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Papa

Papa

Titel: Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven I. Hüsken
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stapfte zurück ins Gebäude.
    Kurze Zeit später kam Martin Gröne heraus. Er sah nicht glücklich aus, während er sich umschaute. Als er Robert entdeckte, ging er auf ihn zu. »Werner meinte, ich soll dich bei dir zu Hause absetzen.«
    Robert verzog das Gesicht zu einem breiten Lächeln. »Ja, das ist ausgesprochen nett. Aber ich fahre. Als Beifahrer wird mir immer sehr schnell schlecht, und ich möchte keine Schuld daran haben, wenn du später dein Auto putzen musst.« Jetzt kam es nur noch darauf an, dass er recht behielt und Lilly zusammen mit Ried bei Sebastian Graf war.
    Besser hätte es gar nicht laufen können. Allerdings würde Gröne ziemlich überrascht sein, wenn er von ihrem Ziel erfuhr.
    Robert stieg ins Auto, wartete, bis sein Kollege neben ihm Platz genommen hatte, und trat aufs Gaspedal.
    Lillys Zeit war abgelaufen. Die Abenddämmerung hatten sie schon lange hinter sich gelassen. Jetzt lag ihr Leben in Gottes Hand. Und Robert betete wie noch nie zuvor in seinem Leben.

[home]
    Kapitel 42
    I n Tommis Eingeweide kroch eine Angst, die er so intensiv noch nie gespürt hatte. Als fräße sie ihn von innen her auf.
    So hatte er das ganz und gar nicht geplant, und er war verdammt noch mal nicht der Typ für Überraschungen.
    Verärgert presste er die Lippen zusammen. Er hätte sich mit dem Ritual beeilen sollen. Die Verwandlung war noch nicht abgeschlossen. Noch ließen ihn Kleinigkeiten aus der Rolle fallen. Kleinigkeiten wie diese hier. Ließen ihn Angst spüren, die er nicht mehr spüren wollte.
    Tommis Lungen schrien nach Luft.
    »Wir machen es kurz«, sagte Ya-Long, während sie sich umschaute. »Als Erstes schließen wir unseren Deal ab. Ich habe dafür gesorgt, dass Frau Doktor Kramme nachsichtiger mit der Sicherheitsanlage ist, und dafür überschreiben Sie mir Ihr Haus. Und als Zweites«, sie fuchtelte mit dem Finger durch die Luft, als wollte sie Fliegen vertreiben, »müssen wir diese Sache mit dem Mordversuch an meiner Person aus der Welt schaffen. Was denken Sie, ist das fair?«
    Tommis Hals war trocken und rauh. Dafür schwitzten seine Hände, die er zaghaft an der Hose abwischte. Er schaute an ihr vorbei ins Wohnzimmer. Die Glastür, die in den Garten führte, stand offen und war mit Rissen und Löchern übersät wie ein altes Spinnennetz.
    Ya-Long schien allein zu sein, doch das war sicher nur ein Trugschluss. Ihre Männer warteten draußen schon darauf, ihm das Leben aus dem Körper zu schießen.
    Nein, so war das ganz und gar nicht geplant. Wie sollte er mit dieser neuen Situation umgehen? Gedanken drangen in seinen Kopf und waren schneller wieder verschwunden, als er sie zu packen bekam.
    Er spürte eine unbändige Wut in sich aufsteigen. Eine Kraft, wie er sie in seinem früheren Leben nie gefühlt hatte; eine Kraft, die ihn größer machte, als er war.
    »Sie sehen überrascht aus.« Ya-Long ging an ihm vorbei und musterte den Flur. »Dabei dachte ich, ich hätte Ihnen alle Konsequenzen klar vor Augen geführt?«
    Tommi wollte etwas erwidern, doch eigentlich gab es nichts zu sagen. Jemand wie diese Chinesin nahm sich, was sie wollte. Völlig egal, welche Argumente er vorzubringen hatte. Was sollte er ihr also entgegensetzen?
    »Also schön«, sagte sie und ging zurück ins Wohnzimmer. »Widmen wir uns den Formalitäten.« Sie legte eine Mappe auf den Wohnzimmertisch und einen Kuli. »Wir haben die Unterlagen für die Überschreibung des Hauses vorbereitet. Wir brauchen nur noch Ihre Unterschrift.«
    So war die Abmachung. Ohne Ya-Long P’an wäre er für immer der geblieben, der er war. Sie hatte sich um alles gekümmert, und alles war – wie versprochen – glattgegangen. Nur hätte dieses Weibsbild tot sein müssen! Die andere Chinesin, diejenige, die er an ihrer Stelle getötet hatte, war unbedeutend. Seine Zukunft stand auf dem Spiel. Er musste das Ritual, seine Verwandlung, von vorn beginnen. Ya-Long musste sterben. Jetzt! »Nein«, sagte er deutlich, und es war, als stünde das Wort vibrierend in riesigen Lettern im Raum.
    Ya-Long starrte ihn an. »Na, Sie sind mir ja ein ganz Mutiger.«
    Tommi schloss die Augen und lächelte. »Wir hatten eine Abmachung. Ich bin mit meiner Arbeit noch nicht fertig.«
    Ya-Long nahm die schwarze Sonnenbrille ab. Ihre smaragdgrünen Augen funkelten. Und auch wenn sie wahrscheinlich Kontaktlinsen trug, war die Wirkung durchdringend. Sie war ein Raubtier auf Beutezug. »Wahrscheinlich war ich in meiner Ausführung nicht deutlich genug?«
    Tommi

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