen. »Sie dreckiger Hurensohn«, sagte sie und klang wie der eisige Nordwind. »Glauben Sie, Sie kämen ungeschoren davon? Wer mich bedroht, wird dazu keine zweite Gelegenheit bekommen.«
    »Heute Nacht ist alles vorbei. Dann unterschreibe ich. Und dann können Sie gern versuchen, mich zu … na ja, was immer Sie sich so ausgedacht haben.« Er presste die Lippen aufeinander. Wie konnte dieses Weibsbild es wagen, ihm in seinem eigenen Haus zu drohen?
    Sie seufzte, schüttelte den Kopf und zog ein Handy aus der Tasche. Ihre Finger huschten kurz über die Tastatur, und Sekunden später spürte Tommi einen Stoß, der ihn gegen den Wohnzimmertisch beförderte.
    Verärgert drehte er sich um und stand drei Chinesen gegenüber, die mit Schlagstöcken bewaffnet waren. »Klopft ihn durch, bis er die richtige Einstellung hat. Ich will seine Unterschrift, und das, was von ihm übrig bleibt, will ich auf meiner Bühne sehen.« Damit verließ sie den Raum.
    In Tommis Brust kribbelte es. Der Geschmack von Blut breitete sich in seinem Gaumen aus, obwohl noch nichts passiert war. Er schaute von einem zum anderen und konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen.
    »Warum läufst du nicht weg? Sie werden dir weh tun!« Lillian stand in der Tür, doch die Männer kümmerten sich nicht um sie. In ihren Gesichtern stand Schweiß und die Absicht, den Auftrag ihrer Chefin auszuführen.
    »Lillian«, rief Tommi, ohne die Männer aus den Augen zu lassen, »pack deine Sachen. Vielleicht fahren wir doch eine Weile weg.«
    Der Erste holte weit aus, doch zum Schlagen kam er nicht mehr.
    Wer verletzen will, sollte es mit ganzer Seele wollen. Tommi wollte nicht verletzen. Das war ihm egal. Er wollte Blut. All sein Tun schien sich auf diesen Moment hinbewegt zu haben. All die Grenzen, die er überschritten hatte, schienen nur einem Zweck zu dienen: im richtigen Moment stark zu sein.
    Hier und jetzt entlud sich ein Gewitter, das sich unbemerkt in ihm aufgestaut hatte.
    Lillian schlug schluchzend die Hände vor die Augen.
    Tommi stürzte sich auf den Ersten mit einem kehligen Laut. Er packte beide Handgelenke, hielt sie fest, riss den Mund auf und vergrub seine Zähne im Hals des Angreifers. Das hervorquellende Blut lief ihm wie heißer Sirup über das Gesicht. Die Schlagstöcke der verbleibenden zwei prasselten auf ihn ein, doch nichts schien ihn aufhalten zu können. Seine Muskeln waren angespannt, und alles prallte von ihm ab.
    Wie eine Maschine bohrte er sich durch die Kehle des Chinesen und ließ schließlich den zappelnden und gurgelnden Körper fallen. Seine Hand umschloss den Schlagstock, der dem sterbenden Chinesen aus der Hand glitt.
    Lillian spreizte die Finger etwas weiter. Tommi war ein Monster. Schlimmer als das Ding im Keller. So etwas durfte nicht leben. Sie dachte an ihre Mutter, die oben eingesperrt war. Was würde er ihr antun?
    Die Chinesen waren in Rage. Sie schlugen auf Tommi ein, vermieden es aber, seinen Kopf zu treffen. Ihre spitzen Schreie klangen verzweifelt. Tommi wich ihren Schlägen aus, parierte sie mit seinem Stock und passte die richtige Gelegenheit ab.
    Es war alles so viel leichter, wenn man keine Angst hatte. Lillian tauchte seitlich in seinem Blickfeld auf. Sie hatte Angst. Das war ihr deutlich anzusehen. Wie sie so dastand. So klein. So schwach.
    Einer der Chinesen, der größere mit den schiefen Zähnen, strauchelte und fiel ihm direkt in die offene Hand. Blitzschnell schlossen sich seine Finger um den Hals und drückten zu.
    Lillian wimmerte im Hintergrund.
    Sie musste weg. Daran ließ sich nun nichts mehr ändern. Der See war ein herrliches Grab für ein kleines Mädchen.
    Seine Fingernägel schnitten in die Haut des Angreifers, der wild um sich schlug. Der andere traf ihn am Bein. Während Tommi in die Knie ging, prügelte er weiter auf den Typen mit den schiefen Zähnen ein, bis dieser sich nicht mehr rührte.
    Lillian

Weitere Kostenlose Bücher