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Papa

Papa

Titel: Papa Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Sven I. Hüsken
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er weitermachen sollte?
    Zellinger stützte sich mit den Händen ab und lehnte sich über den Schreibtisch. Seine Augen zuckten, während er sprach. »Ich weiß durchaus, dass sich das in deiner Akte nicht gut machen wird, völlig egal, was die Untersuchung ergibt. So wie ich das sehe, dürfte dabei eine ordentliche Suspendierung herausspringen.
    Dieser Fall, so wie er sich mir darstellt, hätte für dich ein Karriereschub sein können. Ich hatte gehofft, dass du an Maiks Seite aufblühen würdest. Dass du mal zeigst, was in dir steckt. Bis jetzt war ich der Ansicht, dass eine Menge Potenzial in dir steckt. So aber …« Er zuckte mit den Achseln. »Ich denke, es ist das Beste, dich von dem Fall abzuziehen. Für Maik gilt übrigens das Gleiche. Ihn habe ich ebenfalls beurlaubt. Auch er hat sich nicht mit Ruhm bekleckert.«
    Robert war verwirrt. »Maik? Wieso? Er hat sich doch aus dem Fall herausgehalten.«
Zumindest offiziell
, fügte er in Gedanken hinzu.
    »Oh, hat er es nicht mir dir abgesprochen? Er war mit seiner Exfrau ebenfalls bei Kramme. Der Besuch endete mit einem Nervenzusammenbruch. Ihn habe ich bereits informiert. Dabei kam noch eine andere«, er machte eine kleine Pause, ehe er weitersprach, »Kleinigkeit ans Tageslicht.«
    »Die da wäre?«
    »Du weißt es nicht?«
    Robert verzog das Gesicht und schüttelte den Kopf. »Ich habe keine Ahnung.«
    »Du enttäuschst mich. Wenigstens jetzt hättest du ehrlich sein können. Ihr habt doch die ganze Zeit hinter meinem Rücken gegen mich gearbeitet. Aber ich sage es dir trotzdem: Maik hatte eine Affäre mit Michelle Kettler. Die psychiatrischen Akten liegen dank euch jetzt ganz offiziell bei Schreyer auf dem Schreibtisch.« Seine Stimme wurde lauter. »Wie habt ihr euch das vorgestellt? Damit könnte der ganze Fall Thomas Ried neu aufgerollt werden. Maik hätte damals sofort von diesem Fall abgezogen werden müssen.«
    »Meine Güte, Werner. Maik wusste damals nicht, dass Ried der Gesuchte war. Wie auch?«
    »Du verstehst das nicht, oder? Es ist völlig irrelevant. Die gegnerischen Anwälte werden sich nun auf die Akten stürzen und jede Kleinigkeit hervorzerren. Eure Polizeiarbeit macht mir meinen Job unmöglich.« Sein Gesicht bekam eine ungesunde Farbe.
    Robert seufzte. »Uns ging es um das Mädchen. Sie hat Priorität vor allem anderen.«
    »Wir sind die Polizei, Herrgott!«, schrie Zellinger mit hochrotem Kopf. »Wir haben uns an Vorschriften zu halten. Wir leben nicht im Mittelalter, wo jeder tun und lassen kann, was er will. Wer mir unterstellt ist, hat den Dienstweg einzuhalten. Martin Gröne wird den Fall mit seinem Team übernehmen. Vielleicht bringt er frische Ideen mit ein. Für dich ist hier Schluss. Hol aus deinem Büro, was du brauchst, und schließe bitte deine Waffe im Spind ein. Die Angelegenheit nimmt ab jetzt den offiziellen Weg.«
    »Das bedeutet?«
    »Das bedeutet? Das bedeutet, dass ich nicht garantieren kann, welchen Job du in Zukunft machen wirst. Ich bin mir nicht mal mehr sicher, ob die Polizei der richtige Ort für dich ist.«
    Die letzten Worte waren für Robert nicht mehr wichtig. Martin Gröne, der Frischling. Ausgerechnet. Für Robert hätte es nicht schlimmer kommen können.
    »Und du glaubst allen Ernstes, dass es für den Fall am besten wäre, wenn ich nicht mehr ermittle? Die Zeit sitzt uns im Nacken. Jeder, der den Fall übernimmt, muss sich erst einarbeiten. Und dann Gröne? Ich bitte dich. Es geht immerhin um das Leben eines Kindes.«
    »Du denkst, du wärst der Einzige, der erfolgreich ermitteln kann? Komm von deinem hohen Ross runter. Gröne hat eine hervorragende Ausbildung genossen. Außerdem hat er einen Abschluss in Rechtspsychologie. Er wird seinen Weg machen. Und ehrlich gesagt, wenn ich mir eure Methoden angucke, glaube ich, dass Gröne gute Chancen hat, den Fall kurzfristig abzuschließen.«
    Darauf wusste Robert nichts mehr zu sagen. Wahrscheinlich war es auch besser so. Aus seinem Mund wäre nichts gekommen, was man im Büro seines Chefs äußern sollte.
    »Die Anstaltsleiterin«, führte Zellinger weiter aus, »kann mächtig für Ärger sorgen. Thomas Ried ist aus ihrer Obhut entkommen. Sie wird alles tun, um ihren Kopf aus der Schlinge zu ziehen. Gröne ist ambitioniert. Er schafft das allein, und du bist durchaus ersetzbar.«
    Robert erhob sich langsam. Seine Aufregung war verpufft. »Danke«, sagte er matt, drehte sich um und verließ das Büro.
    Der Flur wirkte verwaister als sonst. Vereinzelt war das

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