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Papa

Papa

Titel: Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven I. Hüsken
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künstlerisch begabt. Deshalb die Hinweise auf den Leichen. Die ganze Inszenierung – das Licht, die Schatten – schreit geradezu: Helft mir, ich verwandle mich in etwas Böses.
    Ich glaube, er hat Ried in seiner Gewalt, und der wird der Nächste sein. Wenn das passiert ist, wird Sebastian Graf wahrscheinlich seine guten Seiten hinter sich gelassen haben.«
    »Schön auf den Punkt gebracht.«
    Robert lächelte. Erst jetzt bemerkte er, wie viel Spaß es machte, die Psyche eines Menschen einzuschätzen. »Nein«, antwortete er, »nicht annähernd. Vielleicht liege ich auch völlig daneben. In dem Fall kommen Sie ins Spiel.«
    »Aha. Jetzt kommt die Sache mit dem Aufteilen?«
    »Nun, es ist ja nur eine Theorie. Der Rorschachtest könnte auf Ried hindeuten. Aber auch auf Claudia Kramme. Ich will sichergehen.«
    Emily Gäter nickte und strich sich eine Strähne hinter das Ohr. »Ich nehme an, Sie lassen es sich nicht nehmen, zu Sebastian Graf zu fahren?«
    Robert verzog entschuldigend den Mundwinkel und nickte.
    »Wir haben aber nur ein Auto.«
    »Hier gibt es genug Autos. Fahren Sie zu ihr, und sorgen Sie dafür, dass sie keinen Mist macht.«
    Gäter hob überrascht die Augenbrauen.
    »Tun Sie nicht so überrascht. Dieser Frau traue ich alles zu.«
    »Schön. Ich bin hier eh fertig. Passen Sie auf sich auf.« Damit drehte sie sich auf dem Absatz um und ging.
    Robert war überrascht, als er bemerkte, dass er ihr länger nachstarrte, als es für einen Kollegen gut war. Er atmete tief ein und machte sich dann auf die Suche nach einem Auto.
    In der Halle, die irgendwann einmal eine Lobby sein würde, stieß er auf seinen Chef, der sich mit ein paar Beamten der Spurensicherung unterhielt. Werner Zellinger wirkte angespannt, was Robert angesichts der Lage nicht verwunderte. Er erstarrte, überlegte kurz, ob er einfach auf ihn zugehen sollte, entschied sich aber dagegen.
    Stattdessen ging er geradeaus auf die Tür zu, die ein junger Mann für ein paar Beamte aufhielt. Robert nickte ihm zu und trat nach draußen.
    »Bendlin!«
    Er stoppte und schloss die Augen. Zellingers Stimme war ebenso hart und rauh wie eine Steinaxt – und er war Meister darin, zu treffen.
    »Verdammt, Rob, was tust du hier?«
    Robert drehte sich um und setzte ein Lächeln auf. »Was glaubst du, tue ich hier?«
    Zellinger zog ihn ein Stück zur Seite. »Ich dachte, ich hätte mich klar ausgedrückt«, fauchte er. »Ich habe wirklich nicht übel Lust dazu, dir Handschellen anzulegen. Ein Glück für dich, dass ich weiß, was dir Maik bedeutet hat.«
    »Euch geht der Arsch auf Grundeis, oder? Leg mir Handschellen an, meinetwegen. Aber dann findet ihr Lilly nie. Im Übrigen bin ich mir inzwischen gar nicht mehr sicher, ob das je dein Ziel war!«
    Zellinger öffnete den Mund und schloss ihn wieder. »Ich habe mich wohl verhört!«
    »Ich weiß, dass es einen Grund gibt, warum ich Kramme nicht zu nahe treten durfte. Aber ehrlich gesagt ist mir das im Augenblick scheißegal!«
    Zellinger schaute sich um, als suchte er Unterstützung. Sein Gesicht schien anzuschwellen und wurde puterrot. »Ich habe keine Ahnung, was in dich gefahren ist, aber ich kann dir versichern, dass alle Entscheidungen über Schreyers Schreibtisch gehen. Und jetzt raus mit der Sprache. Was suchst du hier?«
    Schreyer also. Die ominöse Frau mit asiatischer Stimme und Kontakten auf höchster Ebene hatte einen Deal mit Staatsanwältin Schreyer. Diese Frau war zweifelsohne Ya-Long P’an, und jetzt war Robert auch klar, warum er und Maik all die Jahre nicht an sie herankamen.
    »Was suchst du hier«, fragte Zellinger, diesmal mit Nachdruck.
    »Hinweise natürlich.«
    »Du verschwindest augenblicklich von diesem Tatort. Haben wir uns verstanden? Mischst du dich noch einmal in unsere Polizeiarbeit ein, wird das in deiner Akte vermerkt.«
    »Schön, aber ich brauche ein Auto.«
    »Was soll das jetzt wieder? Mach mich nicht wütend, Robert. Ich habe für Spielereien keine Zeit. Du verschwindest, oder ich lasse dich abführen. Und ich hoffe für dich, dass Schreyer von deinem Alleingang nichts mitbekommen hat.«
    »Seit wann hast du Angst vor einer Staatsanwältin? Du solltest ihr mal ein wenig Paroli bieten.«
    »Halt dich aus Dingen raus, die du nicht verstehst.«
    »Oh, ich versteh schon sehr gut. Trotzdem brauche ich ein Auto.«
    »Hauptkommissar Gröne ist hier fertig. Auf dem Weg ins Präsidium nimmt er dich mit. Und wehe, ich höre von dir noch einen Mucks.« Damit ließ er ihn stehen und

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